Rotkäppchen Sektkellerei
Die Rotkäppchen Sektkellerei GmbH in Freyburg/Unstrut ist der Hersteller der traditionsreichen Sektmarke Rotkäppchen (seit 1894).
Rotkäppchen Sektkellerei GmbH | |
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Rechtsform | GmbH, Tochter der Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien |
Gründung | 26. September 1856 |
Sitz | Freyburg, Deutschland |
Leitung |
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Umsatz | 1,114 Mrd. Euro (2019)[1] |
Branche | Nahrungsmittelindustrie |
Website | www.rotkaeppchen.de |
Im Jahr 2002 übernahm Rotkäppchen von der kanadischen Seagram-Gruppe die Sektmarken Mumm, Jules Mumm und MM Extra und brachte die weiterhin rechtlich selbstständigen Unternehmen Godefroy H. von Mumm & Co. Sektkellereien in Hochheim, Matheus Müller Sektkellereien und Chantré & Cie in Eltville und Rotkäppchen Sektkellerei in Freyburg in die neuen Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien (RMSK) ein. Daher wird Rotkäppchen häufig als Beispiel für erfolgreiche ostdeutsche Unternehmen genannt.
Geschichte
Die Brüder Moritz und Julius Kloss gründeten zusammen mit ihrem Freund Carl Foerster am 26. September 1856 die Weinhandlung Kloss und Foerster. Im August desselben Jahres hatten sie sich bereits an der Gründung der ersten Freyburger Champagner-Fabrik-Gesellschaft beteiligt. Deshalb reifte im Winter des ersten Geschäftsjahres der Entschluss, neben dem Weingeschäft eine Champagner-Fabrik zu errichten. Unter Leitung des erfahrenen Kellermeisters Lewalder wurde von Kloss & Foerster Sekt produziert. Die ersten 6.000 Flaschen wurden in einer Wohnung im Hinterhaus der Familie Kloss abgefüllt. Als Julius Kloss am 17. Juni 1858 seine Verlobte Emma Gabler heiratete, wurde die erste Flasche mit Sekt des Unternehmens Kloss & Foerster geöffnet. 1861 stellte man den Sekt erstmals auf der Thüringischen Gewerbeausstellung in Weimar der Öffentlichkeit unter den Namen „Monopol“, „Crémant Rosé“, „Lemartin Frères“ und „Sillery Grand Mousseux“ vor.
Der Name Rotkäppchen-Sekt entsteht
Die Freyburger Champagner-Fabrik, die weniger erfolgreich als Kloss & Foerster war, stellte zwischen 1859 und 1862 ihren Betrieb ein. Im September 1866 kam es nach mehreren fruchtlosen Kaufverhandlungen zur Versteigerung des Unternehmens samt Fabrikgebäude, Einrichtungen und Materialien. Diese gingen nun in den Besitz von Kloss & Foerster über, man konnte aus dem Hinterhaus der Familie Kloss ausziehen und das Unternehmen vergrößern. Die Freyburger Winzer konnten schon 1867 die erforderliche Menge an Wein nicht mehr liefern, und man begann, größere Mengen von Most und Wein in Württemberg und Baden zu kaufen.
Den gewählten Markennamen „Monopol“ durften Kloss & Foerster vom 1. Oktober 1894 an nicht mehr verwenden, da das Champagnerhaus Walbaum-Heidsieck direkt nach Inkrafttreten des Warenbezeichnungsgesetzes 1894 einen Rechtsstreit zum Schutz seiner seit 1846 erfolgreichen Standardmarke „Monopole“ angestrengt hatte. In dessen Ergebnis durfte nur noch Sekt von Heidsieck & Co. in Reims den Namen „Monopole“ tragen. Man wählte deshalb die schon bei „Monopol“ rote Kapsel der Freyburger Sekte zum Namensgeber einer neuen Marke. Das Warenzeichen „Rotkäppchen“ wurde am 20. Februar 1895 durch Kloss & Foerster angemeldet und am 15. Juli 1895 eingetragen.
VEB Rotkäppchen-Sektkellerei
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Sektkellerei Kloss & Foerster mit dem Befehl Nr. 76 der Sowjetischen Militäradministration vom 18. Dezember 1945 unter Zwangsverwaltung gestellt. Am 20. Februar 1946 wurde ein Treuhänder eingesetzt. Mit der Registrierung der Enteignung im Handelsregister beim Amtsgericht Querfurt am 31. Juli 1948 war das Unternehmen in Volkseigentum überführt und hieß von nun an VEB Rotkäppchen-Sektkellerei Freyburg/Unstrut.
Günther Kloss – der Enkel des Gründers, der am 16. November 1945 von seinem Schreibtisch weg verhaftet wurde – ging in den Westen Deutschlands. Er fand 1949 eine Anstellung als Technischer Betriebsleiter bei der Sektkellerei Schultz Grünlack. 1952/53 gründete er in Rüdesheim am Rhein die Sektkellerei Kloss & Foerster neu, diese arbeitete ab 1959 eng mit der Sektkellerei Ohlig & Co. zusammen.
Der VEB Rotkäppchen-Sektkellerei Freyburg gehörte seit dem 2. Oktober 1950 zur VVB VENAG, Industriewerke Nahrung und Genußmittel Sachsen-Anhalt, seit 20. März 1951 zur Hauptabteilung III Genußmittelindustrie des Berliner Staatssekretariats. 1957 stellte die Sektkellerei ihre Produktion auf das Transvasierverfahren um (hier in der so genannten „Kupferberg-Variante“, die gemeinsam mit der Sektkellerei in Mainz erarbeitet wurde). Zum 1. Januar 1970 wurde die Sektkellerei Freyburg in den neu geschaffenen VEB Getränkekombinat Dessau eingegliedert, seit 1. Januar 1980 gehörte sie zum VEB Kombinat Spirituosen, Wein und Sekt in Berlin. 1975 wurde die Forschungs- und Entwicklungsstelle des VEB Rotkäppchen-Sektkellerei zur zentralen Forschungseinrichtung für die Wein- und Sektindustrie in der DDR ernannt.
Nach der deutschen Wiedervereinigung
In der DDR war das Unternehmen Marktführer, nach der deutschen Wiedervereinigung brach der Absatz weitgehend zusammen. Zum 30. Juni 1990 wurde der VEB Rotkäppchen-Sektkellerei unter Führung der Treuhandanstalt in eine GmbH umgewandelt und die Belegschaft von 350 auf 60 Mitarbeiter reduziert.[2] Am 7. November 1990 schloss die Holding-Gesellschaft Mitteldeutsche Getränke GmbH mit Michael Kloss, dem die Rechte an der Marke „Rotkäppchen“ rückübertragen worden waren, einen Vertrag über den Erwerb der Marke ab. Die Übertragung auf die Rotkäppchen Sektkellerei GmbH erfolgte am 8. Oktober 1991. 1993 erfolgte ein Management-Buy-out durch die leitenden Mitarbeiter Gunter Heise, Jutta Polomski, Lutz Lange und Ulrich Wiegel zusammen mit Harald Eckes-Chantré und seinen Töchtern Petra Roller und Christina Oelbermann. In den folgenden Jahren stabilisierte sich die wirtschaftliche Lage des Unternehmens, und ein starkes Wachstum setzte ein, das im Jahr 2002 in der Gründung der Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien gipfelte.
Architektur
Die Gebäude in der Freyburger Sektkellereistraße 5 sind ein in ihrer Vollständigkeit und architektonischen Qualität eindrucksvolles Industriedenkmal. Sie wurden ab 1856 durch die Freyburger Champagner-Fabrik und ab 1866 durch die Sektkellerei Kloss & Foerster nach und nach erbaut bzw. erweitert.
Die Hauptbauphase lag in den Jahren zwischen 1880 und 1900. Der Bau eines großen Verwaltungsgebäudes erfolgte 1889. Im Jahr 1893 wurde der Lichthof mit einem Glasdach überdacht. So entstand ein das Stadtbild prägender Komplex aus Produktionsstätte, Verwaltung, Lagerhalle, Nebengebäuden und einer Gaststätte (deren Gebäude heute nicht mehr steht) in den Formen der Neorenaissance bzw. des Neobarocks.
1896 wurde aus 25 Eichen das größte Cuvée-Weinfass Deutschlands mit einem Volumen von 120.000 Litern gebaut. Es steht im sogenannten Domkeller und ist mit wertvollen Schnitzereien verziert.
Rotkäppchen Sekt
Rotkäppchen Sekt war die bekannteste Sektmarke in der DDR. Nach und nach eroberte die Marke Marktanteile in ganz Deutschland. Im Jahr 2019 wurden 193,4 Millionen Flaschen der Marke Rotkäppchen verkauft. Mit einem Marktanteil von rund 50 % ist Rotkäppchen Sekt damit Marktführer des deutschen Sektmarkts.[2]
Rotkäppchen Sekt gibt es in sechs Varianten des sogenannten „Traditionssortiments“, hergestellt in Tankgärung, über das Flaschengärsortiment (Transvasierverfahren) bis zur klassischen Flaschengärung, die hier nur in einer exklusiven limitierten Auflage als „Sekt b. A.“[3] der Saale-Unstrut-Region angeboten wird. Außerdem gibt es das schaumweinhaltige Getränk „Mocca Perle“ und die weinhaltigen Mischgetränke Rotkäppchen Fruchtsecco.
Literatur
- Ralf Kahmann: Eine prickelnde Geschichte. Die Rotkäppchen Sektkellerei 1856–2006. Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien GmbH, Freyburg/Unstrut 2006, ISBN 3-00-018731-6.
- Ute Bednarz; Folkhard Cremer; Hans-Joachim Krause: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen-Anhalt II. Regierungsbezirke Dessau und Halle. (begründet von Georg Dehio), Deutscher Kunstverlag, München 1999, ISBN 3-422-03065-4, S. 195 f.
- Helmut Arntz: Rotkäppchen. Festschrift zum 100jährigen Markenjubiläum 1894–1994. Die Geschichte der Sektkellerei Kloss & Foerster 1856–1948, Rotkäppchen 1948–1994. (Schriften zur Weingeschichte, Nr. 111), Gesellschaft für Geschichte des Weines e. V., Wiesbaden 1994.
Weblinks
Einzelnachweise
- handelsblatt.de: Steigende Sektlaune lässt Umsatz bei Rotkäppchen-Mumm steigen. Abgerufen am 1. April 2020.
- Sebastian Schellschmidt: Wirtschaftswunder mit 11,5 Prozent. In: FOCUS. Nr. 40/20, 26. September 2020, S. 62 ff.
- Qualitätsschaumwein (Sekt) bestimmter Anbaugebiete, vorgeschriebene Produktbezeichnung gemäß Art. 1 c der Verordnung (EWG) Nr. 2332/92 (PDF) des Rates vom 13. Juli 1992 über in der Gemeinschaft hergestellte Schaumweine