Sonnenstein (Ohmgebirge)
Der Sonnenstein ist ein 485,6 m ü. NHN[1] hoher Berg und beliebtes Ausflugsziel im Eichsfeld in Nordthüringen.
Sonnenstein | ||
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Der Sonnenstein von Süden gesehen | ||
Höhe | 485,6 m ü. NHN [1] | |
Lage | Thüringen, Deutschland | |
Gebirge | Ohmgebirge | |
Dominanz | 2 km → am Schwarzenberg bei Brehme (491 m ü. NN) | |
Schartenhöhe | 97 m ↓ Abzweig der L 1011 nach Holungen südlich des Berges | |
Koordinaten | 51° 29′ 50″ N, 10° 23′ 6″ O | |
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Gestein | Muschelkalk |
Lage
Der am nördlichen Rand des Ohmgebirges gelegene Berg erhebt sich knapp einen Kilometer nördlich von Holungen, sowie nordöstlich von Brehme. Die Stadt Worbis liegt ungefähr acht Kilometer in südlicher Richtung. Gut zu erreichen ist der Berg über die Landstraßen 1011 (Ecklingerode-Holungen) und 1012 (Worbis-Jützenbach).
Besonderheiten
Den Westrand des Sonnensteins bildet eine etwa 20 m hohe, fast senkrechte Felsfront aus Muschelkalk. Der Felsen verlieh dem Sonnenstein seinen Namen. Die waldlose Kuppe ermöglicht bei guter Sicht einen weiten Ausblick auf den westlichen Harz mit dem Brocken im Norden, auf das Kyffhäusergebirge im Osten, auf das Ohmgebirge im Süden sowie über die Goldene Mark und das angrenzende Leinebergland im Westen. Die nordwestlichen Berghänge sind dagegen bewaldet.
1990 wurde auf dem Sonnenstein neben einem alten Steintisch wieder ein weithin sichtbares Kreuz aufgestellt. Der zwischen dem Sonnenstein und dem Ohmgebirgsplateau gelegene Sattel wird auch Porta Eichsfeldica genannt. Südlich des Berges befindet sich der Iseke-Gedenkstein.
Auf dem Berg wurde 2017 ein 14 Meter langer Skywalk eröffnet, der 9 Meter über die Klippenkante hinausragt. Unter der Aussichtsplattform fällt das Gelände bis in knapp 100 Meter Tiefe schräg ab.[2][3]
Der Berg Sonnenstein ist namensgebend für die Gemeinde Sonnenstein.
Geschichte
Über den Nordwestrand des Ohmgebirges und den Sonnenstein verlief die Besiedlungsgrenze zwischen den sächsischen und thüringischen Bevölkerungsgruppen. Heute bildet diese Besiedlungsgrenze die Sprachgrenze zwischen dem niederdeutschen und mitteldeutschen Dialekt im Eichsfeld. Diese Besiedlungsgrenze war mit einer frühmittelalterlichen Landwehr versehen.
Die Gegend um den Sonnenstein wird in frühen Urkunden als Graseforst bezeichnet, wobei das Flur etwas größer als der Berg ist und von der Wenderhütte bis zum Schwarzenberg reicht. 1257 wird der Graseforst erstmals erwähnt, als Albert, Herzog von Braunschweig, dem Kloster Gerode für den Schaden unter anderem den monte vulgariter Grasevorst überträgt. 1369 belehnt das Kloster die Stadt Duderstadt mit dem Graseforst und allen Zubehörungen. Im Jahr 1432 geht es um die Festlegung der Grenze am Graseforst und weiteren Flurbezirken zwischen Brehme und Holungen, wo die Grafen von Hohnstein, die Herren von Lohra und Klettenberg, die Stadt Duderstadt, die Herren von Wintzingerode und das Kloster Gerode Anspruch erheben.[4] Bis ins 18. Jahrhundert wird die Gegend um den Berg überwiegend nur Graseforst genannt, der Berg heißt dann nur Stein und erst in der Neuzeit der heute übliche Name Sonnenstein.
An der westlichen Abbruchkante des Sonnensteines befindet sich eine frühmittelalterliche Wallanlage, die sogenannte Urbenschanze. Sie ist eine trapezförmige Anlage mit 16 Meter Seitenlänge und einem breiten Tor im Westen (?). Mit findet noch einen Graben zwischen einem Außen- und Innenwall, die Anlage wird aber durch kleinere Steinbrüche gestört. Vermutlich handelt es sich hierbei um eine Beobachtungsstation an der Besiedlungsgrenze.[5] In einer Sage von der Urbenschanze ist von einer Felsenhöhle auf dem Sonnenstein und dem Räuber Urban die Rede.
Unmittelbar südwestlich des Sonnensteins befindet sich ein kleiner spitzer Bergkegel, der Braune Bühl, wo ebenfalls eine mittelalterliche Anlage vermutet wird. Etwa 1440 schließen der Abt von Kloster Gerode, die Ganerben der Burg Bodenstein Tile von Wolf, Hans und Ernst von Wintzingerode und Hardegen von Worbis, sowie Arnd, Tile und Bertold von Wintzingerode und die Stadt Duderstadt einen Vertrag zum Bau einer Warte an der Landstraße zwischen der Hohen Kammern und dem Stein (Sonnenstein). Erlaubnis zum Bau geben der Erzbischof von Mainz und die Grafen von Hohnstein.[6] Ob dann tatsächlich eine Warte gebaut wurde, ist nicht bekannt. Einen Kilometer weiter südwestlich war bis ins 19. Jahrhundert die sogenannte Schwedenschanze bei Brehme mit Wall und Graben nachweisbar. Dabei handelte es sich vermutlich um eine weitere frühmittelalterliche Anlage an der Besiedlungsgrenze.
Bilder
Galerie
- Felsfront am Westrand des Sonensteins
- Holungen und der Sonnenstein um 1900
- Kalibergwerk Bischofferode und der Ort Holungen (1942) vom Sonnenstein aus gesehen
- Abraumhalde des Schachts Bischofferode im Jahre 2016 vom selben Standpunkt aus gesehen
- Holungen und der Sonnenstein aus Sicht der Hohenkammer
Panorama
Natur
Die baumlose Bergkuppe trägt einen artenreichen Kalkmagerrasen mit verschiedenen Orchideenarten, Sonnenröschen und Türkenbund-Lilie, Blaugras-Kalkfelsfluren. Am Fuss des Berges findet man im feuchteren Grünland Wollgras und Bach-Nelkenwurz.[7] Eine Informationstafel gibt Auskunft über die besondere Vegetation auf dem Berg.
Literatur
- H. Atzroth: Der Sonnenstein in Geschichte und Sage. In: Eichsfelder Heimathefte 1. Jg. (1961), Eichsfelddruck Heiligenstadt, S. 48ff
Einzelnachweise
- Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
- Junge Frau stürzt von Skywalk am Sonnenstein im Eichsfeld. In: goettinger-tageblatt.de. 3. März 2019, abgerufen am 4. März 2019.
- 19-Jährige stürzt von Aussichtsplattform „Skywalk“ in die Tiefe. In: thueringer-allgemeine.de. 3. März 2019, abgerufen am 4. März 2019.
- Levin von Wintzingeroda-Knorr: Die Wüstungen des Eichsfeldes: Verzeichnis der Wüstungen, vorgeschichtlichen Wallburgen, Bergwerke, Gerichtsstätten und Warten innerhalb der landrätlichen Kreise Duderstadt, Heiligenstadt, Mühlhausen und Worbis. O. Hendel, Göttingen 1903, S. 490–493, 938
- Paul Grimm und Wolfgang Timpel: Die ur- und frühgeschichtlichen Befestigungen des Kreises Worbis. In: Eichsfelder Heimathefte Sonderausgabe, Worbis 1966, S. 54
- Levin von Wintzingeroda-Knorr: Die Wüstungen des Eichsfeldes: Verzeichnis der Wüstungen, vorgeschichtlichen Wallburgen, Bergwerke, Gerichtsstätten und Warten innerhalb der landrätlichen Kreise Duderstadt, Heiligenstadt, Mühlhausen und Worbis. O. Hendel, Göttingen 1903, S. 493
- Hrsg. Ulrich Harteisen, Ansgar Hoppe, Hansjörg Küster, Torsten W. Müller, Haik Thomas Porada, Gerold Wucherpfennig: Das Eichsfeld. Band 79 der Reihe Landschaften in Deutschland. Verlag Böhlau, Wien/ Köln/ Weimar 2018, S. 247