Spantenwagen
Die Spantenwagen waren Personenwagen der Österreichischen Bundesbahnen, die nach dem Zweiten Weltkrieg durch Umbauten von älteren Personenwagen mit hölzernem Wagenkasten entstanden sind. Wie bei den deutschen Umbau-Wagen fand durch dieses Umbauprogramm eine in der Not der Nachkriegszeit dringend notwendige Erneuerung des überalterten und abgewirtschafteten Wagenparks statt. Die ersten Spantenwagen wurden im Jahr 1948 in der Hauptwerkstätte Knittelfeld entwickelt. Als Vorbild dienten im Wesentlichen die äußerlich ähnlichen Vorkriegswagen vom Typ N 28.
Bei einem Spant handelt es sich um eine geschlossene Winkeleisenform, aus einheitlichen Walzprofilen, welche dem Kastenquerschnitt entspricht. Je zwei Spanten wurden in einer besonderen Vorrichtung zu einem Fensterelement verbunden, wodurch die Fensterelemente untereinander gleich und somit auch auswechselbar waren. Diese Fensterelemente wurden auf die alten Fahrgestelle gesetzt, miteinander durch Einschweißen mit Winkeleisen verbunden. Anschließend wurde mittels Lochschweißung ein 2 Millimeter dünnes Bekleidungsblech sowie ein 1,5 mm starkes Dachblech angeschweißt. Die Innenauskleidung erfolgte mittels verleimter Hartfaserplatten. Weiters erfolgte die Ausstattung mit Leichtbaustahltüren, 850 mm breiten Leichtmetallfenstern sowie einer Trittbrettbeleuchtung, die beim Öffnen der Eingangstür eingeschaltet wurde.
Die meisten Wagen wurden in der Hauptwerkstätte St. Pölten (Normal- und Schmalspur) oder Simmering (Normalspur) umgebaut. Durch dieses Umbauprogramm ist in den 1950er Jahren eine große Zahl von Wagen entstanden. Das Umbauprogramm umfasste sowohl zweiachsige als auch vierachsige Wagen auf Normalspur und Schmalspur. Die zweiachsigen Normalspurwagen mit offenen Bühnen wurden Anfang der 1980er-Jahre außer Dienst gestellt, nur einige Exemplare, die mit blau-weißem Anstrich versehen als Anhänger von Triebwagen deklariert waren, gelangten noch bis 1988 zum Einsatz. Vierachsige Wagen waren noch in den 1990er Jahren weit verbreitet. Die vierachsigen Schmalspurwagen kamen im Plandienst zuletzt noch auf der Mariazellerbahn zum Einsatz. Die schmalspurigen Zweiachser bilden heute das Rückgrat des Nostalgiezug-Angebotes auf mehreren Schmalspurstrecken.
Nach dem Ende ihrer Dienstzeit gelangten zahlreiche Fahrzeuge zu Museums- und Touristikbahnen, auch außerhalb Österreichs.
Spantenwagen sehen ähnlich aus wie in Deutschland die zweiachsigen Personenwagen der Baujahre 1921 bis 1931, die sogenannten Donnerbüchsen, von denen einige Stücke auch in Österreich verwendet wurden.
- Zug der Mariazellerbahn mit vierachsigen Spantenwagen (2002)
- Sonderzug auf den Waldviertler Schmalspurbahnen, fast alle Wagen sind zweiachsige Spantenwagen (2005)
- Zweiachser mit sechs Fenstern (2007)
- Der 1908 gebaute und mehrfach umgebaute B4iph-s 3110-9 am Bahnhof Kirchberg an der Pielach mit 1991 geschaffener touristischer Lackierung (2017)
Literatur
- E. Doleschal, W. Saliger: Der Bau von Spantenwagen in der Hauptwerkstätte St. Pölten. In: Schienenverkehr Aktuell. 9/1984, S. 3–5, Verlag Pospischil, Wien
- Der neue Stahl-Spantenwagen. Eisenbahn, 5/1949, S. 141–143, Verlag Ployer & Co., Wien
- Markus Inderst: Tiroler Verkehrsschriften, Band 1, Verzeichnis der schmalspurigen Wagen der Österreichischen Bundesbahnen, 1953–1956. Verlag Railway-Media-Group, Wien 2016, ISBN 978-3-902894-40-3.