Schloss Wohnwitz
Das Schloss Wohnwitz (polnisch Zamek w Wojnowicach) ist ein Wasserschloss in Wojnowice (deutsch Wohnwitz) in der Landgemeinde Miękinia (Nimkau) im Powiat Średzki (Kreis Neumarkt) in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen. Es ist die älteste durchgehend genutzte Niederungsburg Schlesiens und weitgehend in ihrem ursprünglichen Baubestand eines Festen Hauses mit umgebendem Wassergraben erhalten. Die polnische Bezeichnung ‚Zamek na wodzie‘ ist kein Name, sondern bedeutet ‚Burg auf dem Wasser‘, also ‚Wasserburg‘.
Geschichte
Das Rittergut Wohnwitz wurde erstmals 1351 urkundlich erwähnt. Damals verlieh der böhmische König und spätere Kaiser Karl IV. das Gut dem Johann Skopp, der ein Gefolgsmann des Breslauer Herzogs Heinrich VI. war. 1409 wurde die Burg an die Freiherren von Schellendorf, 1511 an Christoph Hornig, dann an die Haunold und wieder an die Hornig verkauft.
Nikolaus von Schebitz, Landeshauptmann des Fürstentums Breslau, begann ab 1513 einen Neubau, der durch die Bauinschrift «Im 1513 Bavth mich wonewitz niclas Schewitz» belegt ist. Nach dessen Tod erwarb Lukretia Boner das Gut, deren erster Ehemann, der Flame Jakob Boner, der in Breslau ansässig war, den Bau 1545/46 fortführte. Dieser Vorgang ist mit der Inschrift «IACOB BONER BAVET MICH» bezeugt. Lukretias zweiter Ehemann Andreas von Hertwig hat den Bau vermutlich 1560 vollendet. Diese Jahreszahl ergibt sich aus dem Wappen über dem Renaissance-Portal.
Ab 1590 war Friedrich von Sebitz Besitzer, 1601 Ernst Schweidinger, der es an Carl von Hohberg verkaufte. Nach dessen Tod wurde das Gut von Kaiser Rudolf II. als erledigtes Lehen eingezogen und 1609 an die Freiherren von Saurma vergeben, die es 1649 dem Veit Rötel von Reichenau[1] verkauften. Ab 1652 war das Schloss im Besitz der Familie von Mudrach, die es den Grafen Maltzahn vererbte, die das Schloss bis 1825 behielten. 1894 gelangte es an Egmont von Kramsta. Letzter Eigentümer war die Familie von Johnston.
Nach dem Übergang an Polen 1945 war das Schloss, bis auf einen teilweisen Verfall der Wassergräben, gut erhalten. 1974 bis 1986 wurde es renoviert. Zeitweise wurde es vom polnischen Kunsthistorikerverband genutzt. Heute dient es als Tagungszentrum der Universität Breslau.
Bauwerk
Das Schloss Wohnwitz ist eine Vierflügelanlage mit hohen Satteldächern. Typisch für die schlesische Gotik ist Backstein für das Mauerwerk und Sandstein für die Zierglieder des Baus. Die Staffelgiebel zeigen die für Schlesien typischen geputzten Blenden zwischen gotischen Umrahmungen.
Der Ostteil des Nordflügels ist der älteste Teil aus dem Jahre 1513. Die Portalgewände dieses Bauteils sind noch gotisch. An die Baugruppe von 1513 schließt sich die Eingangshalle des Nordflügels an. Der anschließende Ostflügel wurde im frühen 16. Jahrhundert errichtet, die anderen zweigeschossigen Flügel stammen aus der dritten Bauphase.
Der Innenhof, um den sich die Flügel gruppieren, hat eine auf drei Arkaden gelagerte Loggia an der Ostseite. Vermutlich hatte der Bau früher einen Sgraffitoputz, der im 19. Jahrhundert beseitigt wurde. Im Obergeschoss des Nordflügels befindet sich eine Arkadenhalle mit einer korinthischen Mittelsäule. In einigen Räumen haben sich Wanddekorationen aus der Renaissancezeit erhalten.
- Vermählungswappen der Lukretia Boner mit Andreas von Hertwig, Bildhauer: Andreas Walther d. Ä. um 1560–1568
Literatur
- Hugo Weczerka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band: Schlesien (= Kröners Taschenausgabe. Band 316). Kröner, Stuttgart 1977, ISBN 3-520-31601-3, S. 572
- Günther Grundmann: Burgen, Schlösser und Gutshäuser in Schlesien (= Bau- und Kunstdenkmälder des deutschen Ostens. Band 1). 1982, S. 116–118.
- Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen: Schlesien. Deutscher Kunstverlag, München / Berlin 2005, ISBN 3-422-03109-X, S. 2015 f.
- Arne Franke (Hrsg.): Kleine Kulturgeschichte des schlesischen Schlösser. Band 1: Niederschlesien. Bergstadtverlag Wilhelm Gottlieb Korn, Görlitz 2015, ISBN 978-3-87057-336-2, S. 77–78.