Shorttrack-Weltrekorde
Shorttrack-Weltrekorde können über 500 Meter, 1000 Meter, 1500 Meter, 3000 Meter sowie in der Staffel aufgestellt werden und müssen von der International Skating Union (ISU) anerkannt werden, damit sie als offiziell gelten. Dieser Artikel beschreibt das Reglement und zeigt die aktuellen Weltrekorde. Alle historischen Weltrekorde finden sich in der Liste der historischen Shorttrack-Weltrekorde.
Die ersten Weltrekorde in der neuen Eisschnelllauf-Disziplin Shorttrack wurden im März 1981 ermittelt, seitdem gab es insgesamt 76 Weltrekorde bei den Männern und 81 bei den Frauen. Mit zunehmender Streckenlänge nimmt die Häufigkeit der neu aufgestellten Weltrekorde ab. Das liegt daran, dass die Rennen über die Langstrecken häufig strategisch geprägt sind; viele Sportler laufen nicht die gesamte Distanz so schnell wie sie könnten.[1] Die meisten Weltrekorde stellten bei den Männern bisher die Kanadier auf, derzeit sind jedoch die Südkoreaner am erfolgreichsten. Diese halten im Moment (Stand: Anfang 2010) vier der fünf möglichen Weltrekorde bei den Männern. Bei den Frauen stammen derzeit vier der fünf Rekordhalterinnen aus China. Insgesamt verteilten sich die Frauenweltrekorde bisher überwiegend auf die Chinesinnen, Südkoreanerinnen und Japanerinnen.
Reglement
Die ISU anerkennt nur Weltrekorde über die Distanzen, die auch bei Großereignissen gelaufen werden. Im Erwachsenenbereich sind dies die Strecken über 500, 1000, 1500 und 3000 Meter sowie die Staffeln. Für Juniorenweltrekorde gelten ausschließlich Distanzen von 500, 1000 und 1500 Metern. Im Mehrkampf sowie im Teamwettbewerb werden keine Weltbestmarken ermittelt, auch nicht bei Rennen über 333 Meter, die lediglich bei niederklassigen Wettbewerben auf dem Programm stehen. Damit eine Zeit als Weltrekord anerkannt wird, müssen mehrere Bedingungen erfüllt werden, die in der ISU-Regel 292 festgeschrieben sind.[2] Dazu zählen folgende Punkte:
- Die Rekorde müssen auf einer offiziellen, ISU-konformen Bahn gelaufen werden. Die Maße einer solchen Bahn werden in einer weiteren ISU-Regel festgelegt, so muss etwa eine Runde exakt 111,12 Meter lang sein.
- Die Zeiten müssen elektronisch auf Tausendstelsekunden genau gemessen oder per Fotofinish genau zu bestimmen sein. Dies sollte wiederum durch einen Originalausdruck belegt werden.
- Die Anwesenheit eines ISU-Schiedsrichters sowie eines ISU-Starters sind erforderlich.
- Bei den Langdistanzen (1500 Meter und mehr) müssen die einzelnen Rundenzeiten dokumentiert werden.
- Die Teilnahme an dem Wettkampf, bei dem der Weltrekord aufgestellt wurde, war für alle ISU-Mitgliedsstaaten möglich.
- Bei allen sonstigen Rennen, bei denen die Teilnahme nur eingeschränkt möglich ist (beispielsweise nationale Meisterschaften), muss der Veranstalter vier Wochen vor dem Ereignis eine detaillierte Ausschreibung an das ISU-Generalsekretariat weiterleiten.
- Das Rennprogramm (inklusive des gesamten Zeitplans) muss mit der vorher erfolgten Ausschreibung übereinstimmen.
- Es liegt ein offizielles Protokoll des Wettkampfes vor, gemeinsam mit Zertifizierung der Zeitmessanlage und der Bahn sowie dem Programm des Rennens.
- Jeder Athlet, der einen Weltrekord aufstellt, ist verpflichtet, einen negativen Dopingtest vom Wettkampftag vorzuweisen.
- Alle notwendigen Dokumente müssen in einer Frist von 30 Tagen nach dem Wettkampf bei der ISU eingereicht werden.
Einige dieser Punkte können bei vielen Wettkämpfen nicht erfüllt werden, sodass es häufiger zu sogenannten „inoffiziellen Weltrekorden“ kommt. Hierfür gibt es in den letzten zehn Jahren mehrere Beispiele: Der Italiener Fabio Carta lief etwa im November 2001 bei der Alta Valtellina Trophy über 1500 Meter 2:13,553 Minuten. Sechs Wochen nach dieser Bestzeit benötigte Apolo Anton Ohno für die gleiche Distanz 2:13,728 Sekunden. Beide Zeiten lagen deutlich unter dem Weltrekord und obwohl Carta schneller gewesen war, wurde Ohnos Zeit als neuer Weltrekord von der ISU anerkannt.[3] Ähnlich ist es bei den Kanadiern, die häufig nationale Rennen auf der schnellen Eisbahn in Calgary bestreiten. Wenn diese nicht im offiziellen ISU-Kalender der Saison stehen, gelten bei solchen Wettbewerben aufgestellte Bestzeiten nicht als Weltrekorde. Im Dezember 2000, ein Jahr vor Cartas „inoffiziellem Weltrekord“, war der Kanadier Jean-François Monette über die gleiche Distanz in Calgary ebenfalls schneller als der bestehende Weltrekord gelaufen. Monettes Zeit wurde ebenfalls nicht als Weltrekord anerkannt, da der Wettkampf nicht bei der ISU angemeldet worden war.[4]
Neben den oben genannten Bestimmungen gelten weitere Richtlinien zum Umgang mit Sonderfällen bei Weltrekorden. Wenn ein Weltrekord über die gleiche Distanz innerhalb eines Wettkampfes mehrmals unterboten wird, so zählt jeweils nur die schnellste Zeit als Weltrekord. Dies ist beispielsweise dann entscheidend, wenn erstmals auf einer neuen Eisbahn mit besonders schnellem Eis gelaufen wird. Beim Weltcup in Marquette im November 2009 wäre der 500-Meter-Weltrekord ansonsten mehrmals an einem Tag unterboten worden.[5] Außerdem gelten eingestellte Weltrekorde ebenfalls als Rekorde; eine Zeitgleichheit gab es bei den Weltrekorden jedoch bisher erst sehr selten und ist auch ungewöhnlich, seitdem die Zeiten in Tausendstelsekunden gemessen werden.
Aktuelle Weltrekorde
Strecke | Sportler | Nation | Datum | Ort | Zeit |
---|---|---|---|---|---|
500 Meter Frauen | Elise Christie | Vereinigtes Königreich | 13. November 2016 | Salt Lake City | 42,335 s |
500 Meter Männer | John Celski | Vereinigte Staaten | 21. Oktober 2012 | Calgary | 39,937 s |
1000 Meter Frauen | Shim Suk-hee | Südkorea | 21. Oktober 2012 | Calgary | 1:26,661 min |
1000 Meter Männer | Hwang Dae-heon | Südkorea | 12. November 2016 | Salt Lake City | 1:20,875 min |
1500 Meter Frauen | Choi Min-jeong | Südkorea | 12. November 2016 | Salt Lake City | 2:14,354 min |
1500 Meter Männer | Sjinkie Knegt | Niederlande | 13. November 2016 | Salt Lake City | 2:07,943 min |
3000 Meter Frauen | Shim Suk-hee | Südkorea | 16. März 2014 | Montreal | 4:50,829 min |
3000 Meter Männer | Jinkyu Noh | Südkorea | 19. März 2011 | Warschau | 4:31,891 min |
3000 Meter Frauenstaffel | Ha-Ri Cho, Min-jung Kim, Seung-hi Park, Suk Hee Shim | Südkorea | 9. Dezember 2012 | Shanghai | 4:06,366 min |
5000 Meter Männerstaffel | Michael Gilday, Charles Hamelin, François Hamelin, Olivier Jean | Kanada | 19. Oktober 2012 | Calgary | 6:30,958 min |
Historische Weltrekorde
Ein Überblick über sämtliche, bisher von der ISU als offiziell anerkannten Weltrekorde im Shorttrack sowie eine statistische Auswertung dieser findet sich in der Liste der historischen Shorttrack-Weltrekorde.
Einzelnachweise
- Monette Charging Back, Leads at Canadian Short Track Trials (Memento vom 21. April 2001 im Internet Archive) auf speedskating.com. „The world record time is something you don't think about in the 1500 because it is usually strategical“ (deutsch: „Die Weltrekordzeit, das ist etwas, woran man im 1500-Meter-Rennen nicht denkt, weil es normalerweise strategisch ist.“)
- INTERNATIONAL SKATING UNION – SPECIAL REGULATIONS & TECHNICAL RULES – SPEED SKATING and SHORT TRACK SPEED SKATING 2008 (Memento vom 30. Dezember 2008 im Internet Archive)(pdf), auf Seite 97 steht die Rule 292, die sich mit Shorttrack-Weltrekorden befasst. Eine ältere, aber grundsätzlich kaum veränderte Version der Regel mit deutschsprachiger Übersetzung findet sich hier (Memento vom 7. Dezember 2006 im Internet Archive).
- Internationale Nachrichten – Januar 2002 auf packstyle.de.
- Monette Charging Back, Leads at Canadian Short Track Trials (Memento vom 21. April 2001 im Internet Archive) auf speedskating.com.
- 500 meter : best times (Results from all years) auf shorttrackonline.info. Die zehn besten Zeiten stammen allesamt vom Weltcup in Marquette.