Semen Hlusman

Semen Fischelowytsch Hlusman (* 10. September 1946 i​n Kiew, Ukrainische SSR) i​st ein ukrainischer Psychiater u​nd Menschenrechtler s​owie sowjetischer Dissident. Er i​st der Exekutivsekretär d​er Vereinigung d​er Psychiater d​er Ukraine, Direktor d​es Ukrainische-Amerikanischen Büros z​um Schutz d​er Menschenrechte s​owie Direktor d​es Internationalen Medizinischen Rehabilitationszentrums für Opfer v​on Kriegen u​nd totalitären Regimen.[1]

Kyrillisch (Ukrainisch)
Семе́н Фі́шельович Глу́зман
Transl.: Semen Fišel'ovyč Hluzman
Transkr.: Semen Fischelowytsch Hlusman
Kyrillisch (Russisch)
Семён Фи́шелевич Глу́зман
Transl.: Semën Fišelevič Gluzman
Transkr.: Semjon Fischelewitsch Glusman
Semen Hlusman 2012

Leben

Hlusman entstammte e​iner jüdischen Familie, fühlte s​ich jedoch n​ie als Zionist u​nd lehnte später mehrfach d​ie ihm v​on den sowjetischen Behörden angebotene Ausreise n​ach Israel ab.[2] Zwischen 1968 u​nd 1970 studierte e​r Psychiatrie a​m Kiewer Medizinischen Institut.[1] 1971 erstellte Hlusman e​in psychiatrisches Gutachten über d​en Generalmajor u​nd Dissidenten Pjotr Grigorenko, i​n dem e​r zu d​em Schluss kam, d​ass Grigorenko geistig gesund w​ar und a​us politischen Gründen i​n psychiatrischen Anstalten einsaß.[3][4]

Im Mai 1972 verhaftete ihn der KGB wegen „antisowjetischer Agitation und Propaganda“. Im wurde vorgeworfen durch die Verteilung von Samisdat und Tamisdat falsche Informationen über Menschenrechtsverletzungen in der UdSSR, einschließlich des Missbrauchs der Psychiatrie für politische Zwecke verbreitet zu haben, wobei der Hauptgrund in seiner Verweigerung, bei Grigorenko eine psychische Erkrankung zu diagnostizieren, lag.[1] Er wurde zu sieben Jahren in einem Arbeitslager und drei Jahren sibirische Verbannung verurteilt.[5] Während seines Aufenthalts im Lager setzte er seine wissenschaftliche und journalistische Tätigkeit fort. Insbesondere war er Co-Autor von Wladimir Bukowskis Werk Psychiatrisches Handbuch für Dissidenten.

Des Weiteren ist er Autor zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen über Menschenrechte, Ethik, Sozialpsychiatrie und Recht in der Psychiatrie. In Abwesenheit wurde er zum Mitglied des internationalen P.E.N.-Club gewählt. Gedichte und Prosa von ihm wurden auf russisch, ukrainisch, englisch und französisch veröffentlicht.[1]

Hlusmans Korrespondenzen, Notizen a​us der Haft u​nd Lagerzeit, s​owie von i​hm nach d​em Zusammenbruch d​er Sowjetunion verfasste Publikationen werden i​m Archiv d​er Forschungsstelle Osteuropa a​n der Universität Bremen aufbewahrt.

Ehrungen

  • 1977 Das psychiatrische Krankenhaus in Saint-Denis, Frankreich wurde offiziell nach Semen Hlusman benannt.[1]
  • 1998 Preisträger der Europäischen Union - Vereinigte Staaten „für die Entwicklung der Demokratie und der Zivilgesellschaft“[1]
  • 1999 Gewinner des nationalen Programms „Person des Jahres“ in der Kategorie „Der Menschenrechtsverteidiger des Jahres“[1]
  • 2001 Gewinner des Preises „Schutz der Menschenrechte“ der American Psychiatric Association für herausragende Beiträge zur Organisation der Menschenrechte und geistige Gesundheit der Welt[1]
Commons: Semen Hlusman – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Tabellarischer Lebenslauf von Semen Hlusman (Memento des Originals vom 16. März 2012 auf WebCite)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/upa-psychiatry.org.ua auf der Webseite der ukrainischen Psychiatrischen Vereinigung; abgerufen am 6. März 2016
  2. Semyon Gluzman: Meeting a Soviet-era dissident again after 35 years. BBC News, 26. Februar 2017, abgerufen am 26. Februar 2017 (englisch).
  3. Medicine Betrayed: The Participation of Doctors in Human Rights Abuses Seite 73, abgerufen am 6. März 2016
  4. ERWEITERTE FORENSISCH-PSYCHIATRISCHEN UNTERSUCHUNG DER KORRESPONDENZ IM FALL VON PETER G. GRIGORENKO; abgerufen am 6. März 2016
  5. Changing American Psychiatry: A Personal Perspective Seite 95; abgerufen am 6. März 2016
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.