Rruga e Arbërit
Die Rruga e Arbërit (auch Rruga e Arbrit) ist eine Nationalstraße in Albanien, die Hauptstadt Tirana auf direktem Weg mit der Region Dibra in Ostalbanien verbindet und deren Kernstück 2021 provisorisch eröffnet wurde.
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Route der Rruga e Arbrit |
Im Endausbau soll die Strecke Tirana – Bulqiza – Maqellara eine gut ausgebaute zweispurige Schnellstraße (superstradë) werden, die im Vergleich zur alten Fernverbindung über Milot um 100 Kilometer kürzer ausfällt. Obwohl auch Projektentwürfe für eine Autobahn vorlagen, wurde ein solcher Bau verworfen, da die relativ niedrige Verkehrsauslastung die hohen Kosten nicht rechtfertigen würde. Mehrere Tunnel und hohe Brücken stellen die Erbauer vor große Herausforderungen. Der Scheiteltunnel und das Teilstück Klos (Ura e Vashës) – Bulqiza waren bei der provisorischen Eröffnung im November 2021 noch nicht für den Verkehr freigegeben, mehrere Brücken nicht ganz vollendet.
Die 69 Kilometer lange Strecke verkürzt einerseits die Dauer der Fahrt zwischen Tirana und Dibra sowie Skopje, andererseits soll sie den nordmazedonischen Absatzmarkt via Durrës mit Italien verbinden.[1] Mit vorerst 160 Mio. Euro wurden 2018 die Gesamtkosten auf 250 Mio. Euro angegeben (dies entspricht pro Kilometer rund 3,6 Mio. Euro).[2][3]
Historische Rruga e Arbërit
Arbër ist eine historische Bezeichnung für die Albaner – Rruga e Arbërit bedeutet somit in etwa die Straße der Albaner.
Rruga e Arbërit war früher der Name eines Karawanenweges, der Durrës am Adriatischen Meer über Tirana mit dem gebirgigen Hinterland von Dibra verband. Wie das aktuelle Straßenprojekt führte er durch die gleichen Täler und über die gleichen Pässe. Der Karawanenweg war bis in die 1930er Jahre die Hauptverbindung nach Ostalbanien. Erst zu dieser Zeit entstanden Autostraßen wie die Verbindung Kruja–Burrel und die Fortsetzung nach Dibra.[4]
In Herbert Louis’ Landeskunde Albaniens findet sich eine ausführliche Beschreibung der Route.
„Wohl keine Route dürfte so geeignet sein, in das nördliche Inneralbanien Einblick zu geben, wie die Straße, d. h. der Karawanenweg von Tirana über Pazar i Matit nach Dibra. […]
Die Dibrastraße quert auf 20 km Horizontalentfernung drei hohe Gebirgsketten, sie muß mehrfach auf- und absteigen und einen Sattel von 1250 m Höhe überwinden. Dann erst erreicht sie das Becken der Matja.“
Zeugen der alten Straßen sind die vier unter Denkmalschutz stehenden alten Steinbrücken Ura e Brrarit östlich von Tirana mit einem rund 20 Meter weiten Bogen, die Ura e vogël të gurra e kodrës bei Xibra, die Ura e Guri të Hoxhës bei Guri i Bardhë und die Ura e Vashës im Süden von Mat.[6]
Streckenverlauf
Die Strecke verläuft in einem ersten Abschnitt von der Küstenebene am nordöstlichen Stadtrand von Tirana über das Skanderbeggebirge in die Region Mat bei Klos. Dieser Teil führt durch mehrheitlich kaum oder gänzlich unerschlossene Berglandschaft. Zuerst wird nordöstlich von Tirana die Schlucht von Tujan passiert, die sich nördlich des Dajti in die Gebirgskette einschneidet. Hier wurde ein rund 70 Meter langer Tunnel errichtet.[7]
Von Zall-Dajt wurde im Nationalpark Dajti eine komplett neue Trasse angelegt, die in mehreren Kehren zu einem Scheiteltunnel auf fast 850 m ü. A. Höhe führt, der den Pass Qafa e Murizës (ca. 1250 m ü. A.) in zwei Röhren unterquert. Die kleinere Röhre des 3200 Meter langen Tunnels dient dem Unterhalt und für Notfälle; es gibt sechs Verbindungsstollen.[7] Wegen Verzögerungen beim Tunnelbau gibt es zusätzlich eine neue, schmale Straße über den Pass.[8]
Östlich des Tunnels führt die Strecke zu den abgelegenen Dörfern Xibra und Gur i Bardhë (ca. 900 m ü. A.) und weiter zum Fluss Mat. Im sehr steilen Gelände sind mehrere kurze Tunnel von 297, 477, 366 und 500 Metern Länge notwendig.[9] Der Bach von Xibra wird in einer Schlucht zwischen den Portalen zweier dieser Tunnel auf einer 250 Meter langen und 158 Meter hohen Brücke gequert.[10]
Der Mat wird bei der osmanischen Steinbogenbrücke Ura e Vashës mittels einer 152 Meter hohen und 280 Meter langen Brücke überquert.[9] Aus dem Mat-Tal geht es in einem zweiten Abschnitt unter dem Qafa e Buallit (842 m ü. A.) durch nach Bulqiza: Von der Ura e Vashës steigt die Strecke zur Ebene Plani i Bardhë auf. An deren Ende wird der Pass wird in einem 465 Meter langen Tunnel unterquert. Eine Rampe führt vom Pass in die Ebene bei Bulqiza hinunter. Ein rund drei Kilometer langer Zubringer soll die neue Straße von der Ura e Vashës mit Klos verbinden.[7]
Das letzte Stück führt von Bulqiza zum Drin. Die Straße passiert Bulqiza und vereinigt sich östlich des Städtchens mit der SH 6. Sie folgt deren Verlauf bis kurz vor Shupenca. Dort überquert sie den Fluss Zall i Bulqizës bei der Brücke von Çerenec auf einer neuen, 150 Meter langen Brücke für einen rund neun Kilometer lange neuen Streckenverlauf. Dieser folgt dem Fluss Zall an seinem südlichen Ufer bis zum Drin. Diesen überquert die Rruga e Arbërit auf einer 270 Meter langen neuen Brücke.[9] Von dort führt sie nach Maqellara, wo sich auch ein Grenzübergang nach Debar in Nordmazedonien befindet. In Nordmazedonien soll die Straße fortgesetzt werden.[1]
Ausbauzustand
Die Planung geht auf das Jahr 2008 zurück.[11] Bis ins Jahr 2011 wurden bereits 20 Kilometer östlich von Bulqiza bis zur Ura e Çerenecit erneuert und abgeschlossen. Westlich von Bulqiza und am Tunnel unter dem Qafa e Buallit wurde bereits 2011 gebaut, ohne dass diese Straßenstücke dem Verkehr übergeben wurden. So waren im Herbst 2017 rund 15 Kilometer teilweise fertiggestellt.
Das Bauprojekt wurde in der Folge wegen unklarer Finanzierung unterbrochen und redimensioniert. Lange wurde mit einer chinesischen Firma über die Konzession verhandelt. Die Verhandlungen platzten schlussendlich und das Projekt wurde neu ausgeschrieben. Im Frühling 2017 wurde der Gewinner der Ausschreibung bekanntgegeben. Der Westteil der Rruga e Arbërit wird nun von der albanischen Firma Gjoka Konstruksion erbaut, die dann auch den Tunnel betreiben und die Tunnelmaut erheben wird. Pro Tag wird mit 3690 Fahrzeugen gerichtet.[12][13][14] Die Tunnelmaut soll 4 € betragen.[11]
Die Bauarbeiten sollten bis Anfang 2021 abgeschlossen sein – eine weitere, nicht eingehaltene Frist.[11][15] Im Jahr 2018 waren an verschiedenen Streckenabschnitten die Arbeiten wieder in vollem Gange.[16] An allen Tunneln und den großen Brücken über den Mat, den Drin und den Zall i Bulqizës wurde gebaut.[17][18] von den acht Kilometern Tunnelröhren waren zu diesem Zeitpunkt 1550 Meter ausgebrochen.[9] Im Sommer 2019 wurde von einem Einsturz der Tunnelröhre am Murizapass berichtet.[19] Da der Abschluss der Arbeiten am Tunnel nicht absehbar ist, wurde mit dem Ausbau einer 9,5 Kilometer langen Umfahrung über den Pass begonnen.[20]
Am 28. November 2021, dem albanischen Nationalfeiertag, wurde das Teilstück von Tirana nach Klos provisorisch dem Verkehr übergeben.[10] Der Scheiteltunnel ist noch unvollendet. Auch die Brücke bei der Ura e Vashës und die Fortsetzung bis zum Qafa e Buallit sind noch nicht vollendet, weshalb der Verkehr auf die hierfür asphaltierte Straße, die Klos mit Fshat verbindet, und die SH 6 umgeleitet wird.[21]
Weblinks
Einzelnachweise
- Rama: Rruga e „Arbërit“ të vazhdojë edhe në Maqedoni. In: Albinfo. 12. November 2017, abgerufen am 16. Dezember 2018 (albanisch).
- Rruga e Arbrit, hapet tuneli 500 metër i gjatë në Klos (Foto). In: Gazeta Shqip. 16. August 2018, abgerufen am 16. Dezember 2018 (albanisch).
- B. Karoshi: Tërhiqen kinezët, oferta e tyre nuk pranohet nga qeveria. In: Rruga e Arberit.com. 22. November 2017, abgerufen am 16. Dezember 2018 (albanisch).
- Rruga e Arberit, nje korridor gjitheshqiptar. In: telegrafi.com. 30. März 2009, abgerufen am 16. Dezember 2018 (albanisch).
- Herbert Louis: Albanien. Eine Landeskunde vornehmlich auf grund eigener Reisen. Verlag von J. Engelhorns Nachfolgern in Stuttgart, Berlin 1927, S. 126 ff., 130.
- Map - IMK WebGIS. In: Instituti i Monumenteve të Kulturës. Abgerufen am 16. Dezember 2018 (albanisch).
- Bujar Karoshi: Punimet fillojnë, ndërsa kontrata nuk është firmosur akoma. In: Rrugaearberit.com. 31. Dezember 2017, abgerufen am 25. Februar 2019 (albanisch).
- Top Channel: Top News: Rruga e Arbrit/ Projekti gati për vitin e ardhshëm auf YouTube, 28. April 2020, abgerufen am 11. November 2020.
- Almira Zebi Xhembulla: Ja ku po punohet në Rrugën e Arbrit. In: rrugaearberit.com. 6. Dezember 2018, abgerufen am 16. Dezember 2018 (albanisch).
- Hapet Rruga e Arbrit, Rama pritet me tupana! Balluku: Përfundon krejtësisht në prill të 2022! Banorët në festë me muzikë e valle: Ëndërr e realizuar. In: Shqiptarja.com. 29. November 2021, abgerufen am 5. Dezember 2021 (albanisch).
- IN TV Albania: Rruga, me biletë 4 euro. Rruga e Arbrit, qeveria miraton propozimin auf YouTube, 13. April 2017, abgerufen am 16. Dezember 2018.
- ATA: Chinese Ambassador: Road of Arbri construction to start within 2016. In: Invest in Albania. 13. Juli 2015, abgerufen am 16. Dezember 2018 (englisch).
- Bujar Karoshi: Sa kushton „Rruga e Arbrit“? In: Gazeta Tema. 6. April 2016, abgerufen am 16. Dezember 2018 (albanisch).
- Ora News: “Gjoka Konstruksion” - 250 mln euro për rrugën e Arbrit, shteti paguan 60 mln euro auf YouTube, 12. April 2017, abgerufen am 16. Dezember 2018.
- Rr. A.: Rruga e Arbrit, punimet deri në Klos mbyllen brenda verës. In: Rruga e Arbërit.com. 11. Mai 2021, abgerufen am 15. Mai 2021 (albanisch).
- Edi Rama: Videoinformacion nga kantieri i Rrugës së Arbërit. In: Facebook. 24. August 2018, abgerufen am 9. September 2018 (albanisch).
- RTV Klan: Rruga e Arbrit, gati asfalti per km e para auf YouTube, 24. Februar 2019, abgerufen am 25. Februar 2019.
- Bulqiza TV: Ndertimi i urave ne rrugen e Arberit auf YouTube, 12. Dezember 2018, abgerufen am 16. Dezember 2018.
- Arjan Balla: Skandali i Rrugës së Arbrit: tuneli i shembur nuk riparohet më, ndërtohej pa projekt të miratuar teknik. In: Exit.al. 10. Juni 2019, abgerufen am 14. September 2019 (albanisch).
- Qeveria optimiste, Rruga e Arbrit hapet pas 6 muajsh. In: Rrugaearberit.com. 6. November 2020, abgerufen am 11. November 2020 (albanisch).
- Mat Televizion: RRUGA E ARBRIT/ Të shtunën përfundon shtrimi me asfalt i gjithë rrugës së fshatit Fshat auf YouTube, 17. November 2021, abgerufen am 5. Dezember 2021.