Roter Zwergschattenkolibri
Der Rote Zwergschattenkolibri (Phaethornis ruber), auch Rotbaucheremit, Rotschattenkolibri oder Rotbürzelkolibri genannt, ist ein nur 9 Zentimeter großer Vertreter aus der Familie der Kolibris.
Roter Zwergschattenkolibri | ||||||||||||
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Roter Zwergschattenkolibri | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Phaethornis ruber | ||||||||||||
(Linnaeus, 1758) |
Aussehen
Der Rote Zwergschattenkolibri hat ein rot gefärbtes Gefieder am Bauch und Hals. Der obere Kopfbereich ist dunkelgrün, der Rücken und der Schwanz sind braun gefärbt. Der obere Schnabelteil ist silbern. Der untere Teil des Schnabels, die Unterseite des Schwanzes und die Beine sind schwarz. Hinter dem Auge und an der Brust hat er einen auffälligen dicken, schwarzen Streifen und im Beinbereich ist das Gefieder weiß. Das Gesamtgewicht der Vögel beträgt nur ca. 2 Gramm.
Verbreitung und Lebensweise
Auf der Suche nach seiner Nahrung, vor allem Nektar und Insekten, fliegt er durch die Urwälder von Guyana, Kolumbien, Venezuela, Bolivien und Brasilien. Dort bewohnt er das Unterholz der Regenwälder sowie Büsche und Bäume der Waldränder. Dieser kleine Vogel besetzt ein Revier, welches er energisch gegen Artgenossen verteidigt. Durch seine schnellen Flügelschläge erzeugt er ein brummendes Geräusch, ähnlich dem von Hummeln. Der Gesang der Vögel, welcher von der Morgendämmerung bis abends zu hören ist, wird als lauter Quietschton beschrieben.
Besondere Anatomie
Im Gegensatz zu den anderen Kolibriarten besitzt dieser eine besonders geformte Oberarmsehne, wie auch andere Vertreter seiner Gattung.
Fortpflanzung
Zur Fortpflanzungszeit tragen mehrere Männchen ihre Gesänge, schrille und laute Rufe, in einer so genannten Balzarena den Weibchen vor. Die Weibchen wählen danach selbst ihre Paarungspartner aus. Die keulenförmigen Nester der Vögel befinden sich in Bodennähe, meist am Ende langer Palmenwedel.
Gefährdung und Schutzmaßnahmen
Obwohl der Bestand abgenommen hat, ist diese Art noch relativ häufig anzutreffen, deshalb führt die IUCN diese Art in der Kategorie (Least Concern) nicht gefährdet.
Unterarten
Laut der IOC World Bird list werden vier Unterarten unterschieden, die sich in ihrer Färbung, ihrer Größe und ihrem Verbreitungsgebiet unterscheiden:[1]
- Phaethornis ruber episcopus Gould, 1857[2] findet man im zentralen und östlichen Venezuela, in Guyana und dem Nordwesten Brasiliens.
- Phaethornis ruber ruber (Linnaeus, 1758)[3] ist in Suriname und Französisch-Guayana über Brasilien, den Südosten Perus und den Norden Boliviens präsent.
- Phaethornis ruber nigricinctus Lawrence, 1858[4] ist vom Osten Kolumbiens über den Südwesten Venezuelas bis in den Norden Perus verbreitet.
- Phaethornis ruber longipennis Berlepsch & Stolzmann, 1902[5] kommt im Süden von Peru vor.
Etymologie und Forschungsgeschichte
Carl von Linné beschrieb den Kolibri ursprünglich unter dem Namen Trochilus ruber. Das Typusexemplar zur Beschreibung stammte aus Suriname.[3]
Der Begriff „Phaethornis“ leitet sich aus den griechischen Worten „phaethōn Φαέθων“ für „der Leuchtende, der Strahlende“ und „órnis, όρνις“ für „Vogel“ ab.[6] Das Artepitheton „ruber“ ist das lateinische Wort für „rot“.[7] Auch „episcopus“ ist lateinischen Ursprungs und steht für „Bischof“, in Anspielung auf das deutlich dickere schwarze Brustband dieser Unterart.[8] Auch „nigricinctus“ bezieht sich auf das schwarze Band. Dabei handelt es sich um eine lateinische Wortkombination aus den Worten „niger“ für „schwarz“ und „cinctus, cingere“ für „gebändert, umranden“.[9] Das Wort „longipennis“ ist ebenfalls lateinischen Ursprungs und setzt sich aus den Worten „longus“ für „lang“ und „penna“ für „Feder“ zusammen. Die Namensgebung bezieht sich auf die etwas längeren Flügel dieser Unterart.[10]
Literatur
- Christopher M. Perrins: Die große Enzyklopädie der Vögel. Orbis Verlag, 1996, ISBN 3-572-00810-7, S. 190, 193.
- Christopher M. Perrins (Hrsg.): Die BLV-Enzyklopädie Vögel der Welt. Aus dem Englischen von Einhard Bezzel. BLV, München/Wien/Zürich 2004, ISBN 978-3-405-16682-3, S. 353–361 (Titel der englischen Originalausgabe: The New Encyclopedia Of Birds. Oxford University Press, Oxford 2003).
- James A. Jobling: Helm Dictionary of Scientific Bird Names. Christopher Helm, London 2010, ISBN 978-1-4081-2501-4.
- Carl von Linné: Systema Naturae per Regna Tria Naturae, Secundum Classes, Ordines, Genera, Species, Cum Characteribus, Differentiis, Synonymis, Locis. Band 1. Imprensis Direct Laurentii Salvii, Stockholm 1758 (online [abgerufen am 26. September 2013]).
- John Gould: Descriptions of Three New Species of the Genus Phaëthornis, Family Trochilidae. In: Proceedings of the Zoological Society of London. Band 25, Nr. 327, 1858, S. 14–15 (online [abgerufen am 26. September 2013]).
- George Newbold Lawrence: Descriptions of Seven New Species of Humming-Birds. In: Annals of the Lyceum of Natural History of New York. Band 6, 1858, S. 258–264 (online [abgerufen am 26. September 2013]).
- Hans Graf von Berlepsch, Jan Sztolcman: On the Ornithological Researches of M. Jean Kalinowski in Central Peru. In: Proceedings of the General Meetings for Scientific Business of the Zoological Society of London. Band 2, 1902, S. 18–60 (online [abgerufen am 26. September 2013]).
Weblinks
- Phaethornis ruber in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2013.1. Eingestellt von: BirdLife International, 2012. Abgerufen am 30. August 2013.
- Factsheet auf BirdLife International
- Videos, Fotos und Tonaufnahmen zu Reddish Hermit (Phaethornis ruber) in der Internet Bird Collection
- Roter Zwergschattenkolibri (Phaethornis ruber) bei Avibase; abgerufen am 26. September 2013.
- Phaethornis ruber im Integrated Taxonomic Information System (ITIS). Abgerufen am 26. September 2013.
- xeno-canto: Tonaufnahmen – Reddish Hermit (Phaethornis ruber)
Einzelnachweise
- IOC World Bird List Hummingbirds
- John Gould, S. 14
- Carl von Linné, S. 121
- George Newbold Lawrence, S. 260
- Hans Graf von Berlepsch u. a., S. 19
- James A. Jobling, S. 301
- James A. Jobling, S. 339
- James A. Jobling, S. 147
- James A. Jobling, S. 271
- James A. Jobling, S. 230