Schweizer Zucker
Die Schweizer Zucker AG (SZU) mit Sitz in Frauenfeld ist der Schweizer Zuckerproduzent. Als einziges Unternehmen in der Schweiz verarbeitet sie Zuckerrüben und versorgt den Schweizer Markt mit Zucker und den anfallenden Futtermitteln. Die SZU beschäftigt etwa 250 Mitarbeiter und erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2019/2020 einen Umsatz von 209,6 Millionen Schweizer Franken.
Schweizer Zucker AG | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft[1] |
Gründung | 1912 |
Sitz | Frauenfeld, Schweiz |
Leitung | Guido Stäger (CEO) Andreas Blank (VR-Präsident) |
Mitarbeiterzahl | 250 (GJ 2019/2020)[2] |
Umsatz | 209,6 Mio. CHF (GJ 2019/2020)[2] |
Branche | Zuckerindustrie |
Website | www.zucker.ch |
Tätigkeitsgebiet
Die SZU verarbeitet in ihren beiden Werken durchschnittlich über 1,7 Millionen Tonnen Zuckerrüben pro Jahr. Daraus produziert sie jährlich zwischen 250'000 und 300'000 Tonnen Zucker. Der grösste Abnehmer ist Red Bull.[3] Rund ein Drittel des Schweizer Zuckers wird zu Schweizer Schokolade verarbeitet.[4]
Die Rüben werden dabei in der so genannten «Kampagne» jeweils von Ende September bis Ende Dezember zu Kristallzucker und Dicksaft verarbeitet. Der eingelagerte Dicksaft wird im Frühjahr ebenfalls kristallisiert. Weiterverarbeitung und Verpackung für den Detailhandel und die Industrie erfolgen während des ganzen Jahres.
Nebst Kristallzucker, Gelierzucker, Biozucker[5] und Dicksaft produziert das Unternehmen auch Press- und Trockenschnitzel sowie Melasse. Diese werden in der Landwirtschaft als Futtermittel verwendet. Zukünftig soll auch Ethanol produziert werden (siehe auch: Schweizer Ethanolimport).[6]
Sowohl frische Zuckerrüben als auch Zuckersirup und Zucker werden von der SZU auch importiert. Wobei der Import von Zuckerrüben in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Gleichzeitig sind in der Schweiz die Subventionen für den Zuckerrübenanbau stark gestiegen.[7] In den letzten Jahren wurden rund 30 Prozent des Zuckers importiert.[8]
Die aus der beim Waschen der Rüben anfallende Erde und weitere Restprodukte aus der Land- und Forstwirtschaft werden bei der Tochtergesellschaft Ricoter Erdaufbereitung AG zur Herstellung von Recycling-Produkten verwendet. Mit der Tochtergesellschaft Landwirtschaft AG betreibt die ZAF zudem auch sechs Landwirtschaftsbetriebe.
In der ZAF kann aus Zuckerrüben Pektin gewonnen werden.[9][10]
Geschichte
Das Unternehmen hat seinen Ursprung in der im Oktober 1899 in Betrieb genommenen Zuckerfabrik Aarberg. Diese wurde im Januar 1912 durch einen Brand vollständig zerstört. Unter der Federführung der Berner Kantonalbank wurde im November 1912 ein Nachfolgeunternehmen gegründet, die Zuckerfabrik und Raffinerie Aarberg AG (ZRA), welche im Oktober 1913 ihre Produktion aufnahm. Diese wurde während des Zweiten Weltkriegs schrittweise ausgebaut. Nach verschiedenen Anläufen zum Bau einer zweiten Zuckerfabrik nahm 1963 die bereits 1957 gegründete Zuckerfabrik Frauenfeld AG ihren Betrieb auf.
Die beiden vorher rechtlich selbstständigen Unternehmen wurden 1997 zur Zuckerfabriken Aarberg und Frauenfeld AG (ZAF) fusioniert. 2014 wurde das Unternehmen in Schweizer Zucker AG (SZU) umbenannt.[11] Das Aktionariat ist heute breit zwischen Kantonen, Gemeinden, Rübenpflanzern und weiteren Investoren gestreut. Die Aktien der Schweizer Zucker AG werden über verschiedene Banken ausserbörslich gehandelt. Seit 2020 ist die Schweizer Zucker AG Mitglied bei der IG Bio.[12][13]
- Zuckerfabrik Aarberg (1949)
- Aarberg mit Zuckerfabrik (1949)
- Zuckerfabrik Frauenfeld (1968)
- Zuckerfabrik Aarberg mit Gleisfeld (2018)
- Zuckerfabrik Frauenfeld (2019)
Standorte
Die Schweizer Zucker AG hat zwei Standorte. Die beiden Werke befinden sich in Aarberg im Kanton Bern und Frauenfeld im Kanton Thurgau. Zumindest vom Kanton Thurgau ist bekannt, dass er einen Förderbeitrag pro transportierter Tonne auszahlt, wenn die Zuckerrüben mit der Bahn transportiert werden.[14] In der Schweiz werden Zuckerrüben auf knapp 20.000 Hektaren angebaut.[15] Dabei werden rund 10 Prozent nach den Richtlinien von IP-Suisse und 1 Prozent nach den Richtlinien von Bio Suisse angebaut.[7] Verarbeitet werden aber nicht nur Zuckerrüben aus der Schweiz.[7][15] Gemäss den Swissness-Regeln vom 1. Januar 2017 müssen jedoch mindestens 80 % der enthaltenen Rohstoffe aus dem Inland stammen, damit der Zucker noch mit der Herkunft Schweiz beworben werden darf.[16] Importiert werden die Zuckerrüben vorwiegend aus Deutschland.[17][18] 2018 hat das Werk Aarberg fast 20 Tonnen Ammoniak (NH3) emittiert.[19] Das Werk Frauenfeld emittierte im gleichen Zeitraum fast 60 Tonnen Ammoniak.[20]
Siehe auch
Weblinks
- Christoph Maria Merki: Zucker. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Einzelnachweise
- «Schweizer Zucker AG» im Handelsregister des Kantons Thurgau. Abgerufen am 5. August 2019.
- Geschäftsbericht 2019/20. (PDF) Abgerufen am 30. April 2021.
- Daniel Menning: Versüsstes Geschäft – Getränkegigant Red Bull profitiert von Subventionen des Bundes. srf.ch, 4. März 2020.
- Jil Schuller: Das Geschäft mit Schweizer Schokolade läuft schlecht. In: bauernzeitung.ch. 27. Oktober 2020, abgerufen am 28. Oktober 2020.
- Verkauf von Schweizer Biozucker. (PDF; 360 kB) In: bio-suisse.ch. August 2018, abgerufen am 6. März 2019.
- Neu: Ethanol aus Schweizer Zuckerrüben. Schweizer Bauer, 22. Februar 2021, abgerufen am 22. Februar 2021.
- Parlamentarische Initiative (15.479): Stopp dem ruinösen Preisdumping beim Zucker! Sicherung der inländischen Zuckerwirtschaft. (PDF; 712 KB) Bericht der Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Nationalrates. In: admin.ch. 18. August 2020, abgerufen am 11. November 2020.
- Sera Hostettler: Landwirtschaft in Zahlen: 30 % des Zuckerbedarfs deckt das Ausland. In: bauernzeitung.ch. 30. Januar 2021, abgerufen am 1. Februar 2021.
- Mehr als nur Zucker: Die Zuckerfabrik Frauenfeld holt aus den Rüben Pektin heraus und will dieses Gewinn bringend vermarkten. tagblatt.ch, 23. März 2019.
- Schweizer Innovation aus Zuckerrüben. Schweizer Bauer, 2. März 2021, abgerufen am 4. März 2021.
- ZAF heisst jetzt Schweizer Zucker AG. In: Tagblatt Online. 29. März 2014, abgerufen am 28. April 2014.
- Aktuelles/Termine. In: igbio.ch. Interessengemeinschaft Bio Schweiz, abgerufen am 8. April 2021.
- Mitglieder. In: igbio.ch. Interessengemeinschaft Bio Schweiz, abgerufen am 8. April 2021.
- Der Kanton Thurgau fördert weiter den Bahntransport der Zuckerrüben. Regierungsrat des Kantons Thurgau, 22. Oktober 2020, abgerufen am 22. Oktober 2020: „(...) weitere vier Jahre mit 3,50 Franken pro verladene Tonne (...). Der Entscheid gilt für die Jahre 2021 bis 2024.“
- Agrarbericht 2019: Zucker. Abgerufen am 5. November 2020.
- Schweizer Bauernverband: Zucker - Die Süsse im Ackerbau. In: sbv-usp.ch. Abgerufen am 5. November 2020.
- Dramatischer Preiszerfall. Schweizer Bauer, 21. Januar 2020, abgerufen am 5. November 2020.
- Peter Imhof (Schweizer Zucker AG): Bedeutende Zuckerimporte nötig. Schweizer Bauer, 8. Januar 2020, abgerufen am 5. November 2020.
- Eintrag der Schweizer Zucker AG (Werk Aarberg) im Schadstoffregister SwissPRTR. In: admin.ch. Abgerufen am 17. November 2020.
- Eintrag der Schweizer Zucker AG (Werk Frauenfeld) im Schadstoffregister SwissPRTR. In: admin.ch. Abgerufen am 17. November 2020.