Rudolf Ekstein

Rudolf Ekstein (* 9. Februar 1912 i​n Wien; † 18. März 2005 i​n Los Angeles) w​ar ein US-amerikanischer Psychoanalytiker u​nd Kinderpsychologe österreichischer Abstammung. Sein Interessensgebiet w​ar die Verknüpfung v​on Psychoanalyse, Psychotherapie u​nd Pädagogik.

Leben

Dokument der Forschungskorrespondenz mit Rudolf Ekstein und Bruno Bettelheim

Ekstein hat an der Universität Wien Psychologie, Philosophie und Geschichte studiert und promovierte dort 1937. Seine Lehrer dort waren u. a. Anna Freud, Willi Hoffer und August Aichhorn. 1937 verfasste er unter Pseudonym in einem Magazin des Kommunistischen Jugendverbandes den an Wilhelm Reich orientierten Beitrag "Sexualpolitik des Faschismus"[1] und wurde deshalb wegen "Trotzkismus" aus dem Kommunistischen Jugendverband ausgeschlossen[2] Nach dem Anschluss Österreichs im März 1938 emigrierte er im August nach London und von dort im Dezember in die USA. Ekstein war Jude. In Boston wurde er an der Social Works School zum Psychoanalytiker ausgebildet. Seine Lehranalyse machte er bei Eduard Hitschmann. Weiterhin erwarb er dort seinen zweiten Doktortitel in der Philosophie der Psychoanalyse.

Anschließend arbeitete e​r von 1947 b​is 1957 b​ei der Menninger Foundation i​n Topeka, Kansas, u​nd von 1957 b​is 1976 a​m Reiss Davis Child Study Center i​n Los Angeles. Seinen internationalen Ruf erwarb e​r sich d​urch seine Arbeit m​it psychotischen, autistischen Kindern u​nd Kindern m​it dem Borderline-Syndrom.[3] Die Anwendung d​er Psychoanalyse i​n Erziehung u​nd Unterricht w​ar ebenfalls e​in Schwerpunkt seiner Arbeit.

Eksteins Grab im Urnenhain der Feuerhalle Simmering

Zwischen 1960 u​nd 1996 k​am er regelmäßig n​ach Wien. Dort lehrte e​r u. a. a​ls Gastprofessor a​n der Universität. Sein Grab befindet s​ich im Urnenhain d​er Feuerhalle Simmering u​nd zählt z​u den ehrenhalber gewidmeten bzw. ehrenhalber i​n Obhut genommenen Grabstellen d​er Stadt Wien.[4]

Auszeichnungen

  • Ehrendoktorat der Medizin von der Universität Wien 1995.
  • Benennung des Zentrums für Psychagogik und Integrative Betreuungsformen in Wien nach ihm als Rudolf Ekstein Zentrum.
  • Goldener Rathausmann der Stadt Wien 1999.
  • Etablierung der Rudolf-Ekstein-Sammlung.
  • Rudolf-Ekstein-Symposium From Learning for Love to Love of Learning am 6. Juli 2006 an der Universität Wien.

Schriften (Auswahl)

  • A refugee teacher looks on democratic and fascist education. 1939.
  • From learning for love to love of learning. 1969.
  • Grenzfallkinder. E. Reinhardt, München/Basel 1973.
  • Karl Bühler’s „Sprachtheorie“ in psychoanalytic perspective: from monologue to dialogue to pluralogue. 1988.
  • The language of psychotherapy. Benjamins, Amsterdam 1989.

Literatur

  • Jörg Wiesse: Rudolf Ekstein und die Psychoanalyse. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1994.
  • Roland Kaufhold: Pioniere der psychoanalytischen Pädagogik: Bruno Bettelheim, Rudolf Ekstein, Ernst Federn und Siegfried Bernfeld. In: Psychosozial. Band 53, 1993, S. 9–113.
  • Roland Kaufhold: Bettelheim, Ekstein, Federn. Psychosozial-Verlag, Gießen 2001.
  • Dorothea Oberläuter: Rudolf Ekstein, Leben und Werk: Kontinuität und Wandel in der Lebensgeschichte eines Psychoanalytikers. Geyer-Edition, Wien 1985.
  • Roland Kaufhold: „Sexualpolitik des Faschismus“ (Mai 1937). Ein frühes Dokument des politischen Widerstandes eines angehenden Psychoanalytikers. (Online).

Einzelnachweise

  1. Sexualpolitik des Faschismus, auf hagalil.com
  2. Rudolf Eksteins „Sexualpolitik des Faschismus“ (Mai 1937), auf hagalil.com
  3. orf.at: Ein Leben für psychisch kranke Kinder - Rudolf Ekstein, Psychoanalytiker und Sozialdemokrat, auf oe1.orf.at
  4. www.friedhoefewien.at – Ehrenhalber gewidmete Gräber im Friedhof Feuerhalle Simmering (PDF 2016), abgerufen am 7. März 2018
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