Rosa Kerschbaumer-Putjata
Rosa Kerschbaumer-Putjata (* 1851 bei Moskau; † 1923 in Los Angeles) war eine russisch-österreichische Augenärztin.
Leben und Wirken
Rosa Putiata von Schlikoff ist bei Moskau geboren und in einer russischen Landadelsfamilie aufgewachsen. Bereits im Alter von 18 Jahren war sie dreifache Mutter. Mit 21 studierte sie in Zürich und Bern Medizin, wie bereits ihre Schwester Virginia. Sie promovierte 1876. Ihr Spezialgebiet war die Augenheilkunde. Gemeinsam mit ihrem Mann, einem österreichischen Arzt,[1] baute sie eine private Augenheilanstalt in Salzburg in der Schwarzstraße auf. Nach der Trennung von ihrem Mann führte sie die Klinik allein weiter.
Da gerade in Salzburg Augenerkrankungen überdurchschnittlich zahlreich im Verhältnis zur gesamten Donau-Monarchie auftraten, die auf die schlechte ärztliche Versorgung zurückzuführen waren, erhielt sie 1890 eine Erlaubnis von Kaiser Franz Joseph, die Klinik weiter zu führen. Dies war umso bemerkenswerter, da um diese Zeit die Frauen noch gar nicht Medizin studieren und daher auch nicht ordinieren durften. Erst zehn Jahre später war auch Frauen dieses Studium in der Monarchie erlaubt. Die Klinik umfasste 60 Betten. Durch ihre Tätigkeit reduzierte sich stark die Anzahl von an Altersblindheit Erkrankten. Sie versorgte auch viele Patienten kostenlos. Aus diesem Grund wird sie in Salzburg auch als Engel mit dem Skalpell bezeichnet. Sogar auf Votivtafeln, wie in Maria Plain, findet man sie auf Grund ihrer Wohltätigkeit erwähnt.
1896 verließ sie jedoch Salzburg und kehrte nach Russland zurück. In St. Petersburg unterrichtete sie an der medizinischen Akademie. Von 1897 bis 1903 betrieb sie sogenannte Wanderkliniken entlang der Transsibirischen Eisenbahn. Ab 1903 hatte sie die Leitung einer Klinik in Tiflis, kam aber später wieder nach Wien.
Im Jahr 1911 wanderte sie nach Amerika aus. 1923 verstarb sie in Los Angeles.
Ihr zu Ehren wird in der Science-City in Salzburg-Itzling 2008 eine Straße, die Rosa Kerschbaumerstraße, nach ihr benannt.[2]
Schriften
- Das Sarkom des Auges. Leipzig 1900.
Literatur
- Kerschbaumer Rosa. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 3, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1965, S. 308.
- Sabine Veits-Falk: Rosa Kerschbaumer-Putjata (1851–1923). ISBN 978-3-900213-07-7
- Felicitas Seebacher: Roses for the Gentlemen. The „question of women’s rights“ in medical studies at the University of Vienna before 1897. In: Michal Kokowski (ed.): The Global and the Local: the History of Science and the Cultural Integration of Europe. Proceedings of the 2nd International Conference of the European Society for the History of Science (Cracow, September 6–9, 2006) online publication: http://www.2iceshs.cyfronet.pl/proceedings.html, S. 557–565.
- Felicitas Seebacher: Die Macht der Idee. Rosa Kerschbaumer und die Öffnung der Universität Wien für das „andere“ Geschlecht. In: Ilse Korotin (Hg.): 10 Jahre „Frauen sichtbar machen“. biografiA – Datenbank und Lexikon österreichischer Frauen. Mitteilungen des Instituts für Wissenschaft und Kunst 63, 1–2 (2008), S. 50–56.
- Kerschbaumer, Rosa, in: Brigitta Keintzel, Ilse Korotin (Hrsg.): Wissenschafterinnen in und aus Österreich : Leben – Werk – Wirken. Wien : Böhlau, 2002 ISBN 3-205-99467-1, S. 365f.
Weblinks
- Online Journal der Austria Presse Agentur 12. März – 19. März 2008
- ORF Pionierin in Männerdomäne – Österreich Bild am 23. August 2008
- Rosa Kerschbaumer in der Datenbank Frauen in Bewegung 1848–1938 der Österreichischen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- European Social Science History Conference (Memento des Originals vom 12. März 2009 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (engl.)
- Hauptstraße nach „Engel der Blinden“ benannt. ORF vom 24. März 2008.