Schräge Wand
Die Schräge Wand oder Jägerdach[1] ist ein Abri im Bärental in der Nähe von Weismain im Landkreis Lichtenfels in Bayern. Während der Mittelsteinzeit wurde der Bereich unter dem Felsdach vom Menschen als Jagd- oder Raststation benutzt.[2] Der archäologische Fundplatz ist als Bodendenkmal D-4-5933-0035 in der Bayerischen Denkmalliste eingetragen.[3] Im Höhlenkataster Fränkische Alb (HFA) ist der Abri mit der Katasternummer C 288 ausgewiesen.
Schräge Wand | ||
---|---|---|
Die Schräge Wand von Südwesten aus gesehen | ||
Lage: | Neudorf, Weismain, Fränkische Schweiz, Deutschland | |
Geographische Lage: | 50° 3′ 1,2″ N, 11° 16′ 26,5″ O | |
| ||
Katasternummer: | C 288 | |
Geologie: | Dolomit | |
Typ: | Felsdach | |
Gesamtlänge: | 5 m | |
Niveaudifferenz: | 0 m | |
Besonderheiten: | Jahrtausendealter Siedlungsplatz |
Beschreibung
Am Rande des Wanderweges durch das Tal findet man im hinteren, südlichen Bereich, etwa 500 Meter südlich der Krassachquelle einen großen Dolomitblock mit ca. 2 m tiefen Felsvorsprung vor. Die Breite des gesamten Felsens beträgt etwa 10 Meter, wovon rund 8 Meter auf die begehbare Fläche entfallen. Die maximale Tiefe, die von dem relativ ebenen, schrägeinfallendem Felsdach überdeckt wird, beträgt ca. 5 Meter.[2] Damit ergibt sich ein geschützter Unterstand von etwa 30 m².[4] Eine Holztafel am Weg weist auf die Stätte hin.
Geschichte
Erstmals von Menschen als Unterschlupf genutzt wurde die Schräge Wand vermutlich in einer frühen Phase der Mittelsteinzeit.[4] Aus dieser Zeit konnte man in etwa 1,4 m Tiefe[4] Spuren eines Windschutzes aus Fell oder Ästen und einer Feuerstelle nachweisen.[5] Die Bearbeitungsspuren an Knochen von Hirsch und Wildschwein sowie die dafür verwendeten Mikrolithen wurden der Kultur des Tardenoisien zugeordnet.[4] Der Windschutz war als halbkreisförmige Reihe großer Steine um die Öffnung des Felsdachs angelegt worden.[4] Die Steine könnten zur Befestigung oder als Widerlager einer Windschutzwand aus Ästen und Zweigen oder einer fellbespannten Konstruktion gedient haben.[4] Die so gebildete Wohn- oder Aufenthaltsfläche war vermutlich eine der vielen nur kurzfristig besiedelten Rast- oder Jagdstationen, welche in relativ regelmäßigen Abständen immer wieder aufgesucht wurden.[2]
Aus einer jungsteinzeitlichen Nutzungsperiode konnten schnurkeramische Scherben geborgen werden.[2] Weitere Scherben stammen aus der Übergangszeit der Jungsteinzeit zu diversen Epochen der Metallzeit, darunter befinden sich auch einige keltischen[1] bzw. hallstattzeitlichen[3] Ursprungs.[2] Funde in jüngeren Erdschichten, vorwiegend aus dem Mittelalter und der Neuzeit,[3] dokumentieren die Nutzung des Felsvorsprungs als Ausgangsort für Rotwildjagd im Bärental.[1]
Ausgrabungen
Zunächst war zum Jahresbeginn 1963 vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Erlangen, unter der Leitung von Friedrich B. Naber,[4] eine Ausgrabung auf dem Vorplatz der nur etwa 100 Meter entfernt gelegenen kleinen Höhle "Fuchsenloch" geplant.[2] Nachdem eine Versuchsgrabung dort wegen technischer Schwierigkeiten abgebrochen werden musste,[2] wurde im Frühjahr 1963 unter dem Abri "Schräge Wand" eine neue Grabung auf 13 m² Bodenfläche gestartet.[2] Nachdem der erste Schnitt eine reich gegliederte Schichtenfolge mit typischen Kleinfunden zeigte, wurden die Ausgrabungen im Herbst 1963 und im Frühjahr 1964 unter der Leitung von Friedrich B. Naber fortgesetzt.[2]
Literatur
- Alois Dechant, Gerhard W. Peetz: Wanderführer Weismain. Marie Link Verlag, Kronach, 2010
- Michael Hoppe: Ein Streifzug durch die Vor- und Frühgeschichte Weismains. In: Günter Dippold (Hrsg.): Weismain – Eine fränkische Stadt am nördlichen Jura 1. Dechant Bau GmbH, Weismain 2011, ISBN 978-3-9814302-0-2
- Friedrich B. Naber: Die "Schräge Wand" im Bärental, eine altholozäne Abrifundstelle im nördlichen Oberfranken. In: Quartär, Band 19, 1968, S. 289–321
Weblinks
Einzelnachweise
- Dechant (2010), S. 22–23
- Die Ausgrabungen bei der "Schrägen Wand", landschaftsmuseum.de, abgerufen am 5. November 2012
- Freilandstation des Mesolithikums bei Neudorf, Weismain, geodaten.bayern.de, abgerufen am 6. Dezember 2012
- Hoppe (2011), S. 76
- Die Schräge Wand im Bärental, archaeologie-oberfranken.de, abgerufen am 5. November 2012