SNCF BB 20100
Die SNCF BB 20100 waren vier französische Zweifrequenz-Elektrolokomotiven für den Einsatz im grenzüberschreitenden Verkehr zwischen Frankreich und der Schweiz, später auch Deutschland.
SNCF BB 20100 | |
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BB 20103 in Straßburg im Juli 1974 | |
Nummerierung: | bis 1961: BB 30001–30004 ab 1961: BB 20101–20104 |
Anzahl: | 4 |
Hersteller: | BB 20101 und 20102: SLM, MFO BB 20103 und 20104: SLM, BBC, CEM, SW |
Baujahr(e): | 1958 |
Ausmusterung: | BB 20102 und 20104: 1973 BB 20101 und 20103: 1982 |
Achsformel: | BB 20101 und 20102: Bo’Bo’ BB 20103 und 20104:B’B’ |
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) |
Länge über Puffer: | 16,2 m |
Dienstmasse: | 84 t |
Höchstgeschwindigkeit: | 160 km/h |
Dauerleistung: | BB 20101 und 20102: 25 kV: 3140 kW, 15 kV: 3000 kW BB 20103 und 20104: 25 kV: 3590 kW, 15 kV: 2885 kW |
Stromsystem: | 25 kV, 50 Hz~ 15 kV, 16 2/3 Hz~ |
Stromübertragung: | Oberleitung 2 × Einholmstromabnehmer AM 11 |
Anzahl der Fahrmotoren: | BB 20101 und 20102: 4 × 20 WB 1140 BB 20103 und 20104: 2 × GRLM 1532 |
Antrieb: | BB 20101 und 20102: Bahnmotoren als Einzelachsmotoren mit Jaquemin-Kardanantrieb BB 20103 und 20104: Einmotordrehgestelle |
Kupplungstyp: | Schraubenkupplung |
Geschichte
Nachdem anfangs der 1950er Jahre das Streckennetz im Osten Frankreichs elektrifiziert war, wünschte sich die Schweiz die Einstellung des Dampfbetriebs im grenzüberschreitenden Verkehr Basel–Mülhausen. Sie bot deshalb der SNCF ein sehr günstiges Darlehen zur Finanzierung der Elektrifizierung der Strecke an. Im Gegenzug musste sich die SNCF verpflichten, die Lokomotiven bei Schweizer Herstellern zu kaufen. 1955 bestellte die SNCF vier Lokomotiven in zwei verschiedenen Technologien.[1]
Die Herausforderung war, eine sogenannte Zweifrequenz-Lokomotiven zu schaffen, die sowohl unter dem 25-kV-50-Hz-Bahnstromsystem, wie auch unter 15 kV 16 2/3 Hz verkehren konnten, was mit den damalig verfügbaren Technologien nicht einfach war. Der Einsatz im Französischen 1500-V-Gleichstromsystem wurde am Anfang wahrscheinlich auch vorgesehen, denn die Lokomotiven wurden der 30000er-Gruppe zugeteilt als BB 30001–30004, erst anfangs der 1960er Jahre wurde sie der 20000er Gruppe für Zweifrequenzlokomotiven, die nicht unter Gleichstrom verkehren können, zugeteilt.
Die vier Lokomotiven wurden von 1958 von der SLM gebaut, die Elektrik für die Lokomotiven 20101 und 20102 stammte von der Maschinenfabrik Oerlikon (MFO), die von den anderen beiden von BBC, CEM und Le Matériel Electrique Schneider-Westinghouse. Die Kleinserie von vier Prototypen war nicht sehr zuverlässig und wurde nur auf kurzen Strecken zwischen Grenzbahnhöfen eingesetzt. Zwei Lokomotiven wurden 1973, die anderen beiden 1982 ausrangiert.
Technik
Die Lokomotiven glichen äußerlich den BB Jacquemin, einer äußerst erfolgreichen Lokfamilie, zu der die BB 9200 und die BB 16000 gehören, wurden aber von der SLM gebaut. Die Lokomotiven 20101 und 20102 verwendeten von der MFO entwickelte Wechselstrom-Bahnmotoren, die als Direktmotoren betrieben wurden. Die Lokomotiven 20103 und 20104 verwendeten Gleichrichter, die erstmalig Gleichstrom-Fahrmotoren mit Energie versorgten. Es wurden Einmotordrehgestelle verwendet, das heißt, die Lokomotiven hatten nur zwei Fahrmotoren, jeweils einer pro Drehgestell. Der mittig im Drehgestell platzierte Fahrmotor trieb die Radsätze über ein Stirnradgetriebe an. Um Gewicht zu sparen, übernahm das Motorgehäuse gleichzeitig auch die Funktion des Querträgers im H-Rahmen. Anfänglich waren die beiden Lokomotiven mit Excitron (Einanoden-Quecksilberdampfgleichrichter) ausgerüstet, 1959 wurde bei der 20101 ein Gleichrichter mit Siliziumdioden eingebaut – wahrscheinlich der erste auf einer Lokomotive in Frankreich eingesetzte Trockengleichrichter.[2]
Literatur
- Vincent Cuny, Richard Soth: BB 21000: Une main de fer suisse dans un gant de velours français. In: Correspondances Ferroviaires. S. 26–33 (1001mags.com).
Weblinks
Einzelnachweise
- Les BB 20101 à 20104. Association Eurorail Geudertheim, abgerufen am 30. Mai 2021 (Auf der Seite ist mit Les C 20151 à 20159 ein falscher Titel angegeben).
- Vincent Cuny, Richard Soth, S. 28