Siegfried Perrey

Siegfried Perrey (* 28. Mai 1915 i​n Königsberg (Preußen); † 17. Juli 1984 i​n Bad Mergentheim) w​ar ein deutscher Handballspieler u​nd Sportfunktionär.[1]

Werdegang

Der hochgewachsene Perrey spielte für d​en VfL Königsberg u​nd kam 1936 i​n die deutsche Feldhandball-Nationalmannschaft.[2] Er bestritt a​ls Mittelstürmer[3] v​on 1937 b​is 1939 sieben Länderspiele.[1]

Perrey studierte vier Jahre auf dem Konservatorium Klavier und machte in der Danziger Marienkirche das Organisten-Examen. Später arbeitete er als Volksschullehrer.[4] Nach dem Krieg kam Perrey von Danzig nach Flensburg. Dort arbeitete er zunächst als Oberlehrer und Chef des Stadtamtes für Leibesübungen.[3] Ab 1947 war er Sportdirektor der Sportschule Flensburg-Mürwik und gleichzeitig 1. Sportwart des Deutschen Handballverbandes. Unter seiner Leitung trainierte in Mürwik die deutsche Olympiamannschaft für die Olympischen Sommerspiele 1952 in Helsinki.[3] Anschließend wurde Perrey zum Organisationschef für die deutsche Olympiamannschaft in Helsinki berufen. Diese Funktion behielt er bis zu seinem Tode bei.[5] Nach dem Vorwurf finanzieller Unregelmäßigkeiten bei Bewirtungskosten wurde er 1953 als Leiter der Landessportschule Flensburg-Mürwik und als Leiter des Stadtamtes für Leibesübungen entlassen.[6] Er soll dabei Landes- und Bundesmittel die „ausschließlich für die Pflege des internationalen Sportverkehrs bestimmt waren, für andere Veranstaltungen seiner Sportschule verwendet haben“. Perrey bestritt die Vorwürfe und sprach von einer politischen Intrige.[7] Es kam zu einem Strafprozess, an dessen Ende er 1954 wegen seiner Vergehen zu zwei Monaten Gefängnis und 300 D-Mark Geldstrafe verurteilt wurde. Das von Perrey angestrengte Revisionsverfahren wurde vom Bundesgerichtshof aufgrund einer Amnestie eingestellt.[8]

Um 1955 kam Perrey von Flensburg nach Haßloch. Dort wurde er Leiter des Pfälzer Handballzentrums und war hauptamtlich als Handballlehrer im ganzen Pfälzer Handball-Verband tätig.[9] Als er seine Verbandstätigkeit beendete, wurde er Lehrer an der Haßlocher Schillerschule.[10] Dabei engagierte sich Perrey besonders für die TSG Haßloch. Perrey galt als Organisationsgenie und wurde wegen seiner laut-fröhlichen Art auch „Don Krawallo“ genannt.[11][12] Ende 1960 endete sein Engagement für die TSG. In Haßloch ist eine Straße nach ihm benannt.[13]

International bekannt wurde Perrey als Olympia-Koordinator.[4] Bei den Olympischen Sommerspielen 1964 in Tokio war er Olympia-Inspekteur der deutschen Mannschaft.[14] Er war Organisator der Eröffnungs- und Abschlussfeier der Olympischen Sommerspiele 1972 in München. Als Repräsentant des deutschen Sports bekam er den Spitznamen Mister Olympia.[15][16] 1965 wurde er erster Leitender Direktor des Bundesausschuss Leistungssport, ehe er 1969 von Helmut Meyer abgelöst wurde und in das Organisationskomitee der Olympischen Spiele in München wechselte.[17]

1979 schied er als für den Schulsport verantwortlicher Regierungsdirektor der rheinhessisch-pfälzischen Bezirksregierung aus dem Dienst aus. Er war Ritter der französischen Ehrenlegion[17] und Träger des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland 1. Klasse.[18] Er verstarb nach langer schwerer Krankheit 1984 in einem Bad Mergentheimer Sanatorium.[5]

Familie

Er w​ar verheiratet m​it Marianne (1918–2008), m​it der e​r zwei Töchter u​nd einen Sohn hatte.[1]

Veröffentlichungen

  • Siegfried Perrey: Trainingsmethoden, Talentsuche- und Förderung. Nationales Olympisches Komitee für Deutschland, Wissenschaftlichen und Methodischen Förderung d. Leistungssports im NOK. Verlag Westfalendr., 1962
  • Siegfried Perrey: Programmablauf der Eröffnungsfeier: München 1972. 1972.

Einzelnachweise

  1. Siegfried Perrey im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
  2. Werner Buxa: Bilder aus Ostpreussen. Weltbild-Verlag, 1990, ISBN 3-893-50098-7, S. 171.
  3. Aus klimatischen Gründen In: Der Spiegel Ausgabe 12, 1951, 21. März 1951, S. 32.
  4. Zwei Finger hoch und Kikeriki - SPIEGEL-Reporter Hermann Schreiber über Olympia-Koordinator Siegfried Perrey und seinen Leitstand. In: Der Spiegel Ausgabe 37, 1972, S. 33–34.
  5. Siegfried Perrey ist tot. In: Reutlinger Generalanzeiger vom 19. Juli 1984, S. 13.
  6. Cognac über Bratkartoffeln. In: Der Spiegel Ausgabe 11, 11. März 1953, S. 22–23.
  7. Maßhalten In: Die Zeit Ausgabe 7, vom 12. Februar 1953
  8. Litt und schied In: Der Spiegel Ausgabe 1, 1961, S. 18–19.
  9. Günter Flohn: Geschichte des Pfälzer Handballs.@1@2Vorlage:Toter Link/www.pfhv.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Abgerufen am 3. Oktober 2014
  10. Festschrift der TSG Haßloch zum 125-jährigen Bestehen. S. 40.
  11. rs: Bodenständiger Doppel-Weltmeister. In: Mannheimer Morgen. vom 14. September 2013
  12. H. Schreiber: Können Sie denn auch Sauerkraut? In: Der Spiegel Ausgabe 31, 1976, S. 108–109.
  13. Siegfried-Perrey-Str. in Haßloch abgerufen am 3. Oktober 2014
  14. Arnd Krüger: Sport und Politik. Von Turnvater Jahn zum Staatsamateur. Fackelträger, Hannover 1975, S. 126ff.
  15. Die Pfalz am Rhein. Pfalz Verkehrsverband, Pfälzerwald-Verein, 1984, S. 28.
  16. Zwischen Maas und Memel. In: Der Spiegel Ausgabe 17, 1975, S. 137–138.
  17. Friedrich Mevert: GESCHICHTE/170: Sportpolitische Dokumente aus sieben Jahrzehnten Nachkriegsgeschichte Teil 53 (DOSB) (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dosb.de abgerufen am 3. Oktober 2014
  18. Bundesverdienstkreuz für S. Perrey In: Das Ostpreußenblatt vom 12. Juni 1976, S. 17
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