Selingstadt
Selingstadt ist ein Gemeindeteil der Stadt Heideck im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).
Selingstadt Stadt Heideck | |
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Höhe: | 466 m ü. NHN |
Eingemeindung: | 1. April 1971 |
Postleitzahl: | 91180 |
Vorwahl: | 09177 |
Selingstadt |
Lage
Das Kirchdorf liegt südöstlich von Heideck an der Staatsstraße 2726. Südwestlich von Selingstadt entspringt der Siechenbach, nordöstlich der Höllachgraben. Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Rudletzholz.[1] Die Dorfflur umfasst 523,26 Hektar.[2] In der Nähe verläuft auf 474 Meter über Normalnull die Europäische Wasserscheide.
Geschichte
Der mündlichen Überlieferung nach soll im 7. Jahrhundert der hl. Rupert, der spätere Bischof von Salzburg, bei seiner Missionstätigkeit an einem Ort gepredigt haben, der „selige Stätte“ hieß und sich auf das heutige Selingstadt beziehen soll.[3]
Als „-statt“-Ort liegt Selingstadt an einer Altstraße. Das Kirchdorf ist erstmals 1345 erwähnt.[4]
Kirchlich war Selingstadt (eine ältere Bezeichnung des Ortes lautete auch auf „Seeligendorf“) mit der Kirche St. Georg eine Filiale der Urpfarrei Laibstadt und wurde im 14./15. Jahrhundert Filiale der Pfarrei Heideck; ab 1421 hatte ein Hilfspriester dieser Pfarrei regelmäßig in Selingstadt die Messe zu lesen.[5]
1472 kam das Amt Heideck und damit Selingstadt an Bayern und nach dem Landshuter Erbfolgekrieg 1505 zum neu errichteten Fürstentum Pfalz-Neuburg.[6] Als das pfalz-neuburgische Pflegamt Heideck und damit auch Selingstadt mit seinen 27 Untertanen-Anwesen[7] 1542 an die Burggrafen von Nürnberg verpfändet wurde, führte Nürnberg noch im gleichen Jahr die Reformation ein und errichtete in Selingstadt eine eigene Pfarrei.[8] 1585 wurde das Amt Heideck von Pfalz-Neuburg wieder eingelöst.[9] Die Wiedereinführung der katholischen Religionsausübung im Amt Heideck und damit auch in Selingstadt erfolgte allerdings erst mit der Rekatholisierung von Neuburg-Pfalz unter dem zur alten Kirche zurückgekehrten Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm ab dem Jahr 1627 durch eine Jesuitenstation in Heideck; 1642 lösten Weltpriester die Jesuiten ab.[10] Im Dreißigjährigen Krieg wurde Selingstadt gebrandschatzt.[11]
Am Ende des Alten Reiches, um 1800, gab es in Selingstadt 29 Anwesen, darunter ein Hirtenhaus und ein Zapfenwirt, mit Untertanen des pfalz-neuburgischen Landrichteramtes Heideck als Grundherrschaft. Hoch- und niedergerichtlich unterstand das Dorf dem pfalz-neuburgischen Pflegamt Heideck.[12]
Im neuen Königreich Bayern (1806) kam Selingstadt zum Steuerdistrikt Unterrödel, bis es eine eigene Gemeinde im Gerichtsbezirk und Rentamt (später Bezirksamt und Amtsgericht) Hilpoltstein bildete.[13]
In der Nähe von Selingstadt stand bis 1814 der Galgen des in der Stadt Heideck befindlichen Halsgerichtes der Herren von Heideck.[14] 1838 errichtete die Gemeinde ein Schulhaus; der Schulmeister hatte bis 1908 auch den Mesnerdienst zu versehen.[15] Die wenigen Protestanten (1937: 2) waren nach Alfershausen gepfarrt.[16]
Die Zahl der Anwesen in Selingstadt betrug bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts circa 30. So gab es 1875 im Dorf 32 Wohngebäude; der Viehbestand machte 14 Pferde, 192 Stück Rindvieh, ebenso viele Schafe, 55 Schweine und vier Ziegen aus.[17] Für 1903 weist das bayerische Ortsverzeichnis 31 Wohngebäude, 20 Pferde, 191 Stück Rindvieh, 106 Schafe, 126 Schweine und vier Ziegen aus; die katholische Dorfschule gehörte zum Schuldistrikt Hilpoltstein.[18]
Mit der Gebietsreform in Bayern wurde das Kirchdorf zum 1. April 1971 Gemeindeteil der Stadt Heideck im Landkreis Roth; noch vor der Gebietsreform hatte die Gemeinde Selingstadt eine Flurbereinigung durchgeführt.[19]
Katholische Filialkirche St. Georg
1483 bis 1485 wurde laut Bauinschrift der spätgotische viergeschossige, wegen der Höhenlage von Selingstadt weithin sichtbare Sattelturm aus Sandsteinquadern erbaut, in dem sich der Chor mit einem Sterngewölbe befindet. Circa 1700 wurde das flachgedeckte Langhaus von 13,40 × 8,60 Metern mit 14-Nothelfer-, Maria Hilf- und St. Georg-Altar neu gebaut. Die Kirche sollte 1804 abgebrochen werden, wurde aber dann gegen Übernahme der staatlichen Drittelbaulast der Gemeinde überlassen. 1807 wurde der Friedhof außerhalb des Ortes verlegt. 1834 kam aber der Friedhof um die Kirche wieder zur Nutzung. 1861 wurde die Statue des Kirchenpatrons neu beschafft, 1884 eine neue Sakristei an der Südseite des Chores errichtet und 1885 zum ersten Mal eine Orgel (6 Register) eingebaut. 1937 hingen im Turm drei Glocken aus dem späten 15. oder frühen 16. Jahrhundert.[28] 2000 wurde im Langhaus ein gotisches Wandmalereifragment freigelegt, das die bisherige Annahme von der Bauzeit des Langhauses widerlegt.[29]
Jährlich wird in Selingstadt am Sonntag nach dem 23. April das Georgsfest mit Pferdesegnung begangen.[30]
Sehenswürdigkeiten
Außer der Filialkirche St. Georg gelten als Baudenkmäler die aus dem 19. Jahrhundert stammenden Bauernhäuser Nr. 4, 5 und 18, die Fachwerkscheune zu Nr. 18 sowie die Sandstein-Kapelle St. Georg von circa 1935 mit einem Gemälde von Max Brenner. Bemerkenswert ist auch ein Sandsteintürgewände von 1842, das in den Neubau von Haus Nr. 15 übernommen wurde.[31]
Ein ursprünglich 1695 errichteter Fachwerkstadel aus Selingstadt steht heute im Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim.[32]
Persönlichkeiten
Vereine
- Freiwillige Feuerwehr Selingstadt
Literatur
- Franz Xaver Buchner: Das Bistum Eichstätt. I. Band: Eichstätt 1937, II. Band: Eichstätt 1938
- Hans Wolfram Lübbeke und Otto Braasch: Denkmäler in Bayern. Mittelfranken: Ensembles, Baudenkmäler, archäologische Geländedenkmäler, München 1986
- Felix Mader: Bezirksamt Hilpoltstein (= Die Kunstdenkmäler von Bayern. Mittelfranken 3). R. Oldenburg, München 1929, DNB 831022647, S. 286–288.
- Georg Schultheiss: Das neu entdeckte Fresko in der Filialkirche St. Georg in Selingstadt: die Baugeschichte muß neu geschrieben werden! In: Heimatkundliche Streifzüge, Roth 19 (2000), S. 32–35
- Wolfgang Wiessner: Hilpoltstein (= Kommission für Bayerische Landesgeschichte [Hrsg.]: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 24). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1978, ISBN 3-7696-9908-4 (Digitalisat).
Weblinks
- Selingstadt in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 13. September 2021.
Einzelnachweise
- Selingstadt im BayernAtlas
- Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern mit alphabetischem Ortsregister, München 1904, Spalte 798
- nordbayern.de vom 23. Januar 2009
- Histor. Atlas, S. 15, 38
- Buchner II, S. 466
- Buchner, S. 467
- Histor. Atlas, S. 38
- Buchner II, S. 467
- Histor. Atlas, S. 177
- Histor. Atlas, S. 179; Buchner II, S. 468
- Conrad Scherzer: Franken. Land, Volk, Geschichte und Wirtschaft, Band 2, Nürnberg 1959, S. 65
- Histor. Atlas, S. 234
- Histor. Atlas, S. 257
- Histor. Atlas, S. 193
- Buchner II, S. 470
- Buchner II, S. 471
- Kgl. Statistisches Bureau in München (Bearb.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Koenigreichs Bayern, München 1876, Spalte 891
- Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern mit alphabetischem Ortsregister, München 1904, Spalte 1221
- Donaukurier Ingolstadt vom 14. August 2014
- Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise … enthaltenen Ortschaften, Ansbach 1818, S. 85
- Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 891, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern mit alphabetischem Ortsregister, München 1904, Spalte 1221
- Buchner II, S. 471
- Histor. Atlas, S. 257
- Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961, München 1964, Spalte 798
- Histor. Atlas, S. 257, 262
- Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987, München 1991, S. 348
- Mader, S. 286–288; Buchner II, S. 467, 469, 470, 473
- Das Wandmalereifragment im Langhaus. In: Ursula Schädler-Saub: Gotische Wandmalereien in Mittelfranken. Kunstgeschichte, Restaurierung, Denkmalpflege, München 2000, S. 202
- nordbayern.de vom 3. Mai 2008 und vom 3. Mai 2011
- Lübbeke/Braasch, S. 463; Donaukurier Ingolstadt vom 21. April 2004
- norbbayern.de vom 14. August 2007
- [Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 14. Februar 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. ]; Donaukurier Ingolstadt vom 1. August 2010