Schloss Fischbach (Schlesien)
Schloss Fischbach (Zamek Karpniki) im heutigen Karpniki ist ein neugotisches Schloss im Tudorstil. Das Wasserschloss befindet sich elf Kilometer östlich von Jelenia Góra (Hirschberg) am Fuße der Sokole Góry (Falkenberge).
Geschichte
Bereits im Mittelalter hatte sich auf einem der beiden Falkenberge zum Schutz des Hirschberger Tales eine Burg der Herzöge von Schweidnitz-Jauer befunden, die 1364 erstmals urkundlich erwähnt, in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zerstört und nicht wieder aufgebaut wurde. In der Folgezeit wurde ein Wasserschloss erbaut, das 1476 in den Besitz der Familie von Schaffgotsch kam. Hans Schoff, Gotsche genannt, war der erste Besitzer von Fischbach. Schloss und Gut blieb bis 1580 im Besitz dieser Familie.[1]
Ab 1584 wurde es von Friedrich von Kanitz aus dem Hause Thallwitz umfangreich erweitert.[2] Nach einem Brand 1593 wurde von Christoph Friedrich von Kanitz der Vierflügelbau mit einem Turm im Stil der Renaissance errichtet.[3] Aus dieser Zeit stammt das erhaltene Portal am Westflügel. 1628 erwarb Friedrich von Winterfeld das Schloss (vgl. Ledebur). Es folgten weitere Umbauten im Stile des Barock.[4] Von 1725 bis 1774 war es wieder im Besitz der Familie von Schaffgotsch.[5]
1789 wurde Schloss Fischbach vom preußischen Staatsminister Graf Karl Georg von Hoym an Caspar Conrad von Zedlitz verkauft. 1822 wurde Prinz Wilhelm von Preußen, Bruder König Friedrich Wilhelms III. und Generalgouverneur der preußischen Rheinprovinzen, neuer Eigentümer von Fischbach. Prinz Wilhelm verbrachte mit seiner Ehefrau Marianne und den vier Kindern die warme Jahreszeit auf Schloss Fischbach, das sich zum gesellschaftlichen Mittelpunkt des Hirschberger Tales entwickelte. Das Prinzenpaar fühlte sich hier bald wohler als in der Hauptstadt Berlin mit ihren protokollarischen Zwängen und blieb oft bis Anfang Dezember. Auch der König war öfter in Fischbach zu Gast und besuchte von hier aus den Generalfeldmarschall August Neidhardt von Gneisenau auf Schloss Erdmannsdorf. Nach dessen Tod erwarb der König 1831 das Erdmannsdorfer Schloss und ließ es durch Schinkel umbauen, sowie 1839 das nahegelegene Schloss Schildau für seine Tochter Luise, Prinzessin der Niederlande.
Die jüngste Tochter des Prinzenpaares, Marie von Preußen, wurde 1842 in der Dorfkirche von Fischbach im Beisein des Königs Friedrich Wilhelm IV. und der Königin Elisabeth Ludovika sowie von deren Neffen, dem Kronprinzen Maximilian von Bayern, konfirmiert. Im Oktober des gleichen Jahres heiratete sie den Kronprinzen und wurde dadurch 1848 Königin von Bayern.
1844 wurde Schloss Fischbach nach einem Entwurf von Friedrich August Stüler in dem mit der Romantik aufkommenden Stil der Neugotik zu seiner jetzigen Form umgebaut. Die Zimmer waren wesentlich kleiner und niedriger als die Räume der Familie im Berliner Stadtschloss, wo das Prinzenpaar die Winter verbrachte und den Repräsentationspflichten nachgehen musste. Anders als in Berlin konnte sich das Prinzenpaar hier ganz nach eigenem Geschmack einrichten.
Von fast allen Zimmern des Schlosses sind Innenraumansichten aus dem Jahr 1852 erhalten. Prinzessin Elisabeth hatte nach dem Tod ihrer Eltern – Prinz Wilhelm starb 1851, seine Frau 1846 – die Räume von Schloss Fischbach zur Erinnerung in Aquarellen malen lassen. Die Prinzessin hatte einen Großteil ihrer Kindheit auf Fischbach verlebt. Das Schloss kam durch die Heirat von Elisabeth mit Prinz Karl von Hessen-Darmstadt an diese Familie und blieb bis 1945 im Eigentum des Hauses Hessen.
1919 wurde zwischen dem Volksstaat Hessen und dem ehemaligen Großherzog Ernst Ludwig vereinbart, dass das Schloss Fischbach als Schatullgut Privateigentum von Ernst Ludwig werden sollte.[6]
1943 entschloss sich Prinz Ludwig von Hessen, die Madonna von Hans Holbein dem Jüngeren vor den drohenden Luftangriffen auf Darmstadt nach Schloss Fischbach in Schutz zu bringen. Im Januar 1945 wurde der Landeskonservator Günther Grundmann beauftragt, die Kunstschätze in Fischbach vor den heranrückenden russischen Truppen in Sicherheit zu bringen. So kam das Gemälde über Coburg wieder zurück nach Darmstadt.[7]
Zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 wurde das Schloss von Soldaten geplündert. Bis 1950 war dann eine Volksschule in den Räumen, der nach einigen Jahren des Leerstandes ab 1956 eine Nutzung des Gebäudes als Heim für behinderte Kinder folgte. Der Verfall des Schlosses führte 1973 zur Räumung des Objektes. Nach jahrelangem Leerstand wurde es von der Stadt Hirschberg an Investoren verkauft, mit dem Plan eines Umbaus in eine Kultur- und Erholungsstätte. Nach mehrfachem Besitzerwechsel ging das Schloss 1995 an eine Eigentümergemeinschaft über. Seitdem sind zahlreiche Erhaltungsmaßnahmen erfolgt, um den weiteren Verfall aufzuhalten. Eine fachgerechte Restaurierung scheiterte bisher an fehlenden finanziellen Mitteln.
Nach Jahren der Stagnation und Abschottung des Besitzes vor der Öffentlichkeit erfolgte ein erneuter Eigentümerwechsel, und seit 2009 erfolgten Restaurierungsarbeiten mit dem Vorhaben, ein exklusives Hotel in den Schlossräumen zu etablieren. Die Fertigstellung sollte ursprünglich bis Ende des Jahres 2013 abgeschlossen sein. Anfang Oktober 2014 öffnete das Schlosshotel dann schließlich seine Pforten. In den historischen Räumlichkeiten wurden zwanzig Zimmer im stilvollen Ambiente eingerichtet, unter anderem eine Royal Suite mit Verkleidungen des neunzehnten Jahrhunderts und eine Renaissance Suite mit erhaltenen Malereien des sechzehnten Jahrhunderts. Während die Innenräume für Hotelgäste reserviert sind, können der Schlosshof oder der Park durch Besucher besichtigt werden.[8]
Schlosspark
Der Schlosspark ist Mitglied des Gartenkulturpfades beiderseits der Neiße.[9] Dies verbessert die Möglichkeiten der Pflege (Parkseminare) und die Aussichten auf Förderung sowie die touristische Erschließung.
Literatur
- Hubertus Neuschäffer: Fischbach. Das Schicksal eines Schlosses in Schlesien. In: Schlesien. Kunst, Wissenschaft, Volkskunde, ISSN 0036-6153, Jg. 34 (1989), S. 213–220.
- Irene Flemming: Fischbach im Riesengebirge. Ein Erinnerungsbuch. Hameln 1998.
- Das Tal der Schlösser und Gärten. Das Hirschberger Tal in Schlesien – ein gemeinsames Kulturerbe. Gesellschaft für interregionalen Kulturaustausch e.V., Berlin und Jelenia Góra 2003, ISBN 83-914131-0-1.
- Arne Franke (Hrsg.): Kleine Kulturgeschichte der schlesischen Schlösser. Band 1: Niederschlesien. Bergstadtverlag Wilhelm Gottlieb Korn, Görlitz 2015, ISBN 978-3-87057-336-2, S. 214–216
Weblinks
- Stiftung Kulturwerk Schlesien: Fischbach (Karpniki)
- Pałac w Karpnikach – stan prac renowacyjnych luty 2012, (Stand der Renovierungsarbeiten Februar 2012), mit Detail-Fotos
- Zamek Karpniki, (Homepage des Schlosshotels)
- Schlosspark auf der Homepage des Gartenkulturpfad beiderseits der Neiße
Einzelnachweise
- Kulturwerk Schlesien – Schloss Fischbach (abgerufen am 4. August 2016)
- Friedrich August Müller: Vaterländische Bilder in einer Geschichte und Beschreibung der alten Burgfesten und Ritterschlösser Preussens. Erster Theil, Glogau 1837, S. 424.
- Leopold v. Ledebur (Hrsg.): Allgemeines Archiv für die Geschichtskunde des preußischen Staates. Zweiter Band, Berlin/Posen/Bromberg 1830, S. 299.
- Schlesien – Schlösser im Hirschberger Tal auf mmaronde.de (PDF, 62 Seiten, 2007, S. 19.; 2,9 MB)
- Schloss Fischbach – Geschichte (abgerufen am 4. August 2016)
- Vereinbarung zwischen dem vormaligen Großherzog Ernst Ludwig von Hessen, zugleich in Vertretung des Großherzoglichen Hauses, und dem Hessischen Staate, vertreten durch das Gesamtministerium vom 6. Mai 1919.
- infranken.de: In Coburg wurde der Schatz gerettet
- onet.poznaj polskę: Zamek w Karpnikach otwarty po remoncie - w zamku Hohenzollernów powstał hotel (dt.: Schloss Karpniki öffnet nach der Sanierung - Hohenzollern-Schloss wurde Hotel), 9. Oktober 2014
- Homepage Gartenkulturpfad beiderseits der Neiße, Mitglieder und Kooperationspartner, abgerufen am 4. Juni 2018