Silo (biblischer Ort)
Silo (hebräisch שילה, Schilo, Schiloh) ist ein in der Bibel (hauptsächlich im Alten Testament) erwähnter geographischer Ort des Alten Nordreiches von Israel. Es wird mit dem heutigen Chirbet Selun, 16 km nördlich von Bet El im Westjordanland, identifiziert.
Biblische Darstellung
Gemäß der Darstellung im Tanach war Silo, wie es im Buch Josua und auch im Buch der Richter vermittelt wird, in den ersten Jahrzehnten nach der Landnahme, lange Zeit vor Jerusalem, Hauptstadt und religiöses Zentrum der Israeliten. Dort stand das erste zentrale Heiligtum der israelitischen Stämme, die Stiftshütte mit der Bundeslade. Ihr bedeutendster Hüter war der Prophet Samuel.
Die Ortschaft Silo wird zum ersten Mal im Buch Josua erwähnt. Hier versammelten sich die Anhänger von sieben Stämmen der Israeliten (Benjamin, Simeon, Sebulon, Issachar, Ascher, Naftali, Dan), um von Josua, dem Sohn Nuns, nach der Landnahme die jeweiligen Stammesgebiete zu erhalten. Auch wurde in Silo beschlossen, dass die Leviten keine Ländereien besitzen sollten, da sie als Stamm der Priester unter den übrigen Stämmen leben sollten und auf Grund ihrer Bestimmung als Diener JHWHs kein Land brauchten.
Viele Jahrzehnte nach Josuas Tod wurde in Silo der Prophet Samuel von Eli erzogen. Hier erfuhr er nach der Bibel von Gott, dass Elis Söhne wegen ihrer Gottlosigkeit sterben müssten, was auch im Kampf gegen die Philister tatsächlich geschah.
Einer von Elis Nachkommen war der in Silo praktizierende Priester Abjatar, den Salomo verstieß, nachdem Abjatar mit Salomos Rivalen und Halbbruder Adonija ein Bündnis gegen ihn unterhielt.
Kurz vor Salomos Tod beschloss einer seiner Knechte, Jerobeam I., neuer Herrscher Israels zu werden, da sich Salomo viele Frauen genommen und vor allem deren Götter angebetet hatte. Als Salomo ihn deswegen umzubringen versuchte, musste Jerobeam fliehen. Er traf Ahija, einen Propheten aus Silo, der ihm versicherte, er werde zehn Stämme Israels regieren, Salomos Sohn Rehabeam jedoch die restlichen beiden Stämme.
Doch auch Jerobeam verehrte nach der biblischen Erzählung Götzenbilder. Als eines Tages sein Sohn Abija krank war, bat er seine Frau, zu Ahija nach Silo zu gehen und für ihn zu beten. Diese, aus Furcht, Ahija könne sie erkennen, verstellte sich, doch Ahija erkannte sie. Er versicherte ihr, ihr Sohn werde sterben, da sein Vater Gottes Gebote nicht befolgt habe. Bei ihrer Heimkehr in die Stadt Tirza wurde das Angekündigte wahr.
Weitere Erzählungen über Silo sind in der Bibel, mit Ausnahme der prophetischen Bücher, wie Jeremia, nicht vorhanden.
Geschichte
Der Ort wurde etwa 1050 v. Chr. von den Philistern zerstört.
Archäologie
Jüngere Ausgrabungen haben einen großen Getreidespeicher am Orte von Silo freigelegt. Und auch der durch die Philister hervorgerufene Zerstörungshorizont ließ sich nachweisen.
Namensgebungen
Zahlreiche Orte wurden nach Silo benannt, vor allem von Puritanern in den USA, dort aber in der englischsprachigen Variante Shiloh, bei der Landnahme des amerikanischen Westens (vgl. auch die TV-Serie Die Leute von der Shiloh Ranch), sowie die neuere jüdische Siedlung im Westjordanland Schilo.
Literatur
- Israel Finkelstein, Neil A. Silberman: David und Salomo. Archäologen entschlüsseln einen Mythos. C.H. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54676-5.
- Silo. In: Brockhaus Konversations-Lexikon 1894–1896, 14. Band, S. 982.
- Detlef Jericke: Silo. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff.