Sensetalbahn
Die Sensetalbahn AG (STB) ist ein Eisenbahnunternehmen in der Schweiz. Sie betrieb die 1904 eröffnete 11,5 km lange normalspurige Eisenbahnstrecke Flamatt–Laupen–Gümmenen. Namengebend war der noch heute in Betrieb befindliche, im Sensetal verlaufende Abschnitt Flamatt-Laupen. Die Fortführung bis Gümmenen wurde 1993 stillgelegt.
Die Aktien der Gesellschaft gingen 2001 an die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) und «Die Post» (34 %[1]) über. Seither wird die Infrastruktur der Sensetalbahn unter Betriebsvertrag durch die SBB geführt.
Sensetalbahn | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Fahrplanfeld: | 302 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenlänge: | 11,45 km (bis 1993) 6.84 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Stromsystem: | 15 kV 16,7 Hz ~ | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Maximale Neigung: | 36 ‰ | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Minimaler Radius: | 180 m | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Flamatt–Laupen–Gümmenen | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Rollmaterial
Anfänglich wurde der Zugsverkehr mit Ed 3/4-Dampflokomotiven bewältigt. Sie waren zu schwer und wurden durch sogenannte Glaskasten, Ed 2/2-Dampfloks, ersetzt. 1921 konnte ein von der Preussischen Militäreisenbahn stammender, 1908 in Esslingen erbauter Kittel-Dampftriebwagen erworben werden[2]. Auf die Elektrifikation hin beschaffte die Bahn einen Triebwagen CFe 2/4 101 von SWS und SAAS. Bis dieser im Dezember abgeliefert wurde, mietete die STB von der SBB die Ce 4/4 13502, eine MFO-Versuchslokomotive für den elektrischen Betrieb auf die Strecke Seebach–Wettingen, sowie Triebwagen. 1940 konnte die Lok 13502 erworben werden; sie wurde danach als Ce 4/4 1 eingesetzt und 1964 an die SBB verkauft, damit sie im Verkehrshaus der Schweiz ausgestellt werden konnte. 1958 und 1964 kaufte die Bahngesellschaft je einen ABe 4/4-Occasionstriebwagen der Schweizerischen Südostbahn (SOB), die sie fortan als Be 4/4 106 und 107 einsetzten und 1974 mit einem von der BLS umgebauten Steuerwagen Bti 201 ergänzten. Die letzten Triebwagen der STB waren die 1985 von der Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn übernommenen BDe 4/6 102 und 103 mit Baujahr 1938. Deren hohes Alter machte sich aber bald bemerkbar, und die letzten Züge der STB wurden mit einem von der Sihltal-Zürich-Uetliberg-Bahn (SZU) gemieteten Pendelzug geführt. Die für den Güterverkehr verbliebenen Dieseltraktoren Tm 238 111 und 114 wurden im Jahr 2000 an die SBB verkauft.
- "Glaskasten" Ed 2/2 22
- Ce 4/4 1 "Marianne"
- BDe 2/4 101, hier als "Dame du Léman" der Museumsbahn Compagnie ferroviaire du Léman
- Be 4/4 106 in Gümmenen
- BDe 4/6 102
- Ed 3/4 2 der Solothurn-Münster-Bahn, baugleich mit den Ed 3/4 31 und 32 der Sensetalbahn
Ende des Bahnbetriebs
Am 23. Mai 1993 wurde der Bahnbetrieb zwischen Laupen und Gümmenen eingestellt und durch Autobusse ersetzt. Die Züge verkehrten nur noch zwischen Flamatt und Laupen. Ab 2001 wurden die Züge durch die SBB betrieben und ab Dezember 2004 – mit der Einführung der S-Bahn Bern – durch die BLS Lötschbergbahn, inzwischen BLS AG. Der Güterverkehr reduzierte sich infolge der Produktionseinstellung der Grossdruckerei Amcor Rentsch Laupen, der Schliessung des Öl-Pflichtlagers in Laupen und dem strukturellen Wandel der Industrie massiv. Seit 2005 hat SBB Cargo keine Güterkunden mehr an der STB-Strecke.
Die stillgelegte Strecke zwischen Gümmenen und Laupen wird heute für touristische Zwecke genutzt. In Laupen können Velodraisinen gemietet werden, um auf Schienen nach Gümmenen zu fahren. Vor dem Viadukt befindet sich ein Picknickplatz mit Wendemöglichkeit. Die Schienen wurden auf beiden Seiten, in Laupen und Gümmenen, auf ca. 60 Meter herausgerissen, somit ist die Strecke nicht mehr mit Zügen befahrbar.
Die Bahninfrastruktur zwischen Flamatt und Laupen sowie die Eisenbahn-Infrastrukturkonzession befinden sich immer noch im Eigentum der Sensetalbahn-Gesellschaft, deren Betriebsführung die SBB besorgt. Die Züge der BLS fahren jede halbe Stunde bis Laupen mit Zugskreuzungen in Neuenegg. Das ehemalige Stellwerk aus dem Jahre 1966 erforderte lokale Bedienung. Seit dem 13. April 2012 ist das neue Stellwerk in Betrieb mit Fernsteuerung von 2012 bis 2015 ab Bern, danach ab Olten.
Im Herbst 2014 wurden alle ungesicherten Bahnübergänge aufgehoben und durch einen neu mit Barrierenanlage ausgerüsteten bei Freiburghaus ersetzt.
Am 16. Dezember 2019 begannen die Bauarbeiten zur kompletten Sanierung der Strecke sowie der Neuanlage eines vereinfachten Endbahnhofs Laupen, ein Stumpengleis mit überdachtem Perron, 300 Meter Richtung Neuenegg verschoben. Damit fährt die Bahn nur noch bis zur Sensebrücke, ein Niveauübergang wurde eliminiert. Während der Arbeiten blieb der Bahnverkehr eingestellt.[3] Aufgrund von Verzögerungen wegen der Corona-Pandemie sowie längeren Bewilligungsverfahren wurde die Sperrung über den geplanten Abschluss Ende 2020 hinaus verlängert.[4] Seit dem 5. April 2021 fahren die BLS-Züge der S-Bahn-Linie Laupen–Bern–Langnau i. E. wieder. Sämtliche Stationen wurden behindertengerecht ausgebaut, die Perrons verlängert, Fahrleitung und Gleise für CHF 64 Millionen erneuert.[5]
Busbetrieb
Die Sensetalbahn AG war Konzessionärin der Autobuslinien Thörishaus–Neuenegg–Laupen–Gümmenen und Kerzers–Golaten–Wileroltigen–Gurbrü. Zudem betrieb sie eine Buslinie im Auftrag von PostAuto.
- 30.130 Thörishaus Dorf–Neuenegg–(Laupen)
- 30.541 Kerzers–Golaten–Wileroltigen–Gurbrü
- 30.550 Laupen–Gümmenen
- 30.560 Mühleberg–Allenlüften–Rosshäusern (im Auftrag von PostAuto)
Diese Konzessionen wechselten aber per 13. Dezember 2009 zu Postauto, womit die Sensetalbahn auch dieses Tätigkeitsgebiet verlor.
Ferner war die Sensetalbahn Konzessionärin der Nachtbusverbindungen «Nightbird» auf den Strecken Zürich–Luzern, Brugg–Basel und Brugg–Olten.
Literatur
75 Jahre Sensetalbahn. Verlag: Sensetalbahn (STB), Laupen 1979. – Reich illustrierte Broschüre mit zahlreichen Fotos, Fahrplänen und Typenskizzen.
Weblinks
Einzelnachweise
- Schweizerische Post: Assoziierte Gesellschaften und Joint Ventures. Abgerufen am 15. November 2017.
- Wolfgang Messerschmidt: Lokomotiven der Maschinenfabrik Esslingen 1841–1966. Steiger Verlag, Moers 1984, ISBN 3-921564-67-0, Fabrik-Nr. 3469 und Seite 276
- Ausbau Bahnlinie Flamatt–Laupen. SBB.ch, abgerufen am 23. Dezember 2019.
- S. D. A. Regional: Schweizerische Bundesbahnen: Linie Flamatt-Laupen erst ab April 2021. Abgerufen am 25. März 2021.
- Sensetalbahn: Bahnstrecke Flamatt–Laupen wieder offen. Abgerufen am 13. April 2021.