Schweizerischer Zentralverein für das Blindenwesen
Der Schweizerische Zentralverein für das Blindenwesen (kurz SZB) ist die Dachorganisation von Schweizer Landes- und Regionalverbänden im Blinden- und Sehbehindertenwesen. Neben der 1984 bezogenen Hauptstelle in der Schützengasse 4 in St. Gallen unterhält der Verband Standorte in Bern, Bellinzona, Lausanne, Lenzburg, Luzern und Zürich. Dem Verband gehören neben den assoziierten Mitgliedern etwa 45 ordentliche Mitgliedsorganisationen für die Belange von blinden, sehbehinderten, taubblinden oder hörsehbehinderten Menschen an.[1]
Der SZB führt eine Fachbibliothek und eine Fachstelle für optische Hilfsmittel, entwickelt und vertreibt Hilfsmittel und berät taubblinde und hörsehbehinderte Menschen. Daneben organisiert er Weiterbildungskurse für Fachpersonen, schult im Bereich Low Vision (Sehrestförderung) und informiert über Sehbehinderung.
Seit 1940 ist der SZB für den zweckbestimmten und wirtschaftlichen Einsatz von Spendengeldern mit dem ZEWO-Gütesiegel zertifiziert. 2006 hat er für sein Fort- und Weiterbildungsangebot das EduQua-Qualitätslabel des schweizerischen Zertifizierungsverfahrens für Weiterbildungsinstitutionen erhalten.
Geschichte
Auf Drängen des Ostschweizerischen Blindenfürsorgevereins (OBV) in St. Gallen und der Association pour le Bien des Aveugles (ABA) in Genf, fand die Gründungsveranstaltung des SZB als Dachorganisation für die Interessenvertretung von Sehbehindertenorganisationen, blinden und sehbehinderten Menschen, am 1. November 1903 im Mädchenblindenheim an der Asylstrasse in Zürich statt. Erster Präsident wurde der Arzt Laurenz Paly, erster «Central-Sekretär» (Geschäftsführer) Victor Altherr, gleichzeitig erster Direktor des OBV. An der ersten Generalversammlung des SZB in Lausanne am 30. September und 1. Oktober 1905 nahmen bereits 120 Personen teil. 1907 zog der SZB von Trogen in die Räume des OBV in St. Gallen-Heiligkreuz.
Ab 1924 baute der Verband verstärkt die Taubblindenarbeit, -fürsorge und -beratung in der Schweiz aus und vermittelte Kenntnisse im Teppichweben, Korbflechten, dem Erlernen der Blindenschrift und des Lorm-Alphabetes.
1934 bezog der SBZ eigene Räume in der St. Leonhardstrasse in St. Gallen. Als erstes Zweigsekretariat des Verbandes eröffnete am 1. Mai 1941 in Lausanne das Office de langue française. Anlässlich des 50-jährigen Bestehens wurde 1953 im Industrie- und Gewerbemuseum (heute Textilmuseum St. Gallen) die Jubiläumsausstellung «Blinde sehen» gezeigt. Ab 1984 baute der Verband die Forschung im Bereich Low Vision aus, eröffnete Fachstellen für optische Hilfsmittel und bietet seit 1997 mit dem Schweizerischen Gehörlosenbund SGB-FSS eine spezialisierte Usher-Informationsstelle. 2001 wurde ein neues Kompetenzzentrum in Lausanne eröffnet, das Taubblinden- und Hilfsmittelberatung, Fort- und Weiterbildung, Übersetzungsdienst und Öffentlichkeitsarbeit anbietet, gefolgt vom Beratungs- und Begegnungszentrum in Lenzburg, in dem ab 2004 die Ressorts Taubblindenberatung, blindentechnische sowie optische Hilfsmittel und optische Hilfsmittel angesiedelt sind.
Für die Open-Air-Fotoausstellung «La terre vue du ciel» von Yann Arthus-Bertrand 2004 in Genf organisierte der Verband den taktilen Teil der Ausstellung mit tastbaren Reliefs und Erläuterungen in Blindenschrift. 2010 veröffentlichte der Verband die Studie «Lebenslagen hörsehbehinderter und taubblinder Menschen in der Schweiz», die er mit finanzieller Unterstützung durch den Schweizerischen Nationalfonds an der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik Zürich in Auftrag gab. Zum selben Thema erschien der Film «Deafblind Time – Wenn Sehen und Hören schwächer werden».
Seit 2011 werden die SZB-Lehrgänge Low Vision, Orientierung und Mobilität sowie Lebenspraktische Fähigkeiten vom Bundesamt für Berufsbildung und Technologie als Höhere Fachprüfung anerkannt, verbunden mit Führen des Titels «Spezialistin / Spezialist für die Rehabilitation von sehbehinderten und blinden Menschen mit eidgenössischem Diplom».
Der Verband ist, zusammen mit dem Schweizerischen Blindenbund (SBb) und dem Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverband (SBV), Träger des Tag des weißen Stockes in der Schweiz.[2]
Weblinks
Einzelnachweise
- SBZ Mitgliedorganisationen. Abgerufen am 19. November 2013
- Tag des weissen Stockes. Abgerufen am 19. November 2013