Sławomir Sierakowski
Sławomir Witold Sierakowski ([swaˈvɔmir ɕɛraˈkɔfskʲi]; * 4. November 1979) ist ein polnischer Publizist, Soziologe, Literatur- und Theaterkritiker sowie Verleger. Er ist Gründer und Kopf der Krytyka Polityczna (Politische Kritik), einer der aktivsten Organisationen der polnischen Linken, die sich themenübergreifgend in den Bereichen Politik, Geisteswissenschaft betätigt und neben ihrem Herkunftsland Polen auch in der Ukraine, Russland, Großbritannien und Deutschland wirkt.
Ausbildung
Sierakowski absolvierte den Interdisziplinären Individuellen Humanistischen Studiengang (Międzywydziałowe Indywidualne Studia Humanistyczne) an der Warschauer Universität (Schwerpunktfächer: Soziologie, Philosophie, Volkswirtschaftslehre) und war Stipendiat des Collegium Invisible, des polnischen Bildungsministers, des Goethe-Instituts, der GFPS, des DAAD sowie des amerikanischen The German Marshall Fund. Er besuchte im Rahmen von Studienreisen eine Vielzahl von Universitäten und Wissenschaftszentren sowohl in Europa, wie z. B. das Wiener Institut für die Wissenschaften vom Menschen, als auch in den USA, beispielsweise die Universitäten Yale und Princeton.
Öffentliches Wirken
Im Jahr 2002 gründete er das Quartalsheft Krytyka Polityczna (Politische Kritik) und ist seitdem ihr Chefredakteur. Er leitet zudem den gleichnamigen Verlag der Politischen Kritik (Wydawnictwo Krytyki Politycznej) und die „Schöne Neue Welt“, das größte unabhängige Kulturzentrum und Think Tank Warschaus, das als Forum für Diskussionen, Kunstvorstellungen und politische Projekte fungiert.
Seit 2005 ist er Vorsitzender der Stowarzyszenie im. Stanisława Brzozowskiego (Stanisław-Brzozowski-Gesellschaft), die fünf kulturelle Zentren (in Warschau, Danzig, Lodz und Kiew) sowie 25 lokale Kreise im In- und Ausland koordiniert; zu ihr gehören auch der Verlag, das Quartalsheft sowie ein Internetportal.
Im Oktober 2008 initiierte er einen Offenen Brief an die europäische öffentliche Meinung, der von 250 führenden Intellektuellen unterzeichnet worden ist und sich für den EU-Verfassungsvertrag sowie ein föderales Europa einsetzt. Der Brief wurde in einer Vielzahl europäischer Leitmedien publiziert, wie z. B. der Le Monde, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), der Rzeczpospolita oder der Gazeta Wyborcza.
Sein publizistisches Werk umfasst 400 Essays und Editorials über polnische und europäische Politik, Kultur und Geisteswissenschaft. Seine Interviews (mit beispielsweise Jürgen Habermas, Michael Walzer, Charles Taylor, Ulrich Beck, Slavoj Žižek, Ernesto Laclau, Hayden White, Chantal Mouffe, Michel Houellebecq, Michel Faber, Amos Oz, Etgar Keret, David Grossman) und Bücherkritiken wurden in polnischen, französischen, tschechischen, israelischen, ukrainischen, bulgarischen und rumänischen Tageszeitungen und Wochen- und Monatszeitschriften, wie z. B. dem Guardian, der New York Times sowie der taz publiziert.
Künstlerisches Wirken
Sierakowski nahm als Co-Drehbuchautor und Schauspieler an einem Kunstprojekt der israelischen Künstlerin Yael Bartana teil, das aus den drei Filmen „Mary Koszmary“ (Alpträume, 2008), „Mur i wieża“ (Mauer und Turm) sowie „Zamach“ (Attentat, 2011). Das Projekt repräsentierte Polen bei der 54. Kunstbiennale in Venedig.