Schüttentobel
Schüttentobel (westallgäuerisch Schittə oder Schittədobl) ist ein Weiler, der zur Gemeinde Grünenbach im Allgäu gehört. Er liegt an der Gemeindeverbindungsstraße zwischen Ebratshofen und Sibratshofen. In Schüttentobel mündet die Jugentach in die Obere Argen. Der Weiler ist von steilen bewaldeten Hängen umgeben. Der Ortsname Schüttentobel stammt aus der Zeit der Eisenverarbeitung, von dem Wort Erzschütte.
Schüttentobel Gemeinde Grünenbach | |
---|---|
Höhe: | 730 m |
Einwohner: | 71 (25. Mai 1987) |
Postleitzahl: | 88167 |
Vorwahl: | 08383 |
Seniorenheim St. Elisabeth |
Geschichte
Um 1525 wird die Burg Hohenegg zerstört. Die Steine der Burg wurden später zu Errichtung des Hüttenwerkes verwendet.
Auf Betreiben des Ortsvorstehers von Ebratshofen, Joseph Wiedemann († 1717) wird in Schüttentobel 1725 ein Hammerwerk mit Holzschleiferei, Holzkohlenbrennerei und Großschmiede errichtet. Der Holzreichtum und die vorhandene Wasserkraft begünstigen die Ansiedlung. Die Schüttenmühle besteht zu dieser Zeit bereits.
Um 1800 endet die Zeit der Eisenverarbeitung.
„Alte Fabrik“
Wilhelm Wocher und August Kieser kauften 1840 im Schüttentobel ein Stück Feld, Pl. Nr. 293, um dort eine Wirkfabrik zu errichten. Die Fabrik bestand aus einem Maschinenhaus, in dem auch Wohnräume für die Arbeiter untergebracht waren. Im Maschinenhaus sind sowohl das Mühlrad als auch eine Dampfmaschine und später ein Dieselmotor untergebracht. Dampfmaschine und Motor stellen den Betrieb der Fabrik bei Niedrigwasser sicher.
Die Firma Löfflund aus Stuttgart begann 1885 mit der Produktion von Milchzucker aus Molke. Im Jahr 1893 erfolgte ein Konkurs mit Aufgabe der Produktion. Die Gebäude wurden zwischenzeitlich weiter genutzt, um dort Schindel herzustellen.
Von Arnold Brunner wurde 1924 eine Wollreißerei eingerichtet. Das Fabrikgebäude brannte 1931 nieder, wurde aber wieder aufgebaut.
Die Firma Leicher aus München verlagerte die Produktion 1943 nach Schüttentobel. Hergestellt wurden Munitionskisten und technisches Gerät für die Wehrmacht.
Im Jahr 1945 endete die Produktion von Munitionskisten und technischem Gerät. Auf den vorhandenen Maschinen wurden Möbel hergestellt. 1950 wurde die Fabrik dann wegen mangelnder Sanierung endgültig geschlossen.
Im Jahr 1968 stürzte der Dachstuhl des Fabrikgebäudes ein. Das Landratsamt Lindau ordnete die Sprengung und Einebnung des Fabrikgebäudes an. Vom Fabrikgebäude selbst ist heute nur noch ein kleiner Rest der Westfassade erhalten. Das Maschinenhaus wurde in ein Wohnhaus umgebaut. Die Reste des Mühlkanals sind westlich des Gebäudes noch gut zu erkennen.
Schüttenmühle
Die Schüttenmühle wird 1749 gebaut. Das Datum der Erbauung ist auf der Wanduhr an der Südseite der Mühle festgehalten. Die Mühle war für ihre gute Wasserkraft bekannt, so dass dort auch in trockenen Sommern stets gearbeitet werden konnte. Der erste bekannte Besitzer der Schüttenmühle war Josef Anton Wiedemann, der Amtmann und Richter in der nahegelegenen Herrschaft Hohenegg war.
Der zurückgehende Getreideanbau und ein durch Hochwasser zerstörtes Wehr führten 1897 zum Konkurs der Schüttenmühle unter dem letzten Schüttenmüller Eugen Kolb. Der Grundbesitz der Mühle von 76 Tagwerk ging an den Baron Nostiz. Das Mühlengebäude selbst erwarb Ludwig Poschenrieder. Das Gebäude wurde zeitweise als Malzzuckerfabrik, anschließend zur Milchpulverproduktion und zuletzt als Wohnhaus genutzt.
Die Schüttenmühle stand seit 2007 leer und verfiel, ca. 2010 wurde das Gebäude abgerissen.
Burg Hohenegg
Die Burg Hohenegg wurde Ende des 12. Jahrhunderts von den Herren von Hohenegg errichtet und diente ihnen als Wohnsitz. Sie wurde im Bauernkrieg 1525 zerstört. Heute sind nördlich des Ortes nur noch einige Mauerreste zu finden.
Baudenkmäler
Freizeit und Tourismus
Größter touristischer Anziehungspunkt ist das Naturschutzgebiet Eistobel, das westlich von Schüttenobel beginnt. Südöstlich des Weilers beginnt der Pferrenberg, der mit der Königsalpe ebenfalls viele Besucher anzieht.
Literatur
- Manfred Poschenrieder: Ehemalige Textilfabrik Schüttentobel. In: Westallgäuer Heimatblätter. 2003.