Sonnenfinsternis vom 15. April 136 v. Chr.
Die Sonnenfinsternis vom 15. April 136 v. Chr. war eine totale Sonnenfinsternis, die im nördlichen Afrika und Asien sichtbar war.
Sonnenfinsternis vom 15. April 136 v. Chr. | |
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Klassifikation | |
Typ | Total |
Gebiet | Nordost-Afrika, Arabische Halbinsel, Zentralasien, Russland Total: Niger, Tschad, Sudan, Ägypten, Saudi-Arabien, Irak, Iran, Kasachstan, Russland |
Saroszyklus | 75 (27 von 73) |
Gamma-Wert | 0,7119 |
Größte Verfinsterung | |
Dauer | 3 Minuten 39 Sekunden |
Ort | Kasachstan |
Lage | 46° 48′ N, 58° 54′ O |
Größe | 1.0527 |
Beschreibung
Der Kernschattenbereich begann im heutigen Niger, überquerte Nordafrika in nordöstlicher Richtung, überstrich danach zunächst die Arabische Halbinsel, Irak mit der Stadt Babylon, den Iran, dann das Kaspische Meer, Kasachstan und Russland, und endete schließlich in der Tschuktschensee, unweit der Wrangelinsel.[1] (Die angegebene NASA-Quelle rechnet, wie in der Astronomie üblich, von unserer Zeit ausgehend eine gewisse Anzahl Jahre zurück und kommt auf das Jahr −135. Da das nicht-historische Jahr 0 darin enthalten ist, gehört dazu die historische Zeitangabe 136 v. Chr.)
Wissenschaftliche Bedeutung
Die Sonnenfinsternis verdunkelte auch die Stadt Babylon und ist von einem babylonischen Astrologen gut dokumentiert worden. Die in Babylon gefundene Keilschrifttafel befindet sich im Besitz des Britischen Museums.[2]
- Marcus Chown gibt den Inhalt der Tafel wie folgt wieder:[3] 24 Grad nach Sonnenaufgang – eine Sonnenfinsternis. Als sie auf der Südwestseite einsetzte, waren Venus und Merkur sowie die normalen Sterne sichtbar. Jupiter und Mars, die zu der Zeit am Nachthimmel fehlten, konnten nun gesehen werden. Die Sonne warf den Schatten von Südwest nach Nordost.[4]
Die beschriebene Sichtbarkeit der Planeten und Sterne lässt darauf schließen, dass die Sonnenfinsternis über Babylon tatsächlich total war. Daher ist sie für die astronomische Chronologie von Bedeutung, um den Effekt der sich verlangsamenden Erdrotation bestimmen zu können, das heißt die Zeitdifferenz Delta T zwischen terrestrischer Zeit und der Universal Time, die sich demnach auf ca. 3¼ Stunden gegenüber damals beläuft.[3][5] Berechnungen ohne Berücksichtigung dieses Effekts ergäben einen Schattenverlauf ca. 50 Längengrade weiter westlich.[6]
Einzelnachweise
- Sonnenfinsternis vom 15. April 136 v. Chr. (engl.) NASA
- Die Keilschrifttafel im Britischen Museum
- Marcus Chown: Der Schatten des Mondes bringt es an den Tag (August 1999) in Spektrum.de
- J. M. Steele, F. R. Stephenson, L. V. Morrison: The Accuracy of Eclipse Times Measured by the Babylonians, Journal for the History of Astronomy (November 1997), Seiten 337–345 hier online
- F. R. Stephenson, L. V. Morrison, C. Y. Hohenkerk: Measurement of the Earth's rotation: 720 BC to AD 2015, Proc. R. Soc. (2016), hier online
- M. Scholz: Kleines Lehrbuch der Astronomie und Astrophysik, Band 1, Klassische Astronomie, Seite 26 unten