Small World (2010)
Small World ist eine deutsch-französische Romanverfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Martin Suter aus dem Jahr 2010.
Film | |
---|---|
Titel | Small World |
Originaltitel | Je n’ai rien oublié |
Produktionsland | Frankreich, Deutschland |
Originalsprache | Französisch |
Erscheinungsjahr | 2010 |
Länge | 93 Minuten |
Altersfreigabe | FSK 6[1] JMK 10[2] |
Stab | |
Regie | Bruno Chiche |
Drehbuch | Bruno Chiche |
Produktion | Nicolas Duval-Adassovsky, Yann Zenou |
Musik | Klaus Badelt, Jean-Michel Bernard |
Kamera | Thomas Hardmeier |
Schnitt | Marion Monnier |
Besetzung | |
|
Handlung
Konrad Lang ist ein Freigeist, der an Gedächtnisstörungen leidet. Ihm sind Erinnerungen an seine Kindheit näher als der vergangene Tag. Nachdem er aus Unachtsamkeit ein Schloss in Brand steckt, das er als Verwalter bewohnt hatte, lädt ihn Elvira Senn ein, im Anwesen der Industriellenfamilie Senn zu wohnen. Bei dieser Familie war der junge Konrad, Sohn einer Hausangestellten, mit Thomas, dem gleichaltrigen Sohn der Familie, wie mit einem Bruder aufgewachsen, nachdem ihn seine Mutter, die Hausangestellte, in jungen Jahren zurückgelassen hatte. Später kam es jedoch zum Zerwürfnis zwischen Konrad und Thomas.
Thomas reagiert auf Konrads Wiederauftauchen eher kühl. Thomas’ Stiefmutter Elvira Senn, die den Industriellen Senn nach dem Tod von dessen Frau bei Thomas’ Erziehung unterstützt hatte und ihn schließlich heiratete, verhält sich eher wohlwollend gegenüber Konrad und dessen demenzbedingten Aussetzern. Auch findet sie es verzeihlich, dass er das andere Anwesen der Familie in Brand gesteckt hat. Simone, die junge Ehefrau von Thomas’ Sohn Philippe, ist neugierig auf den seltsamen Konrad. Sie langweilt sich im Schloss, da ihr Mann beruflich viel unterwegs ist, und verbringt zusehends mehr Zeit mit Konrad.
Da die Hochzeit von Philippe und Simone nur kurz zurückliegt, ist auch Philippes Mutter, Thomas’ Noch-Ehefrau Elisabeth, aus Boston zu Besuch. Die alte Liebe zwischen Konrad und ihr flammt kurz wieder auf. Nachdem Konrad desorientiert draußen im Schnee geschlafen hat, findet ihn Simone, und er wird ins Krankenhaus gebracht. Hier werden ihm drei erfrorene Zehen abgenommen, außerdem wird er auf Demenz getestet. Dabei wird das Ausmaß seiner Erkrankung deutlich. Schließlich stürzt Konrad vom Krankenhausdach, als er dort Musik hörend auf seinem Stuhl schaukelt und das Gleichgewicht verliert. Aufgrund eines Rettungskissens verletzt er sich jedoch nicht. Es wird deutlich, dass er nicht begreift, was tatsächlich passiert ist.
Elvira besteht darauf, ihn in das Gästehaus ihres Schlosses aufzunehmen, wo sich Simone zusammen mit der Pflegerin Nadia stets intensiver um ihn kümmert. Der Arzt empfiehlt, dass Konrad sich mit alten Fotos beschäftige, die Simone schließlich Elvira aus einem geheimen Versteck entwendet und kopiert. Anhand der Fotos erinnert sich Konrad an seine früheste Kindheit. Simone wird so auf Widersprüche in den Erzählungen der Familie aufmerksam.
Simone beobachtet im Café, wie ihr Mann mit einer anderen Frau zärtlich ist. Kurz darauf findet sie heraus, dass sie schwanger ist. Als ihr Mann ihr ein Geschenk mitbringt, bekundet sie ihr Misstrauen, ohne jedoch ihre Beobachtung oder ihre Schwangerschaft zu offenbaren. Er reagiert irritiert und wütend, sodass sie noch stärker am Sinn der Ehe zweifelt. Sie verlässt Philippe schließlich.
Elvira befürchtet, dass Konrads Erinnerungen ihre Geheimnisse enthüllen könnten, weshalb sie ihn mit Insulin töten will. Thomas kann dies im letzten Moment verhindern. Auch er hat die Fotos gesehen und erkannt, dass er der leibliche Sohn Elviras ist. Diese fährt schließlich vom Anwesen und beichtet unterwegs dem Chauffeur das Vertauschen der Kinder: Sie hatte mit 16 Jahren einen Sohn bekommen, den sie jedoch dem Industriellen Senn verschwieg. Sie gab ihn als den Sohn einer anderen Angestellten aus, die schließlich das Land verließ. Da sie unter der Ehe mit Senn litt, ermordete sie ihn schließlich, indem sie ihm Insulin spritzte. In Rückblenden wurde bereits deutlich, dass Konrad dies mit angesehen hatte. Um ihren Sohn vor Armut zu schützen, vertauschte sie auf einer langen Venedigreise dessen Namen und Identität mit jenen des Sohnes von Senn. Ihr wirklicher Sohn Konrad war also als Thomas bei der Familie in Reichtum aufgewachsenen. Somit war der vermeintliche Konrad in Wahrheit Thomas, der leibliche Sohn des Industriellen Senn. Elvira stirbt noch im Auto, vermutlich an einer selbstverabreichten Überdosis Insulin. In der Schlussszene, Elviras Beerdigung, rätselt (der vermeintliche) Konrad über deren Verbleib.
Kritiken
Rafael Dernbach kritisiert in Die Zeit, dass der Regisseur von einem „raffinierten Krimi über einen Alzheimer Patienten“ nur ein „mutloses Familiendrama“ übriglasse. Er lobt jedoch gleichzeitig die schauspielerische Leistung von Depardieu, der zu „keinem Zeitpunkt“ Konrad als „bemitleidenswerten Kranken“ spiele. Jedoch bleibe unverständlich, „warum ausgerechnet für eine bildgeladene Vorlage wie Small World auf filmische Mittel verzichtet wird“.[3]
Lida Bach hingegen konstatiert auf filmrezension.de: „In der unterkühlten Eleganz einer Ballade der Romantik inszeniert Bruno Chiche Martin Suters kriminalistisches Drama ‚Small World‘. Überall lauern subtile Metaphern in der malerischen Düsterkeit von Chiches Szenengemälden. Frostig wie die Winterlandschaft ist die Atmosphäre in dem weitläufigen Herrenhaus. Liebe erfriert in der vornehmen Kälte wie die drei von Konrads Zehen, nachdem er geistesabwesend durch das Weiße stapft. Gut, dass sieben seine Glückszahl ist, lächelt der wundervolle Konrad – senil? Wissend? ‚Manchmal glaube ich, Sie spielen nur‘, vermutet nicht nur seine Krankenschwester. Ein bravouröser Traumtänzer, ein der Welt abhanden Kommender ist Depardieus Konrad Lang. Nicht mehr der tragische Hauptcharakter aus Suters Novelle, sondern dessen schlafwandlerischer Seelenbruder.“[4]
Die Deutsche Film- und Medienbewertung FBW in Wiesbaden verlieh dem Film das Prädikat besonders wertvoll.
Weblinks
- Small World in der Internet Movie Database (englisch)
Einzelnachweise
- Freigabebescheinigung für Small World. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, Dezember 2010 (PDF; Prüfnummer: 125 491 K).
- Alterskennzeichnung für Small World. Jugendmedienkommission.
- Rafael Dernbach: Die Klarheit im Vergessen. Die Zeit. Abgerufen am 18. März 2013
- Lida Bach Small World – Bruno Chiche schickt Gérard Depardieu in Martin Suters gefährliche „Small World“ filmrezension.de Abgerufen am 18. März 2013