Schloss Kériolet
Das Schloss Kériolet (französisch Château de Kériolet), auch Keriolet (ohne Apostroph) geschrieben, ist ein bretonisches Schloss in Concarneau im französischen Département Finistère.
Geschichte
Das ursprüngliche Herrenhaus Kériolet wurde im frühen 13. Jahrhundert errichtet. 1862 erwarb die russische Hofdame Sinaida Iwanowna Jussupowa das Schloss für ihren Ehemann Charles Chauveau und ließ es ab dem folgenden Jahr in neogotischem Stil ausbauen. Die Arbeiten wurden von dem französischen Architekten Joseph Bigot geleitet. Sinaida Iwanowna Jussupowa hielt sich nur im Sommer in Kériolet auf, im Winter lebte sie in Paris. Charles Chauveau lebte ganzjährig in Kériolet. Er starb 1889 und vererbte das Schloss an seine Schwester. Sinaida Jussupowa kaufte Kériolet zurück und schenkte es dem Département Finistère mit der Auflage, ein Museum einzurichten und nichts zu verändern. Da diese Auflagen nicht vollständig eingehalten wurden, klagte der im französischen Exil lebende Rasputin-Attentäter Felix Jussupow, der Enkel von Sinaida Jussupowa, auf Rückgabe des Schlosses und war damit schließlich erfolgreich. 1971 wurde Kériolet an die Stadt Concarneau verkauft. Seit 1988 ist Christophe Lévèque der Eigentümer und lässt das Schloss schrittweise restaurieren.
Das Schloss steht seit dem 21. Dezember 1984 unter Denkmalschutz (Monument historique).[1]
Architektur
Außengestaltung
Das Schloss liegt in einem Park, vor der Südseite befindet sich eine große Wiese. Im Park stehen Denkmale für König Karl VIII. und Anne de Bretagne. Die repräsentative Südfassade greift mehrere bretonische Motive auf. Eine ursprünglich an der Westseite stehende orthodoxe Kapelle wurde 1954 abgetragen. Auf der Hofseite steht ein stilisierter Wachturm, der dem Personal als Unterkunft diente. Zur Anlage gehört zudem ein Wachgebäude, in dem heute die Kasse untergebracht ist.
Inneneinrichtung
Der Ballsaal erstreckt sich über zwei Etagen. Ein vermeintlicher Stammbaum zeigt die Herkunft von Charles Chauveau. Chauveneau war allerdings bürgerlicher Herkunft, seine Adelstitel hatte Sinaida Jussupow für ihn gekauft. Im Obergeschoss befindet sich ein Balkon, von dem aus Sinaida Jussupowa Feste, an denen sie altersbedingt nicht mehr teilnahm, beobachtete. Die Rüstkammer ist Teil des Vorgängerbaus aus dem Mittelalter und auch entsprechend eingerichtet. Die nach Süden zum Park ausgerichtete Lounge war das Lieblingszimmer von Sinaida Jussupowa. In ihm befindet sich u. a. ein Porträt von ihr. Das Esszimmer verfügt über eine blau ausgekleidete Decke mit Lilienmotiven, dem Wappen der Bourbonen. Die Wände der Küche sind mit handbemalten Fayencen verkleidet. Die Küche hat keinen Wasseranschluss. Das erforderliche Wasser wurde aus einem Brunnen gewonnen, der heute in der Ville close von Concarneau steht. Die Krypta diente der Beheizung des Schlosses durch eine Fußbodenheizung.
- Ballsaal
- Rüstkammer
- Lounge
- Küche
- Krypta
Heutige Nutzung
Das Erdgeschoss des Schlosses und der Park können im Sommer besichtigt werden. In der Krypta finden wechselnde Kunstausstellungen statt. Räume des Schlosses können für Empfänge u. ä. gemietet werden.
Literatur
- Yann Brékilien: Les châteaux bretons. Ouest-France, Rennes 1983, S. 79.
- Marc Déceneux, Emmanuel Berthier: Châteaux de Bretagne. Ouest-France, Rennes 2015, ISBN 978-2-7373-6611-6, S. 82, 99.
- Francis Michaud: Châteaux de Bretagne. Éditions Patrimoines & Médias, Chauray-Niort 1996, ISBN 2-910137-27-9, S. 12–13.
- Nolwenn Rannou: Le château de Kériolet. In: Société Française d’Archéologie (Hrsg.): Congrès Archéologique de France, 165e session, 2007, Finistère. Société Francaise d’Archéologie, Paris 2009, ISBN 978-2-901837-34-3, S. 127–132.
Weblinks
- Schloss Kériolet in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
- Offizielle Webpräsenz (mehrsprachig)
Einzelnachweise
- Schloss Kériolet in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch), Zugriff am 19. Oktober 2019.