Science of Identity Foundation
Die Science of Identity Foundation ist eine Abspaltung der hinduistischen Internationalen Gesellschaft für Krishna-Bewusstsein (ISKCON). Ihre Anhänger leben hauptsächlich in den USA, Australien und Neuseeland.
Entstehung und Geschichte
Chris Butler, ein junger Yogalehrer aus Hawaii, verließ das College ohne Abschluss und sammelte danach in den 1960er Jahren eine Gruppe von jungen Yogaschülern um sich. 1971 kam A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada, das spirituelle Oberhaupt der ISKCON, nach Hawaii. Der damals 23-jährige Butler war von ihm sehr beeindruckt und schloss sich mit allen Schülern der ISKCON an. Bhaktivedanta verlieh ihm den spirituellen Namen Siddhaswarupananda Paramahamsa. Seine Schüler mussten chanten, Bhakti-Yoga und Vegetarismus praktizieren und sich von Drogen und „unerlaubtem Sex“ fernhalten. Sexuelle Kontakte waren nur unter verheirateten Paaren wenige Male im Monat erlaubt. 1976 nahmen Anhänger Butlers als Partei mit dem Namen Independents for Godly Government an Wahlen in Hawaii teil. Für die Kandidaten galten die gleichen strengen moralischen Regeln wie für alle Gruppenmitglieder, zusätzlich mussten sie die Hälfte ihres Einkommens an die Bürger ihres Wahlkreises verteilen. Ihre Verbindungen zu ISKCON machten sie aber nicht öffentlich, sie wurden erst durch einen Zeitungsartikel bekannt.[1] Nach dem Tod Bhaktivedantas gründete Butler seine eigene Gruppe, die er nach mehreren Namenswechseln schließlich Science of Identity Foundation nannte. Er wanderte mit seinen Anhängern nach Neuseeland und 1981 nach Australien aus.
Strukturen
Die Anhänger Butlers mussten ihre Kinder von öffentlichen Schulen nehmen und zu Hause unterrichten (home schooling), bis die Gruppe in den 1980er Jahren Schulen auf den Philippinen einrichtete. Die US-Kongressabgeordnete Tulsi Gabbard, deren Vater zu Butlers Anhängern gehörte,[2][3] verbrachte zwei Jahre ihrer Kindheit in einer dieser Schulen und erinnert die Atmosphäre dort als lebendig und freiheitlich: Sie entwickelte Fertigkeiten in Kampfkunst, arbeitete viel im Garten und las viel, ermutigt von ihren Eltern. Andere Schüler erinnerten jedoch einen Kult um Butler, der als Inkarnation Gottes galt. Seinen auf Band gesprochenen Predigten mussten sie täglich eine Stunde zuhören, wer ihm widersprach, durfte zur Strafe z. B. nicht essen oder schlafen. Butler lehrte, dass Frauen als Menschen weniger wert und dem Mann untertan seien und verdammte Homosexualität.[4] In den 1980er Jahren trat Butler als Guru in der Hawaiier Fernsehsendung Jagad Guru Speaks auf. Heute gibt es Anhänger der Science of Identity Foundation in den USA, Australien, Neuseeland, Hongkong und auf den Philippinen.[1] Der Religionswissenschaftler J. Gordon Melton rechnet die Science of Identity Foundation der Krishna-Bewusstseinstradition zu.[5]
Quellen und Weblinks
- Website der Science of Identity Foundation
- Bevan Hurley: 'I survived a Krishna cult'. stuff.nz, 17. Mai 2015, Bericht eines ehemaligen Mitglieds
- Investigative Series on the Science of Identity Sect and Tulsi Gabbard; Christine Gralow, meanwhileinhawaii.com
Einzelnachweise
- Who is Mike Gabbard?, Ronna Bolante, Honolulu Magazine, 1. August 2004
- What Does Tulsi Gabbard Believe?, Kelefa Sanneh, The New Yorker, 30. Oktober 2017
- Tulsi Gabbard Had a Very Strange Childhood, Kerry Howley, New York Intelligencer, 11. Juni 2019
- An Insiders Perspective on Tulsi Gabbard and her Guru, Lalita, medium.com, 24. September 2017
- Reflections on Hindu Demographics in America: An Initial Report on the First American Hindu Census, J. Gordon Melton und Constance A. Jones, A paper presented at the Association for the Study of Religion, Economics & Culture meeting in Washington, D.C., April 7-10, 2011, S. 14