Ryder-Gletscher (Grönland)
Der Ryder-Gletscher ist ein Auslassgletscher in Knud-Rasmussen-Land im Norden Grönlands. Er ist nach dem dänischen Seeoffizier Carl Ryder benannt, der 1891/92 das Fjordsystem des Scoresbysunds erforschte.
Ryder Gletscher | ||
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Der Ryder-Gletscher mit seinen Schmelzwasserseen (rechts) auf einem Satellitenfoto | ||
Lage | Knud-Rasmussen-Land, Grönland | |
Typ | Auslassgletscher | |
Länge | 80 km (1990) | |
Höhenbereich | 1000 m – 0 m | |
Breite | max. 20 km | |
Koordinaten | 81° 38′ N, 49° 10′ W | |
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Entwässerung | Sherard-Osborn-Fjord → Lincolnsee | |
Der Ryder-Gletscher nimmt seinen Anfang am Rand des Grönländischen Inlandeises in 1000 m Höhe und hat seine 9 km breite Gletscherfront mehr als 80 km nördlich im Sherard-Osborn-Fjord, an der Westseite des Wulff-Land. Ein zweiter, 4 km breiter westlicher Strom endet im Fjord zwischen Permin-Land and Warming-Land. Die letzten 30 km des Hauptstroms schwimmen als Eiszunge auf dem Wasser des Sherard-Osborn-Fjords. Ein markanter Eiskamm am Beginn des Fjords rührt wahrscheinlich von einem subglazialen Grat des Grundgesteins her. Oberhalb des Kamms bildet der Gletscher ein Plateau mit sehr geringem Gefälle, das zahlreiche Schmelzwasserseen aufweist.[1]
Der Ryder-Gletscher hat ein Einzugsgebiet von 28.300 km, was 1,7 % der Fläche des Grönländischen Eisschilds entspricht.[1] Seine durchschnittliche Fließgeschwindigkeit beträgt etwa 500 Meter pro Jahr. Der Gletscher hat in der Vergangenheit zahlreiche Eisberge gekalbt, von denen viele über 5 km lang sind und deren Drift sich über Jahrzehnte verfolgen lässt.
Zwischen 1917, als der dänische Polarforscher Lauge Koch den Gletscher während der Zweiten Thule-Expedition erstmals vermaß, und 1956 verlor der Gletscher 75 % seiner Eiszunge.[2] Seit 1990 dehnt sie sich wieder aus. Dieser Prozess wurde durch einen „Mini-Surge“ im Herbst 1995 beschleunigt, als der Ryder-Gletscher seine Geschwindigkeit für sieben Wochen mehr als verdreifachte.[1][3] Im Zeitraum von 2000 bis 2010 nahm die Fläche des Gletschers um 4,6 km² zu.[2]
Literatur
- Anthony K. Higgins: North Greenland Glacier Velocities and Calf Ice Production (3,46 MB). In: Polarforschung. Band 60, Nr. 1, 1990 (erschienen 1991), S. 1–23 (englisch)
Weblinks
- Ryder Gletscher auf geographic.org (englisch)
- Karte des Ryder-Gletschers (Memento vom 22. Februar 2017 im Internet Archive)
Einzelnachweise
- Ian Joughin, Slawek Tulaczyk, Mark Fahnestock, Ron Kwok: A Mini-Surge on the Ryder Glacier, Greenland, Observed by Satellite Radar Interferometry. In: Science. Band 274, 11. October 1996, S. 228–230 (englisch).
- Mauri Pelto: Ryder Glacier, Northern Greenland Transient snowline rise, abgerufen am 20. Februar 2017 (englisch).
- E. Rignot, S. Gogineni, I. Joughin, W. B. Krabill: Contribution to the glaciology of northern Greenland from satellite radar interferometry (PDF; 6,41 MB). In: Journal of Geophysical Research. 106(D24), 2001, S. 34007–34019 (englisch). doi:10.1029/2001JD900071.