Salzbunge
Die Salz-Bunge (Samolus valerandi)[1] ist eine Pflanzenart aus der Gattung Bunge (Samolus)[2] in der Unterfamilie Theophrastoideae innerhalb der Familie der Primelgewächse (Primulaceae). Diese seltene Art kommt auf feuchten, in der Regel etwas salzhaltigen Standorten vor.
Salz-Bunge | ||||||||||||
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Salz-Bunge (Samolus valerandi) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Samolus valerandi | ||||||||||||
L. |
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Die Salz-Bunge wächst als wintergrüne, ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 10 bis 50 Zentimetern.[1] Die oberirdischen Pflanzenteile sind fast kahl.[1]
Die Laubblätter stehen in einer grundständigen Rosette und wechselständig am Stängel verteilt angeordnet. Ihre dickfleischigen, dunkelgrünen, glänzenden Grundblätter sind bei einer Länge von 2 bis 6 Zentimetern sowie einer Breite von 0,5 bis 2 Zentimetern verkehrt-eiförmig bis spatelig. Die oberen Stängelblätter sind etwas kleiner.[1]
Generative Merkmale
Der traubige Blütenstand ist locker. Der relativ dünne und etwa 1 Zentimeter lange Blütenstiel ist in der Mitte häufig geknickt und mit kleinen Blättchen versehen.[1]
Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die weißen Blütenkronen haben nur 3 bis 4 Millimeter Durchmesser.[1]
Die kugeligen Kapselfrüchte sind kürzer als der Kelch.[1]
Chromosomenzahl
Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 12 oder 13;[1] es liegt Diploidie vor mit einer Chromosomenzahl von 2n = 24 oder 26.[3]
Ökologie
Bei der Salz-Bunge handelt es sich um einen helomorphen Hemikryptophyten.[1] Die Salz-Bunge ist eine typische Pollenblume, die den sie bestäubenden Insekten Pollen als „Belohnung“ anbietet. Die Kapselfrüchte werden durch das Wasser ausgebreitet. Durch ihre leichte Klebwirkung können diese auch an Tieren haften bleiben. Die langlebigen Samen sind Lichtkeimer. Die Blütezeit reicht von Juni und September.
Vorkommen
Die Salz-Bunge ist unter anderem unstetig in Europa, Vorderasien und Nordafrika verbreitet. Die in Nordamerika und Japan vorkommende Unterart Samolus valerandi subsp. parviflorus wird oft als eigene Art angesehen.
Die Salz-Bunge wächst an wechselfeuchten bis feuchten, zeitweise auch überfluteten, oft salzhaltigen Standorten. Dies sind häufig Ränder von Gewässern, lückige Brackwasserröhrichte oder feuchte Täler der Küstendünen. Abseits der Küste gedeiht sie nur auf feuchten Binnensalzstellen und gelegentlich auf wechselnassen, tonhaltigen Rohbodenstandorten. Ihren Lebensraum hat die Salz-Bunge in Mitteleuropa vor allem in Salzpflanzenfluren, salztoleranten Kriech- und Trittrasen und in kurzlebigen Rohboden-Pionierfluren. Sie kommt vor in Pflanzengesellschaften der pflanzensoziologischen Verbände Armerion maritimae, Agropyro-Rumicion, Nanocyperion (Zwergbinsen-Gesellschaften) und Scirpion maritimi.[4]
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 4w+ (sehr feucht aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 2 (subozeanisch), Salztoleranz 1 (tolerant).[2]
Salz-Bunge wächst häufig zusammen mit Strand-Grasnelken, Salzschwaden, Bodden-Binsen, Strand-Dreizack, Strand-Milchkraut und Salz-Teichbinsen in Schilf-Röhrichten. Nach den Ellenberg-Zeigerwerten handelt es sich um eine Halblicht- bis Volllichtpflanze, sie ist recht wärmeliebend, zeigt See- bis gemäßigtes Seeklima, ist ein Feuchte- bis Nässezeiger, weist auf Überschwemmungen hin, ist ein Schwachbasenzeiger und kann mäßigen Salzgehalt ertragen.
Gefährdung in Deutschland
In Deutschland wurde 1996 die Salz-Bunge auf der Roten Liste der Gefäßpflanzen als „stark gefährdet“ eingestuft. In Bayern und Sachsen ist sie sogar vom Aussterben bedroht, im Saarland gilt sie bereits als verschollen. Im Bereich der Küsten kommt sie vor allem an der Ostsee vor, weniger an der Nordsee. Doch sie ist nicht nur in Deutschland, sondern auch im übrigen Europa stark gefährdet. Grund für das Verschwinden ist unter anderem eine ausbleibende Standortdynamik (kleinflächige Bodenverwundungen durch mechanische Kräfte etc.). Die Zerstörung und Umnutzung von kleinräumigen Sonderstandorten ist eine weitere Ursache.
Taxonomie
Die Erstveröffentlichung von Samolus valerandi erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, S. 443.
Nutzung
Die Salzbunge kann emers im Paludarium gehalten werden und wird auch in Aquarien verwendet.[5]
Quellen
Literatur
- Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 6., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1990, ISBN 3-8001-3454-3.
- Heinz Ellenberg: Zeigerwerte der Gefäßpflanzen Mitteleuropas. – Scripta Geobotanica IX, Verlag Erich Goltze, Göttingen, 2., verbess. Aufl. 1979.
- Crusio WE: Het geslacht Samolus L. In: Communications of the Dutch Waterplant Society. 2, 20. Februar 1982, S. 13–25.
- Crusio WE: Notes on the genus Samolus L. (Primulaceae). In: Communications of the Dutch Waterplant Society. 6, 26. Mai 1984, S. 13–16.
Einzelnachweise
- Samolus valerandi L., Salzbunge. FloraWeb.de
- Samolus valerandi L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 18. April 2021.
- Salzbunge. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 745.
- Christel Kasselmann: Aquarienpflanzen. Ulmer Verlag, Stuttgart 1995; 2., überarbeitete und erweiterte Auflage 1999, ISBN 3-8001-7454-5, S. 417.
Weblinks
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Verbreitung auf der Nordhalbkugel.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben).
- Michael Hassler, Bernd Schmitt: Datenblatt bei Flora von Deutschland - Eine Bilder-Datenbank, Version 2.96.
- Datenblatt mit Foto und Verbreitung in Frankreich bei Tela Botanica.