Rotunde (Thessaloniki)
Die Rotunde (griechisch Ροτόντα Rotónda) des Galerius in Thessaloniki, später nach der gegenüberliegenden Georgskapelle als Άγιος Γεώργιος bezeichnet, ist ein Kuppelbau aus römischer Zeit, der im Zusammenhang mit dem Galeriusbogen errichtet wurde. Der nördlich der Egnatia-Straße im Osten der Innenstadt gelegene, auch Georgsrotunde genannte Bau erhielt seine Bezeichnung von Reisenden des 18. und 19. Jahrhunderts. In der Türkenzeit wurde er als Eski Metropol (Alte Metropolie) bezeichnet. Die Rotunde gehört zum Weltkulturerbe der „frühchristlichen und byzantinischen Bauten in Thessaloniki“.[1]
Bau
Der im Jahr 306 nach Christus als Kultbau der Kabiren, oder des Zeus[2], oder als Mausoleum für den Tetrarchen Galerius errichtete Rundbau (Rotunde), dessen Innenwände ursprünglich mit einer Scheinarchitektur aus Marmor verblendet waren[3], besitzt eine 29,80 Meter hohe, von einem Okulus unterbrochene flache Kuppel aus Ziegelmauerwerk, mit einem Innendurchmesser von 24,50 Metern, bei der es sich zur Zeit der Erbauung um die weltgrößte Ziegelkuppel handelte. Die Stärke der von sechs Fenstern durchbrochenen Wände beträgt 6,30 Meter.
Nutzung
Der Bau wurde wohl im 4. Jahrhundert unter Kaiser Konstantin I. oder Theodosius I. in eine christliche, den Unkörperlichen (Asomaton; ναός των Ασωμάτων) gewidmete Kirche, die zeitweise als Metropolitankirche diente, umgewandelt[4][2] und mit Mosaiken ausgeschmückt. Im Jahr 1590 wurde die Rotunde in eine Moschee (Hortaç Efendi Camii) umgewandelt und ein Minarett wurde dem Bau angefügt; Kostbarkeiten und Ikonen wurden in die kleine, westlich der Rotonda gelegene Georgskapelle gebracht. Als Thessaloniki 1912 unter griechische Herrschaft kam, wurde die Rotunde wieder zur Kirche, jedoch schon 1917 zum Makedonischen Museum. Das Minarett blieb als einziges in Thessaloniki erhalten. Im Jahr 1978 wurde der Bau durch ein Erdbeben beschädigt[5] und wurde seitdem wiederhergestellt. 1999 wurde die Rotunde als Museum wiedereröffnet, obgleich die griechisch-orthodoxe Kirche noch Ansprüche auf den Bau erhebt. In der Ostapsis steht heute wieder ein geweihter Altar.
Mosaiken
Die Mosaiken der Rotunde gelten als die ältesten Wandmosaiken des christlichen Ostens.[2] Zum Teil sind sie rein ornamental (Achtecke mit Vögeln und Fischen in der Südostnische, sich schneidende Kreise in der Westnische, teppichartig in der Südnische). Die Kuppelmosaiken auf Goldgrund sind in drei Zonen gegliedert: 15 erhaltene Märtyrerfiguren in weiten Gewändern (u. a. Ananias, Romanos, Aristarchos, Kyrillos, Basiliskos, Leon, Philipp, Priskos, Kosmas und Damian) vor sitzenden Pfauen[6] belebter Scheinarchitektur mit Akanthusblättern und Ornamentstreifen, fragmentarisch erhaltene Apostel und Engel und triumphierender Christus (nicht erhalten).
Literatur
- Ernest Hébrard: Les travaux du Service Archéologique de l’Armée d’Orient à l’arc de triomphe de Galère et l’église de St. Georges à Salonique. In: Bulletin de Correspondance Hellénique 44 (1920), 15–40 (Digitalisat).
- Ejnar Dyggve: Recherches sur le palais impérial de Thessalonique. In: Studia Orientalia Ioanni Pedersen dedicata, Kopenhagen 1953, 59–70.
- G. Theocharidis: Ο ναός των Ασωμάτων και η Rotonda του Αγίου Γεωργίου Θεσσαλονίκης. In: Ελληνικά 13 (1954), 24–70.
- Hjalmar Torp: Mosaikkene i St. Georgs rotunden i Thessaloniki. Et hovedverk i tidlig-Byzantinisk Kunst. Oslo 1963.
- Eugene Kleinbauer: The Original Name and Function of Hagios Georgios at Thessaloniki. In: Cahiers Archéologiques 22 (1972), 55–60.
- Eugene Kleinbauer: The Iconography and the Date of the Mosaics of the Rotunda of Hagios Georgios, Thessaloniki. In: Viator. Medieval and Renaissance Studies 3 (1972), 27–107.
- Georgios Velenis: Some observations on the original form of the Rotunda in Thessaloniki. In: Balkan Studies 15 (1974), 298–307.
- Theocharis Pazaras: The rotunda of Saint George in Thessaloniki. Thessaloniki 1985; 2. Auflage 1998 ISBN 960-7387-23-6.
- Bente Kiilerich, Hjalmar Torp: The Rotunda in Thessaloniki and its Mosaics. Athen 2017, ISBN 978-618-5209-11-7.
- Hjalmar Torp: La rotonde Palatine à Thessalonique. Architecture et mosai͏̈ques. Athen 2018, ISBN 978-618-5209-37-7.
Weblinks
Einzelnachweise
- UNESCO World Heritage List − Paleochristian and Byzantine Monuments of Thessalonika (englisch)
- Eutychia Kourkoutidou-Nikolaïdou, Anastasia Tourta: Spaziergänge durch das byzantinische Thessaloniki. Editionen Kapon, Athen 1997, ISBN 960-7254-48-1, S. 56.
- Friederike Kyrieleis: Kunstdenkmäler in Griechenland - ein Bildhandbuch. Das Festland. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1982, ISBN 3-422-00375-4, S. 449.
- Apostolos Papajannopoulos: Baudenkmäler Thessalonikis. Rekos, Thessaloniki 1983, S. 36.
- Ioannis Pscharis: The Salonica (Thessaloniki) earthquake of June 20, 1978. California Institute of Technology 1978, S. 10 (englisch, PDF) (Memento vom 19. Juli 2011 im Internet Archive).
- Zum Pfauenmotiv: Paul Huber: Athos - Leben, Glaube, Kunst. 2. Auflage. Artemis, Zürich 1982, ISBN 3-7611-0041-8, S. 387–388.