Schwärzdorf (Föritztal)
Schwärzdorf ist ein Ortsteil von Föritztal im Landkreis Sonneberg in Thüringen.
Schwärzdorf Gemeinde Föritztal | ||
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Höhe: | 397 m ü. NN | |
Eingemeindung: | 1. Juli 1950 | |
Eingemeindet nach: | Föritz | |
Postleitzahl: | 96524 | |
Vorwahl: | 03675 | |
Lage von Schwärzdorf in Thüringen | ||
ehemalige Eisenbahnbrücke bei Schwärzdorf |
Lage
Schwärzdorf liegt südöstlich von Sonneberg, nahe der bayrischen Grenze zum Landkreis Kronach. Südwestlich verläuft die Bundesstraße 89. Schwärzdorf ist von den Erhebungen Schwarzenberg, Knorrn und Hungerbühl umgeben und liegt zu beiden Seiten des Schwarzbaches (Schwarza, Schwärzdorfer Wasser),[1] welcher in die Föritz mündet. Die Föritz bildet wiederum einen Zufluss der Steinach. Die frühere Trasse der Bahnstrecke Sonneberg–Stockheim durchquert die Gemarkung. Auf der 1900/01 errichtete Brücke aus Ziegelsteinen befindet sich heute ein Radweg.[1]
Geschichte
Mit Datum 8. Juli 1151 wurde das Dorf erstmals als "Suerzgereldorf" in einer Urkunde genannt.[1][2]
Schwärzdorf ist ebenso wie der nördliche Nachbarort Eichitz nach Neuhaus-Schierschnitz gepfarrt, während der nordwestliche Nachbarort Föritz zum Kirchspiel Oberlind gehört.
Im 30-jährigen Krieg (1618–1648) wurde auch Schwärzdorf von plündernden und mordenden Truppen heimgesucht. Zu Michaelis 1632, 29. September, wird im Kirchenbuch Neuhaus von feindseliger „Blünderung und Mordung“ berichtet. Ihr fielen in Schwärzdorf zum Opfer: (Johann) Hanß Össer der Jüngere (1603–1632), geschossen im Dorfe und zwei Tage später seinen Verletzungen erlegen, sowie Jörg Rebhan, „gehauen worden“ (durch Hieb und Stichwaffen), „und daselbst auf seinem Acker privatim begraben“. Insgesamt beklagt der Pfarrer zu diesem Datum 13 Todesopfer in seinem Bereich, darunter auch den erschossenen Schultheiß zu Eichitz Johann Hermann.[3]
Der häufigste Familienname im kirchlichen Seelenregister von 1793 ist Schindhelm. Schindhelm-Familien wohnten zu dieser Zeit in 10 von 17 Häusern.[4]
Schwärzdorf gehörte zum Verwaltungsamt Sonneberg im Herzogtum Sachsen-Meiningen.[5]
1844 hatte Schwärzdorf 117 Einwohner, die in 17 Wohnhäusern lebten und Viehzucht, Ackerbau und Holzhandel betrieben. Im 19. Jahrhundert verdienten Schwärzdorfer Männer ihren Lebensunterhalt auch in den Steinkohlengruben im Stockheimer Becken.[6] Die Industrialisierung des Umlandes und die verbesserte Verkehrsanbindung zeigten sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Bevölkerungsstruktur. Im Jahr 1900 nährten sich von Landwirtschaft 15, Industrie 26, Hausindustrie 3 und vom Handwerk 8 Familien. Die Fabrikarbeiter fanden Beschäftigung in den Porzellanfabriken zu Köppelsdorf, Hüttensteinach, Burggrub und Kronach und in den Spielwarenfabriken Sonnebergs.[7]
Eine Schule wurde 1845 am nördlichen Ortsrand erbaut.[8]
Schwärzdorf wurde durch die Eisenbahn im Jahr 1900 verkehrstechnisch besser erschlossen. Die Bahnlinie von Köppelsdorf nach Stockheim diente dem Anschluss des Sonneberger Wirtschaftsraumes an die Hauptbahnlinie München-Berlin bei Stockheim. In Schwärzdorf entstanden durch die Trassenführung parallel zur heutigen Bundesstraße 89 Baugrundstücke zwischen Bahnlinie und Straße. Auf diese Weise wuchs mit dem Bahnbau ein neuer Dorfteil, das so genannte Unterschwärzdorf. Das Ortsbild von Schwärzdorf prägt seit dem Bahnbau das dreibogige Viadukt aus Ziegelsteinen über die Wiesenstraße, die in der Dampfziegelei in Schwärzdorf hergestellt worden sind. Diese war in Zusammenhang mit dem Bahnbau entstanden und beschäftigte bis zu 30 Arbeiter. Am 15. Dezember 1900 konnte der 6,2 Kilometer lange Teilabschnitt Köppelsdorf-Neuhaus bei Sonneberg übergeben werden. Einen Haltepunkt besaß Schwärzdorf nicht, aber das benachbarte Föritz einen kleinen Bahnhof an der Stelle, an welcher die Bahntrasse die Ortsstraße quert. Die Bahnstrecke führte zu einem Aufschwung für Handwerk und Gewerbe im Ort. Von Zerstörungen blieb die Strecke während des 2. Weltkrieges verschont. Infolge der deutsch-deutschen Teilung jedoch unterblieben Sanierungsarbeiten. Der Reisezugverkehr wurde am 24. September 1967 eingestellt, der Güterverkehr im Oktober 1970. Ab 1972 wurden die Gleise abgebaut. Der einst mit der Hand ausgegrabene Bahneinschnitt zwischen Schwärzdorf und Neuhaus-Schierschnitz wurde Anfang der 1990er Jahre zur Bauschuttdeponie erklärt und zugeschüttet. Im Zuge eines Radwegeförderprogramms wurde die Bahntrasse auf Schwärzdorfer und Föritzer Gebiet 2010 zu einem Radweg.[9]
Im 1. Weltkrieg (1914–1918) wurden 78 Schwärzdorfer Männer zum Kriegsdienst einberufen. Der Lehrer Edmund Back (selbst Teilnehmer des Krieges) hat die Namen von Opfern des 1. Weltkrieges aus Schwärzdorf aufgeschrieben. Laut seinen Aufzeichnungen sind gefallen: Adolf Liebermann, Emil Leutheuser, Hermann Jahn, Louis Rebhan, August Schubert, Gustav Leutheuser, Karl Heublein, Alfred Löffler, Johann Barnikol, Wilhelm Diller, Karl Welsch II, Albin Heublein, Richard Bär, Richard Renner, Fritz Renner, Max Heublein aus Lindenberg, Emil Schmidt, Max Heublein aus Eichitz, Emil Engelhardt aus Eichitz, Moritz Engelhardt aus Eichitz. Es wurden vermisst: Emil Junius, Wilhelm Hartmann, Lehrer; Richard Heublein, Emil Schubert, Christian Frosch, Karl Frosch, August Fischer.[10]
Eine 1923 am 1. April aufgrund einer Verfügung des Thüringer Ministeriums des Innern gegründete Gemeinde Föritz-Schwärzdorf, bestehend aus den Orten Eichitz, Föritz und Schwärzdorf, wurde bereits ein Jahr später wieder aufgelöst.[1] Am 1. August 1924 wurden Schwärzdorf und Eichitz, die seit dem 1. April 1923 mit Föritz zu einer Gemeinde verschmolzen waren, wieder ausgemeindet und selbstständige Gemeinden. Es herrschte eine große Freude, zumal die Verschmelzung gezeigt hatte, dass an eine dauernde Einigkeit nicht zu denken war. Gemeinderat und Gemeindevorstand wurden neu gewählt. Auch eine Verschmelzung von Schwärzdorf und Eichitz kam nicht zustande, da man hier der Ansicht war, dass jede Gemeinde wieder ihre frühere Selbstständigkeit erhalten sollte. Gemeindevorstand von Schwärzdorf wurde Max Schindhelm, Bürgermeister Emil Stegner, Gemeinderechnungsführer August Meusel. In den Gemeinderat wurden gewählt: Louis Oettler, Johann Wöhner, Gustav Heublein, Gustav Wicklein., Wilhelm Engelhardt, Adolf Liebermann, Julius Wicklein, Gemeinderatsvorsitzender Gustav Heublein. Die Wahl fand am 15. August statt.[11]
Am 1. Juli 1950 wurde Schwärzdorf nach Föritz eingemeindet. Föritz ging am 6. Juli 2018 in der neuen Gemeinde Föritztal auf.[12] Die 1911 errichtete Schule mit Turmuhr wird noch heute als Grundschule genutzt.[13]
Dialekt
In Schwärzdorf wird Itzgründisch, ein mainfränkischer Dialekt, gesprochen.
Weblinks
- Schwärzdorf auf der Website der Gemeinde Föritztal
Belege
- Schwämmlein, Thomas., Szyszka, Hans P.: Landkreis Sonneberg. E. Reinhold, Altenburg 2005, ISBN 978-3-937940-09-0.
- Wolfgang Kahl: Ersterwähnung Thüringer Städte und Dörfer. Ein Handbuch. 5., verbesserte und wesentlich erweiterte Auflage. Rockstuhl, Bad Langensalza 2010, ISBN 978-3-86777-202-0, S. 258.
- Der Pfarrer zu Neuhaus: Kirchenbuch Neuhaus und Schierschnitz. In: Kirchgemeinde Neuhaus-Schierschnitz (Hrsg.): Archion Kirchenbuchportal. Neuhaus-Schierschnitz 1792, S. 498.
- Samuel Friedrich Bach: Seelenregister 1793. In: Pfarrei Neuhaus-Schierschnitz (Hrsg.): Kirchenbücher. Neuhaus-Schierschnitz 1793.
- David Voit: Das Herzogthum Sachsen-Meiningen, historisch, statistisch, geographisch und topographisch dargestellt für Schule und Haus. Verlags-Comptoir (Storch & Klett), Gotha 1844, S. 279.
- Unkart, Johann Friedrich Ludwig: Kirchenbuch. Hrsg.: Pfarramt Neuhaus. BG 1857-1879.
- Edmund Back: Zur Heimatkunde von Schwärzdorf. Selbstverlag der Verfassers, Sonneberg, Deutsches Spielzeugmuseum 1901.
- Georg Brückner: Landeskunde des Herzogthums Meiningen. Theil 2: Die Topographie des Landes. Brückner und Renner, Meiningen 1853.
- Beyer, Wolfgang.: Eisenbahn im Sonneberger Land. 2., neubearb. und erw. Auflage. Eisenbahn-Fachbuch-Verl. Resch, Neustadt/Coburg 2004, ISBN 3-9807748-5-6.
- Back, Edmund: Chronik von Schwärzdorf (Kreis Sonneberg in Thüringen), Buch I, Inv. Nr. IV H1, S. 70
- Back, Edmund: Chronik von Schwärzdorf (Kreis Sonneberg in Thüringen), Buch II, Inv. Nr. IV H32, S. 5
- Thüringer Gesetz- und Verordnungsblatt Nr.7 2018 vom 5. Juli 2018, aufgerufen am 6. Juli 2018
- Föritztal Ortsteil Schwärzdorf. In: Gemeinde Föritztal. Abgerufen am 21. September 2019 (deutsch).
- Georg Brückner: Landeskunde des Herzogthums Meiningen. Theil 2: Die Topographie des Landes. Brückner und Renner, Meiningen 1853, S. 517.
- Back, Edmund: Chronik von Schwärzdorf (Kreis Sonneberg in Thüringen), Buch I, Inv. Nr. IV H1, S. 84
- Heinrich Christoph Hensoldt: Beschreibung der durch ihren Welthandel berühmten Stadt Sonneberg im Herzogthum Dachsen-Meiningen. Johann Adam Stein, Nürnberg 1845, S. 181.
- Back, Edmund: Chronik von Schwärzdorf (Kreis Sonneberg in Thüringen), Buch I, Inv. Nr. IV H1, S. 5
- Back, Edmund: Chronik von Schwärzdorf (Kreis Sonneberg in Thüringen), Buch I, Inv. Nr. IV H1, S. 16
- Back, Edmund: Chronik von Schwärzdorf (Kreis Sonneberg in Thüringen), Buch I, Inv. Nr. IV H1, S. 25