Sankt-Nikolaus-Kirche (Beuster)
Die Sankt-Nikolaus-Kirche ist eine evangelische Kirche im Dorf Beuster in Sachsen-Anhalt. Sie gehört zum Kirchenkreis Stendal der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.
Die Kirche liegt im Ortszentrum des Dorfes Beuster und ist eine Station der Tourismusroute Straße der Romanik. Südlich der Kirche befindet sich das Pfarrhaus Groß Beuster.
Baugeschichte und Architektur
Die dreischiffige Backsteinkirche entstand in der Spätromanik ab der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts als Teil eines Kollegiatstifts und gilt als einer der ältesten Backsteinbauten der Altmark. Das Chorjoch ist quadratisch angelegt, am Ostende befindet sich eine leicht eingezogene, halbkreisförmig angelegte Apsis. Am Obergaden und Chor befinden sich Lisenen sowie Rundbogenfriese über Konsolen.
Zunächst verfügte der Bau nicht über einen Kirchturm. Im 14. Jahrhundert wurde dann über dem Westende des Schiffs ein massiver, mit Blenden verzierter Turm errichtet. Zugleich entstanden das Westportal sowie die westlichen Strebepfeiler.
Zunächst entstanden der Chor der Kirche, die zurückspringende Apsis und ein erstes kurzes Stück des Langhauses. Eine Baufuge deutet auf eine Unterbrechung der Bautätigkeit hin, deren Dauer jedoch unbekannt ist. An der nördlichen und südlichen Chorwand befinden sich die Fläche gliedernde Lisenen. Im unteren Bereich sind schmale, oben breitere Lisenen angeordnet. Vermutlich war ursprünglich die Fortsetzung dieser Gliederung nach Westen vorgesehen. Nach der Unterbrechung der Bautätigkeit wurde dieses Gestaltungselement nicht fortgesetzt. Aufgrund der Oberflächen des Backsteinmauerwerks wird angenommen, dass ursprünglich eine Verputzung geplant war, die möglicherweise in Form von Werkstein imitierendem Quaderputz erfolgen sollte. An der Nordseite des Chors befindet sich ein kleines Portal. Der Dachstuhl der Kirche konnte dendrochronologisch auf das Jahr 1185 datiert werden.
Noch vor dem Jahr 1200 wurde der Bau dann wieder fortgesetzt. Die Wandgliederung wurde nun vereinfacht fortgeführt.
In der Zeit um 1720 erfolgten Umbauten im Stil des Barock, 1885 fand eine Restaurierung der Kirche statt.
Das Innere der Kirche war ursprünglich von einer flachen Decke überspannt. Im 14. Jahrhundert wurden im Kirchenschiff und im Chor Kreuzrippengewölbe eingefügt. Die Ausstattung der Kirche stammt überwiegend von 1885. Als älteres Stück blieb ein reich mit Figuren verzierter barocker Altaraufsatz aus dem Jahr 1720 erhalten. Bereits vom Anfang des 13. Jahrhunderts stammt die aus Sandstein gefertigte, spätromanische, mit einem Rundbogenfries verzierte, spätromanische Taufe. Die Orgel ist ein Werk von Richard Voigt aus dem Jahr 1885 mit 13 Registern auf zwei Manualen und Pedal, das im Jahr 2011 durch die Firma Mecklenburger Orgelbau restauriert wurde.[1]
Im südlichen Seitenschiff befinden sich zwei Inschriftengrabsteine für Pfarrer der Gemeinde. Der ältere wurde für den 1807 verstorbenen Christian Friedrich Schröder, der zweite für den 1840 verstorbenen Friedrich Wilhelm Albrecht gesetzt.
Im örtlichen Denkmalverzeichnis ist die Kirche unter der Erfassungsnummer 094 36486 als Baudenkmal eingetragen.[2]
Glocken
Die Nikolaus-Kirche besitzt vier Glocken. Die älteste Glocke stammt aus dem Jahr 1718 und wurde von dem Salzwedeler Glockengießer Heinrich Kramer gegossen. Eine Glocke der Glockengießerei Otto aus Hemelingen/Bremen, die 1889 gegossen wurde.[3][4] Eine dritte Glocke und die neue Uhrschlagglocke stammen von der niederländischen Glockengießerei Reiderland aus Finsterwalde. Die Uhrschlagglocke wurde direkt an der Kirche gegossen.
Literatur
- Mario Titze: Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen-Anhalt I, Regierungsbezirk Magdeburg. Deutscher Kunstverlag München Berlin 2002, ISBN 3-422-03069-7, Seite 100 f.
- Die Stiftskirche St. Nikolaus zu Beuster an der Strasse der Romanik. Herausgeber: Förderverein St.-Nikolaus-Kirche Beuster e.V., Beuster 2009
Weblinks
Einzelnachweise
- Informationen zur Orgel auf orgbase.nl. Abgerufen am 17. Oktober 2021.
- Kleine Anfrage und Antwort Olaf Meister (Bündnis 90/Die Grünen), Prof. Dr. Claudia Dalbert (Bündnis 90/Die Grünen), Kultusministerium 19. März 2015 Drucksache 6/3905 (KA 6/8670) Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt, Seite 4140
- Gerhard Reinhold: Otto-Glocken. Familien- und Firmengeschichte der Glockengießerdynastie Otto. Selbstverlag, Essen 2019, ISBN 978-3-00-063109-2, S. 588, insbesondere Seite 504.
- Gerhard Reinhold: Kirchenglocken – christliches Weltkulturerbe, dargestellt am Beispiel der Glockengießer Otto, Hemelingen/Bremen. Nijmegen/NL 2019, S. 556, insbesondere S. 471, urn:nbn:nl:ui:22-2066/204770 (Dissertation an der Radboud Universiteit Nijmegen).