Schweizerischer Nationalfonds
Der Schweizerische Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (SNF, französisch Fonds national suisse de la recherche scientifique, italienisch Fondo nazionale svizzero per la ricerca scientifica, rätoromanisch Fond naziunal svizzer per la perscrutaziun scientifica, englisch Swiss National Science Foundation, SNSF) ist eine privatrechtliche Stiftung zur Forschungsförderung, deren Gründung 1952 vom Physiker und Mediziner Alexander von Muralt initiiert wurde. 2010 verfügte der SNF über ein Budget von rund 800 Mio. Franken.
Organisation
Der Fonds gliedert sich in Stiftungsrat, Nationaler Forschungsrat und die Geschäftsstelle (Bern). Der Stiftungsrat ist das oberste Organ und fällt Entscheide auf strategischer Ebene. Der Nationale Forschungsrat setzt sich aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zusammen, die mehrheitlich an schweizerischen Hochschulen tätig sind. Er beurteilt dem SNF unterbreitete Forschungsgesuche und entscheidet über deren Umsetzung. Er umfasst bis zu 100 Mitglieder und ist in vier Abteilungen gegliedert:
- Abteilung I: Geistes- und Sozialwissenschaften
- Abteilung II: Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften
- Abteilung III: Biologie und Medizin
- Abteilung IV: Programme (Nationale Forschungsprogramme NFP / Nationale Forschungsschwerpunkte NFS)
An Universitäten und Hochschulen verankert sind die Forschungskommissionen. Sie dienen als Verbindungsglied zum SNF und nehmen aus lokaler Sicht Stellung bei der Evaluation von Gesuchen aus der eigenen Hochschule.
Die Geschäftsstelle unterstützt und koordiniert die Tätigkeiten von Stiftungsrat, Forschungsrat und Forschungskommissionen. Ihre Aufgaben sind die Überwachung der finanziellen Aspekte der Förderungstätigkeit, die Einholung und Auswertung von in- und ausländischen Expertisen über Forschungsgesuche, das Pflegen der Kontakte zu forschungspolitischen Instanzen im In- und Ausland, die Vertretung des SNF in entsprechenden Gremien sowie die Kommunikation mit der Öffentlichkeit. Die Geschäftsstelle hat ihren Sitz in Bern.
Förderungsinstrumente
Der SNF fördert im Auftrag des Bundes die Grundlagenforschung in allen wissenschaftlichen Disziplinen. Er begutachtet von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eingereichte Forschungsgesuche und unterstützt nach wissenschaftlichen Kriterien ausgewählte Projekte. Durch die Vergabe von Stipendien und Beiträgen engagiert sich der SNF für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Seine wichtigsten Instrumente in der Karriereförderung sind die Forschungsstipendien, die SNF-Förderungsprofessuren sowie die Marie Heim-Vögtlin-Beiträge (Programm zur Förderung von Frauen in der Forschung). Darüber hinaus verantwortet der SNF seit 2020 die Datenbank AcademiaNet für exzellente Wissenschaftlerinnen mit der Zielsetzung, den Frauenanteil in wissenschaftlichen Führungspositionen zu erhöhen.[1]
Ergänzend engagiert sich der SNF in der internationalen Zusammenarbeit mit Organisationen und Forschungsprogrammen und unterstützt wissenschaftliche Tagungen und die Veröffentlichung von Publikationen (hauptsächlich Dissertationen und Habilitationsschriften).
Forschungsprogramme und Forschungsschwerpunkte
In der themengebunden Forschung sind die Nationalen Forschungsprogramme (NFP) und die Nationalen Forschungsschwerpunkte (NFS) die wichtigsten Instrumente des SNF. Die NFP leisten im Auftrag des Bundesrats wissenschaftlich fundierte Beiträge zur Lösung dringender Probleme. Sie dauern bis zu fünf Jahren und sind mit durchschnittlich acht bis zwölf Millionen Franken dotiert. Seit 1975 hat der SNF 77 NFP lanciert.
Die Nationalen Forschungsschwerpunkte (NFS) verfolgen die Zielsetzung, die Strukturierung der Forschung in der Schweiz zu stärken. Die NFS sind an einer oder mehreren Hochschulen verankert und setzen sich aus einem Kompetenzzentrum sowie einem nationalen und internationalen Netzwerk zusammen. Ein NFS wird während zehn bis zwölf Jahren mit 20 bis 60 Millionen Franken vom SNF sowie durch Eigenmittel der Hochschulen und Drittmittel unterstützt.
Forschungsmagazin
Das Periodikum Horizonte wird gemeinsam vom Schweizerischen Nationalfonds und den Akademien der Wissenschaften Schweiz herausgegeben und berichtet viermal jährlich über die neusten Ergebnisse und Erkenntnisse aus allen Disziplinen der Wissenschaft: von der Biologie und Medizin über sozial- und kulturwissenschaftliche Themen bis zu Mathematik und Naturwissenschaften. Horizonte richtet sich an ein breites, an wissenschaftlichen Fragen interessiertes Publikum und ist kostenlos im Abonnement erhältlich.
Präsidenten
- Matthias Egger, seit 2017[2]
- Martin Vetterli, 2013–2016[3]
- Dieter Imboden, 2005–2012
Literatur
- Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung: Porträt. Wir fördern wissenschaftliche Forschung. Bern 2005.
- Antoine Fleury und Frédéric Joyce: Die Anfänge der Forschungspolitik in der Schweiz : Gründungsgeschichte des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, 1934–1952. hier + jetzt, Baden 2002
- Schweizerischer Nationalfonds: Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung : ein Kurzporträt. Bern 1995.
- Schweizerischer Nationalfonds: 50 Jahre Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung: 1952–2002. Bern 2002.
Weblinks
- Offizielle Website
- Online-Auftritt des Forschungsmagazins Horizonte
- 60 Jahre Schweizerischer Nationalfonds. In: Doppelpunkt, Radio SRF 1 vom 11. Dezember 2012 (52 Minuten)
Einzelnachweise
- SNSF will run AcademiaNet - AcademiaNet. Abgerufen am 27. Mai 2020.
- Matthias Egger zum neuen Präsidenten des Nationalen Forschungsrats des SNF gewählt. SNF, abgerufen am 23. September 2016.
- Martin Vetterli beendet sein Präsidentenamt beim SNF, 24. Februar 2016