Karl von Hessen-Darmstadt
Karl Wilhelm Ludwig von Hessen und bei Rhein (* 23. April 1809 in Darmstadt; † 20. März 1877 in Darmstadt) war ein Prinz von Hessen und bei Rhein sowie General der Infanterie.
Leben
Karl war der zweite Sohn des Großherzogs Ludwig II. von Hessen und bei Rhein aus dessen Ehe mit Prinzessin Wilhelmine von Baden (1788–1836), Tochter des Erbprinzen Karl Ludwig von Baden. Er wurde gemeinsam mit seinem älteren Bruder Ludwig erzogen und unternahm mit diesem auch ausgedehnte Bildungsreisen durch Europa.
Karl ehelichte am 22. Oktober 1836 in Berlin Prinzessin Elisabeth von Preußen (1815–1885), eine Nichte von König Friedrich Wilhelm III. von Preußen und Schwester der späteren bayerischen Königin Marie.
Karl war General der Infanterie der Großherzoglich Hessischen Armee und von 1836 bis zu seinem Tod 1877 Inhaber des nach ihm benannten 4. Infanterie-Regiments.
Sein Wohnsitz war das Palais Prinz Karl (Wilhelminenstraße 34) in Darmstadt, welches heute (nach mehrfachen An- und Umbauten) von der Deutschen Rentenversicherung genutzt wird. Karl von Hessen-Darmstadt ist im Alten Mausoleum im Park Rosenhöhe bestattet.
Politik
Aufgrund der Verfassung des Großherzogtums Hessen war Prinz Karl von 1834 bis zur Wahlrechtsreform infolge der Märzrevolution 1849 Mitglied der ersten Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen. Nach dem Sieg der Reaktion war er von 1856 bis 1877 erneut Mitglied der ersten Kammer. Aufgrund der Kinderlosigkeit seines älteren Bruders, des Großherzogs Ludwig III von Hessen-Darmstadt war Karl nächster Thronerbe. Zur Thronfolge kam es aber nicht, weil erstens Karl wenige Wochen vor Ludwig III. verstarb und weil bereits zuvor Karls Sohn Ludwig zum Thronfolger bestimmt worden war, der dann auch 1877 offiziell neuer Großherzog von Hessen-Darmstadt wurde.
Nachkommen
Aus Karls Ehe gingen vier Kinder hervor:
- Ludwig IV. (1837–1892), Großherzog von Hessen und bei Rhein
- ⚭ 1. 1862 Prinzessin Alice von Großbritannien und Irland (1843–1878)
- ⚭ 2. 1884 (annull. 1884) Alexandrine von Hutten-Czapska (1854–1941), gesch. Kolemin, „Gräfin von Romrod“ 1884
- Heinrich (1838–1900)
- ⚭ 1. (morg.) 1878 Caroline Willich, gen. von Pöllnitz (1848–1879), „Freifrau von Nidda“ 1878
- ⚭ 2. (morg.) 1892 Emilie Hrzic de Topuska (1868–1961), „Freifrau von Dornberg“ 1892
- Anna (1843–1865)
- ⚭ 1864 Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin (1823–1883)
- Wilhelm (1845–1900)
- ⚭ (morg.) 1884 Josephine Bender (1857–1942), „Frau von Lichtenberg“
Vorfahren
Ludwig IX. Landgraf von Hessen-Darmstadt (1719–1790) | |||||||||||||
Ludwig I. Großherzog von Hessen (1753–1830) | |||||||||||||
Karoline von Pfalz-Zweibrücken (1721–1774) | |||||||||||||
Ludwig II. Großherzog von Hessen (1777–1848) | |||||||||||||
Georg Wilhelm von Hessen-Darmstadt (1722–1782) | |||||||||||||
Luise Henriette Karoline von Hessen-Darmstadt (1761–1829) | |||||||||||||
Maria Luise Albertine zu Leiningen-Dagsburg-Falkenburg (1729–1818) | |||||||||||||
Karl von Hessen-Darmstadt | |||||||||||||
Karl Friedrich Großherzog von Baden (1728–1811) | |||||||||||||
Karl Ludwig von Baden (1755–1801) | |||||||||||||
Karoline Luise von Hessen-Darmstadt (1723–1783) | |||||||||||||
Wilhelmine von Baden (1788–1836) | |||||||||||||
Ludwig IX. Landgraf von Hessen-Darmstadt (1719–1790) | |||||||||||||
Amalie von Hessen-Darmstadt (1754–1832) | |||||||||||||
Karoline von Pfalz-Zweibrücken (1721–1774) | |||||||||||||
Anmerkung: Durch interfamiliäre Heiraten sind Ludwig IX. Landgraf von Hessen-Darmstadt und seine Frau Karoline gleich zweifache Ur-Großeltern von Karl. Durch weitere interfamiliäre Heiraten entsteht die Situation, dass die gemeinsamen Vorfahren Ludwig VIII. Landgraf von Hessen-Darmstadt und seine Frau Charlotte gleich vierfache Ur-Ur-Großeltern Karls sind.
Literatur
- Adolf von Deitenhofen: Fremde Fürsten in Habsburgs Heer 1848–1898. Im Selbstverlage, 1898, S. 79–80.
- Eckhart G. Franz (Hrsg.): Haus Hessen. Biografisches Lexikon. (= Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission. N.F., Bd. 34) Hessische Historische Kommission, Darmstadt 2012, ISBN 978-3-88443-411-6, Nr. HD 73, S. 350–351 (Eckhart G. Franz).
- Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index. (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 181.
- Johann W. Steiner: Zur Geschichte des Grossherzogthums Hessen. S. 109.
- Johann Wilhelm Christian Steiner: Zur Geschichte Ludewigs I., Grohßerzog von Hessen und bei Rhein. S. 101.
Weblinks
- Hessen und bei Rhein, Karl Wilhelm Ludewig Prinz von. Hessische Biografie. (Stand: 20. März 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).