Siechenkapelle St. Lazarus (Neuruppin)
Die Siechenkapelle St. Lazarus, auch Siechenhauskapelle oder Hospitalkapelle genannt, ist ein spätgotischer norddeutscher Backsteinbau. Sie zählt mit „ihrem reichen Bauschmuck zu den wertvollsten Beispielen spätgotischer Baukunst im Ruppiner Land“.[1] Der Kirchenbau ist die jüngste der städtischen Hospitalkapellen, neben St.-Spiritus (1321 ersterwähnt), St.-Georg (1362 ersterwähnt) und St.-Gertraud (1433), von denen lediglich St.-Georg ebenfalls noch bis heute überdauert hat.
Lage
Die Kapelle befindet sich in der Siechenstraße in Neuruppin, nahe der Klosterkirche und des Ruppiner Sees. Die Gasse und das Umfeld der Hafenpromenade überlebten den Stadtbrand vom 26. August 1787 unbeschadet.[2] Gegenüber der Kapelle befindet sich über einen Hof hinüber das Uphus (1694), eins der ältesten Fachwerkhäuser Neuruppins. Das ehemalige Hospital schließt direkt an die Kapelle an.
Geschichte
Sie wurde zusammen mit dem Hospital 1490 vom Schwertfeger Claus Schmidt gestiftet, in der Folgezeit in der Lapstraße (später Siechenstraße) direkt an das bereits seit kurzem bestehende Hospital angebaut und ein Jahr später als St.-Laurentius-Kapelle eingeweiht.[2] 1493 bestätigte der Havelberger Bischof Busso von Alvensleben die Stiftung.[3] Die Hospitalbewohner konnten somit mit einem kurzen Weg den Gottesdienst besuchen. Mitte des 16. Jahrhunderts ging der Besitz der Kapelle und des Hospitals an die Stadt über. Ein Archidiakon verwaltete die Kapelle und leitete ihre Gottesdienste.[2] 1699 bis 1702 wurde sie durch die Reformierte Gemeinde Neuruppins genutzt. 1715 erfolgte eine Erneuerung der Kapelle im barocken Stil, wobei auch der Kanzelaltar eingebaut wurde. 1750 wurde der barocke Dachreiter erneuert. 1793 bis 1806 nutzte die Garnison das Gebäude.[3]
Aus dem letzten Lebensjahr des Neuruppiner Orgelbauers Albert Hollenbach (1850–1904) stammt die neugotische Orgel. 1912 erfolgte eine Ausmalung durch den Berliner G. Kaufmann. 1949, um 1980[3] und 1991 bis 2004[4] bzw. 2006[5] fanden umfangreiche Restaurierungen statt, denen die Kapelle ihr heutiges Aussehen verdankt. Von 1998 an befindet sich das denkmalgeschützte Gebäudeensemble (Uphus, Hospital und Kapelle) im Privatbesitz.[5] Das Hospital ist heute ein Hotel, während das Uphus zu einem Restaurant wurde.[6] Seit dem 5. August 1999 existiert ein Förderverein, der sich um die Restaurierung und Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Gebäude, wie z. B. Konzerte, Vorträge oder Hochzeiten kümmert.[4]
Beschreibung
Es handelt sich um einen einschiffigen, zweijochigen Backsteinbau auf einem Feldsteinsockel mit dreiseitigem Chorschluss. Der barocke Dachreiter ist verschiefert. Um das spitzbogige Hauptportal zur Siechenstraße hin, befinden sich figürliche Darstellungen auf Tonplatten mit Christus an der Martersäule, wechselnd mit dem hl. Franziskus. Gewölbeschlusssteine aus Rosetten und Fischblasenmaßwerk befinden sich an den Enden des Netzgewölbes. Die Konsolen in der Kapelle zeigen ebenfalls figürliche Darstellungen, darunter Masken und Halbfiguren wie z. B. Maria im Strahlenkranz und andere weibliche Heilige.[3]
Ausstattung
Der Kanzelaltar (1715) hat einen dreigeschossigen Aufbau mit vergoldeten Säulen und einem Abendmahls-Altarbild auf der Predella. Die Kanzel ist mit Ornamendfeldern in Kreuzform bestückt.[5] Das monumentale Kruzifix aus Holz (um 1500), das ehemals in der Kapelle war, befindet sich heute in der Klosterkirche. Ein aus Messing bestehender Kronleuchter aus dem 17. Jahrhundert befindet sich in der Kapelle. Die bereits erwähnte Orgel verlor ihre Pfeifen im Ersten Weltkrieg infolge einer Demontage. Sie wurden 1930/31 wiederhergestellt.[1]
Literatur
- Gerhard Drexel: Klöster und Kirchen in Brandenburg. Himmlische Touren durch die Mark. bebra Verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-86124-702-9, S. 200, 201.
- Uta Land und Jens-Uwe Brinkmann: Die Siechenhauskapelle zu Neuruppin. 2. Auflage. Ed. Rieger, Karwe bei Neuruppin 2009, ISBN 978-3-941187-12-2.
- Kunstführer durch die DDR. Urania-Verlag Leipzig, Jena, Berlin. 1973, S. 130, 131.
- Matthias Metzler und Irmelin Küttner: Landkreis Ostprignitz-Ruppin. Stadt Neuruppin. Worms 1996, ISBN 3-88462-135-1, S. 163, 164.
Weblinks
- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09170529 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
- Website des Fördervereins
Einzelnachweise
- Matthias Metzler und Irmelin Küttner: Landkreis Ostprignitz-Ruppin. Stadt Neuruppin. Werner, Worms am Rhein 1996, ISBN 3-88462-135-1, S. 164.
- Gerhard Drexel: Klöster und Kirchen in Brandenburg. Himmlische Touren durch die Mark. bebra Verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-86124-702-9, S. 200.
- Matthias Metzler und Irmelin Küttner: Landkreis Ostprignitz-Ruppin. Stadt Neuruppin. Werner, Worms am Rhein 1996, ISBN 3-88462-135-1, S. 163.
- Website des Fördervereins - Chronik. Abgerufen am 6. März 2020.
- Gerhard Drexel: Klöster und Kirchen in Brandenburg. Himmlische Touren durch die Mark. bebra Verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-86124-702-9, S. 201.
- Das Hotel - UP HUS IDYLL in Neuruppin. Abgerufen am 6. März 2020.