Rosa Elefant
Der rosa Elefant ist im Englischen und im Französischen der klassische Topos für eine alkoholbedingte Halluzination. Auch die Wirkung anderer Drogen wie LSD wird oft mit diesem unwahrscheinlichen Tier assoziiert, das zudem gelegentlich flugfähig sein soll.
Wortherkunft und -geschichte
Der Ursprung der rosa Elefanten liegt im englischen Sprachraum („pink elephants“). Nach 1890 wurde zunächst die Farbe Rosa mit dem Suff assoziiert, in Kombination mit Elefanten taucht sie 1913 im Roman John Barleycorn (dt. „König Alkohol“) von Jack London auf. Darin heißt es:
“There are, broadly speaking, two types of drinkers. There is the man whom we all know, stupid, unimaginative, whose brain is bitten numbly by numb maggots; who walks generously with wide-spread, tentative legs, falls frequently in the gutter, and who sees, in the extremity of his ecstasy, blue mice and pink elephants. He is the type that gives rise to the jokes in funny papers.”
„Es gibt im allgemeinen zwei Sorten von Trinkern. Zum einen der Mann, den wir alle kennen, dumm, einfallslos, das tumbe Hirn zerfressen von tumben Maden; gemessenen Schrittes läuft er auf seinen zögernden Beinen, fällt ständig in die Gosse und sieht auf dem Höhepunkt seines Rausches blaue Mäuse und rosa Elefanten. Er ist es, über den die Zeitungen Witze drucken.“
Der rosa Elefant wurde zum geflügelten Wort und wurde unter anderem in dem beliebten Schlager Pink Elephants von Guy Lombardo (1932) besungen. In den deutschen Sprachraum drang er wohl erst nach dem Zweiten Weltkrieg ein. 1983 bewarb die Deutsche Bundesbahn ihr Sonderprogramm „Rosarote Wochen“ mit rosa Elefanten.
Auch in der Filmgeschichte hat er seine Spuren hinterlassen. Berühmt ist die Szene Pink Elephants on Parade aus dem Disney-Zeichentrickfilm Dumbo (1941). Auch dem Trinker Barney Gumble aus der Zeichentrickserie Die Simpsons erschien in der Folge D'oh-in' in the Wind im alkoholisierten Zustand dieses Tier.
In seinen parodistischen Fantasy-Romanen über die Scheibenwelt ersetzt Terry Pratchett den rosa Elefanten üblicherweise durch einen mehrmals auftretenden malvenfarbenen Elefanten.
Pink Elephant war auch der Name eines niederländischen Musiklabels der 1960er und 1970er Jahre, bei dem unter anderem die Band Shocking Blue unter Vertrag war.
Es existiert eine Zigarettensorte mit Namen Pink Elephant, die mit Vanille aromatisiert ist und in pinkfarbenes Papier eingewickelt wird.
In den USA ist pink elephant auch eine spöttische Bezeichnung für Mitglieder der Log Cabin Republicans, der Organisation schwuler, lesbischer und bisexueller Anhänger der Republikanischen Partei. Der Elefant ist das Wappentier der Partei, während die Farbe Rosa häufig mit Homosexualität in Verbindung gebracht wird.
Ablenkmanöver
In der DDR wurde der Begriff „rosa Elefant“ (auch „grüner Elefant“) von Musikern oder Kabarettisten verwendet. Es bezeichnete ein Vorgehen gegen die staatliche Zensur. Jede Aufführung musste vorher abgenommen werden. Aussagen, die politisch unerwünscht waren, wurden gestrichen. Um nun doch möglichst viele Seitenhiebe durchzubekommen, wurden extreme Anspielungen in die Rohfassung eingebaut. Diese wurden dann erwartungsgemäß von den Zensurstellen bei der Vorführung gestrichen. Gleich nach diesen extremen Dingen wurden dann die eigentlich beabsichtigten Anspielungen mit eingebaut, die direkt nach den großen Anspielungen der Zensurbehörde entgingen. Sozusagen: Eine kleine Maus sieht man nicht gleich nach einem rosa Elefanten.[1][2]
Siehe auch
Weblinks
- eine kognitionspsychologische Deutung des Phänomens (Memento vom 4. Mai 2006 im Internet Archive)
- eine Kulturgeschichte des Suffs inkl. Elefanten (Memento vom 14. Juni 2007 im Internet Archive) (auf Englisch)
Einzelnachweise
- Humor im totalitären Regime. (Memento des Originals vom 4. Oktober 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf: carpeberlin.com. 5. September 2008.
- Kerstin Decker: Silly: Ein Monat, eine Mauer, eine Musik. In: Der Tagesspiegel. 29. März 2009.