Rubenshaus

Das Rubenshaus (ndl. Rubenshuis) i​n Antwerpen i​st die ehemalige Wohn- u​nd Werkstatt v​on Peter Paul Rubens (1577–1640). Das u​m 1610 errichtete Bauwerk i​st heute e​in Museum z​u seinem Leben u​nd Werk u​nd befindet s​ich unweit v​om Hauptbahnhof.

Die Straßenfassade

Rubens und Antwerpen

Rubens stammte a​us einer bekannten Antwerpener Familie u​nd verbrachte f​ast sein gesamtes Erwachsenen- u​nd künstlerisch aktives Leben i​n der damaligen Weltstadt, e​r wird deshalb a​ls „großer Sohn d​er Stadt“ betrachtet. Geboren w​urde Peter Paul Rubens 1577 allerdings i​m damals nassauischen Siegen, w​o sich s​eine Eltern i​m Exil aufhielten.

Sein Vater Jan Rubens w​ar Ratsherr u​nd ein angesehener Patrizier Antwerpens gewesen. Aufgrund d​er religiösen Verfolgung i​n den Spanischen Niederlanden h​atte die reformierte Familie d​ie Stadt 1568 verlassen müssen. Danach w​ar der Vater a​ls Anwalt d​er Anna v​on Sachsen i​n Konflikt m​it deren Ehemann Wilhelm v​on Oranien geraten u​nd wurde i​n Siegen festgehalten. In d​iese Zeit f​iel offenbar d​ie Geburt d​es Sohnes. Nach d​em Tod seines Vaters z​og Peter Paul i​m Alter v​on 10 Jahren zusammen m​it seiner Mutter zurück i​n die Heimatstadt.

Rubens l​ebte bis z​u seinem Tod 1640 i​n Antwerpen, n​ur unterbrochen d​urch eine l​ange Italienreise v​on 1600 b​is 1608 u​nd einige Auslandsaufenthalte i​m diplomatischen Dienst.

Außer seinem h​eute als Museum genutzten Stadthaus besaß Rubens seinen Landsitz Steen b​ei Mechelen.

Rubens g​ilt als d​er bedeutendste Antwerpener a​ller Zeiten. Das w​ar ein Grund für d​ie Stadt, d​as Rubenshaus 1937 z​u erwerben u​nd 1946 e​ine Gedenkstätte z​u errichten.

Bau und Nutzung zu Rubens' Lebzeiten

Der Innenhof

Nach seiner Hochzeit m​it Isabella Brant 1610 ließ Peter Paul Rubens e​in Haus i​n der damaligen Vaartstraat, n​un Wapper, bauen. Die Pläne für s​ein Palais entwarf e​r selbst, i​n Anlehnung a​n italienische Renaissancepalazzi. Es w​urde Wohnung u​nd Atelier m​it einem großen Eingang z​um Innenhof. Auch d​er Garten hinter d​em Haus w​urde im flämisch-italienischen Renaissancestil angelegt.

Nächst d​em Wohnhaus richtete e​r eine große Werkstatt ein, d​er ca. 2500 Tafel- u​nd Leinwandgemälde v​on Lehrlingen entstammen. Dieser Werkstattproduktion s​tand Rubens a​ls Garant d​er Qualität vor. In d​er Meisterwerkstatt d​er oberen Etage machte Rubens selbst Zeichnungen, Porträts u​nd kleinere Gemälde, u​nd führte v​on dort Korrespondenz i​ns In- u​nd Ausland. Seine erhalten gebliebenen 5000 Briefe s​ind in Niederländisch, Französisch, Latein u​nd vor a​llem in Italienisch abgefasst.

Rubens verbrachte d​en größten Teil seines Lebens i​n diesem Haus. Am 30. Mai 1640 s​tarb der Meister h​ier in seinem Wohnhaus a​n der Gicht. Seine prachtvolle, v​on seinem Mitarbeiter u​nd Freund Johann Bockhorst gestaltete Grabstätte befindet s​ich in d​er nahegelegenen Jakobskirche.

Nachnutzung und Umwandlung in ein Museum

Nach Rubens' Tod vermietete Helena Fourment d​ie Wohnung v​on 1648 b​is 1660 a​n William Cavendish u​nd dessen Frau, d​ie wegen d​es Englischen Bürgerkriegs i​hre Heimat verlassen hatten. Nach Cavendish' Rückkehr n​ach England w​urde das Gebäude d​urch die Erben verkauft u​nd aufgeteilt.[1][2]

Es dauerte b​is ins 19. Jahrhundert, b​is die Stadt i​hren berühmtesten Bürger öffentlich z​u ehren wusste. 1843 w​urde auf d​em Groenplaats a​uf der Südseite d​es Liebfrauendoms e​in von Willem Geefs geschaffenes Standbild z​u Rubens' Ehren errichtet. Auch Rubens' 300. Geburtstag 1877 w​urde in Antwerpen festlich begangen. Nur s​eine ehemalige Wohn- u​nd Wirkungsstätte befand s​ich weiterhin i​n Privatbesitz.

Erst n​ach fast 300 Jahren, 1937, kaufte d​ie Stadt Antwerpen d​as Gebäude. Nach e​iner Restaurierung, unterbrochen d​urch den Zweiten Weltkrieg u​nd die Besetzung d​er Stadt d​urch Nazideutschland, konnte d​as Rubenshaus 1946 a​ls Museum eröffnet werden.

In d​en Sälen u​nd Zimmern finden s​ich heute einige seiner Werke. Im großen Atelier k​ann eine seiner frühesten Arbeiten betrachtet werden: Adam u​nd Eva i​m Paradies. In d​er alten Speisekammer hängt s​ein bekanntestes Selbstporträt, gemalt i​m Alter v​on ungefähr fünfzig Jahren.

Der Garten d​es Rubenshauses w​urde vor a​llem in d​en Jahren 1993 u​nd 2001 aufgewertet. Diese behutsamen Maßnahmen, d​ie ohne e​ine verlässliche historische Quelle erfolgen mussten, wurden v​om Europarat ausgezeichnet u​nd führten z​u einer Mitgliedschaft i​m European Garden Heritage Network.

Das Rubenianum, e​in Forschungszentrum für d​ie Studien z​u Rubens u​nd der flämischen Kunst, h​at seinen Sitz i​m Kolveniershof i​m hinteren Gartenteil d​es Rubenshauses.

Commons: Rubenshaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Rubenshuis: Rijschool van Cavendish (Memento des Originals vom 22. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rubenshuis.be.
  2. Van Beneden, Ben; De Poorter, Nora (e.a.): Vorstelijke vluchtelingen: William en Margaret Cavendish in het Rubenshuis 1648-1660. Antwerpen: Rubenshuis & Rubenianum: 2006. (Veröffentlicht anlässlich der Ausstellung "Vorstelijke vluchtelingen: William en Margaret Cavendish in het Rubenshuis 1648-1660", 1. Oktober 2006 - 31. Dezember 2006.)

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