Rodrigo González
Rodrigo „Rod“ Andrés González Espíndola (* 19. Mai 1968 in Valparaíso, Chile) ist ein deutscher Musiker, Bassist, Gitarrist, Komponist und Sänger der Rockband Die Ärzte. Zudem ist er Produzent und spielt Gitarre für Abwärts.
Biografie
Jugend
González’ Eltern wurden während der Diktatur Pinochets in Chile politisch verfolgt, weshalb sie nach ihrer Flucht in Hamburg Asyl beantragten und 1974 erhielten. Das Abitur absolvierte González auf dem Gymnasium Heidberg in Hamburg. Er hat eine ältere Schwester namens Claudia, die ebenfalls als Musikerin[1] (Universal González) und Kostümdesignerin[2] tätig ist.
In seiner Jugend war González Mitglied der Bands „Massaker“ und „Die Erben“ sowie einer Big-Band. Von 1986 bis 1988 spielte er dann Banjo bei der Hamburger Punkband Die Goldenen Zitronen, 1988 bis 1989 war er Gitarrist bei den Rainbirds und Ende 1988 Schlagzeuger bei Stephan Remmler.[3]
Karriere bei Depp Jones und Die Ärzte
González, Mitglied des Fanclubs KISS Army, freundete sich mit dem Ärzte-Schlagzeuger Bela B an, als sie zusammen betrunken in einer Bar einen Kiss-Song sangen. Bela B schätzte schnell das musikalische Talent von González. Gemeinsam spielten sie nach der vorübergehenden Auflösung der „Ärzte“ 1988 in der Band S.U.M.P., aus der später Depp Jones hervorging. Da der Erfolg ausblieb, löste sich Depp Jones 1992 auf.
Als sich Die Ärzte 1993 wiedervereinigten, wurde González neues Bandmitglied. Anders als bei Depp Jones ist er bei den „Ärzten“ nicht Gitarrist, sondern Bassist. Während der letzte „Ärzte“-Bassist vor der Auflösung, Hagen Liebing, nur angestelltes Bandmitglied war, ist González seit seinem Einstieg vollwertiges Mitglied. Aus seiner Feder stammen unter anderem die „Ärzte“-Singles ½ Lovesong, Dinge von denen, Breit und Sohn der Leere, wobei die Texte in Zusammenarbeit mit Bela B und Donna Blitz entstanden.
Neben Bass und Gitarre hat sich González als Autodidakt auch Schlagzeug, Keyboard und Klavier beigebracht. Seine Bandkollegen bei den Ärzten bezeichnen ihn deshalb gerne als „überqualifiziert“. Beim MTV-Unplugged-Konzert Rock ’n’ Roll Realschule, das 2002 im Albert-Schweitzer-Gymnasium in Hamburg stattfand, war González musikalischer Leiter und Arrangeur der meisten gespielten Stücke; darüber hinaus spielte er bei diesem Konzert unter anderem Sitar.
Sonstige Musikprojekte
González arbeitet als Produzent für diverse Bands und andere Künstler, etwa Lucilectric und Panda. Er ist Miteigentümer von Rodrec, einer Plattenfirma, die unter anderem die beiden Alben von Depp Jones wiederveröffentlicht hat und bei der Künstler wie Rantanplan, Bronx Boys, Poolstar, Church Of Confidence und Abwärts unter Vertrag stehen. Er gilt als Entdecker der Berliner Band Knorkator. Bei Abwärts spielt Rod außerdem seit 2004 Gitarre.
Bei dem Live-Konzert Fußballfans gegen Rechts am 30. Januar 1993 im Düsseldorfer Zakk sprang er als Ersatz bei der Punkband Slime ein.
Er coverte 2001 das Kiss-Lied I'll Fight Hell to Hold You, wobei er es in eine Disco-Nummer umwandelte und im Stil der Bee Gees sang.
2005 nahm González zusammen mit Bela B (als „2 Fickende Hunde“) das Lied Meister Aller Frauenärzte der „Kassierer“ für deren CD Kunst zum 20-jährigen Bestehen der Wattenscheider Punk-Band auf. 2010 spielte er für einen Remix des Liedes Polizisten von Extrabreit Gitarre und Bass und fertigte den Remix selbst an, der auf der Maxisingle Polizisten von Marc Feind als Berlin Remix enthalten ist.[4] Gonzalez nutzte für die Arbeit das Pseudonym General Mac Arthur.[4]
Seit 2011 ist González Mitglied der Band ¡Más Shake! (weitere Mitglieder: Michell F. (Gesang/Bass), Katy M. (Gesang/Orgel/Gitarre), Thomas F. (Schlagzeug)), die südamerikanische Beat-Kompositionen der 1960er Jahre zum Besten gibt. Im August 2016 erschien in ausgewählten Programmkinos ein 93-minütiger Dokumentarfilm mit dem Titel El Viaje (Regie: Nahuel Lopez, in Koproduktion von Mindjazz Pictures und 3sat), in dem Rodrigo González die chilenische Musikszene ergründet und die Spuren seiner südamerikanischen Herkunft zurückverfolgt. Der Film wurde von der Kritik äußerst positiv aufgenommen.[5][6]
Trivia
2017 hatte González einen Cameo-Auftritt im Musikvideo Wannsee der Band Die Toten Hosen. Mit den Worten: „Ruhe hier! Scheiß Mucke.“ unterbricht er den Song.
Am 3. September 2018 trat Rod gemeinsam mit den Toten Hosen bei einem Rockkonzert gegen Rechts unter dem Motto „Wir sind mehr“ auf und spielte mit ihnen vor ca. 65.000 Menschen den Ärzte-Song Schrei nach Liebe.
Diskografie
Mit Die Ärzte
(ab 1993)
Mit Abwärts
(ab 2004)
Mit Die Goldenen Zitronen
(1986 – 1988)
Mit ¡Más Shake!
- Break It All (2011, EP)
- What a Love (2012, EP)
- Demolición (2013, EP)
- En tu Corazón (2015, EP)
Als Produzent
- Megakerls – Operation Schönsein (2003)
- Chico Trujillo Y La Senora Imaginacion – Live in Berlin (2004, Editing, Abmischung, Mastering)
- Panda – Tretmine (Jeder ist für sich selbst verantwortlich) (2007, auch Komposition)
- Sonora de Llegar – Sonora de Llegar (2008, Abmischung)
- Poolstar – 4 (2009, auch Hintergrundgesang)
- Soundtrack zu Der Einsturz – die Wahrheit ist tödlich (2009, auch Komposition)
- Urgent Fury – Hasta Fuego! (2017, auch Abmischung)
Weblinks
Einzelnachweise
- als Musikerin 1983
- Claudia Gonzalez als Kostümdesignerin, , abgerufen am 2. Juli 2013
- Keine Angst, hat der Papa mir gesagt (Memento vom 18. Juni 2012 im Internet Archive) www.stephan-remmler.de, online
- Informationen zur Maxisingle bei discogs.com, abgerufen am 23. Februar 2020
- So schrieb etwa Rainer Gansera in der 'Süddeutschen Zeitung': „'El Viaje' bietet weit mehr als ein musikalisches Panorama. Die Neugier, mit der Rod seine Erkundungen vorantreibt, entfalten ein Kaleidoskop, in dem Milieus und Schicksale, die Geschichte und die aktuelle Stimmungslage des Landes spürbar werden. Manchmal blitzt das in zufällig eingefangenen Straßenszenen auf, dann wieder vertiefen sich die Eindrücke bei Gesprächen und Erinnerungen - alles eingebettet in einen locker fließenden Rhythmus, der Reportage und Reflexion, Poesie und Musik-Sessions verbindet.“ Die Szene Hamburg nannte den Film „Ein Juwel voll berührender Musik“. Und auch der Deutschlandfunk meint, dass sich die Reise, die Rodrigo Gonzalez mit El Viaje angetreten ist, gelohnt hat: „Ärzte-Fans, die die Band allein für die Musik lieben, werden mit dem Film wahrscheinlich wenig anfangen können. Fans, die die Band aber für ihre Toleranz, ihr Engagement und ihre Weltoffenheit mögen, werden ganz sicher spannende 90 Minuten erleben.“
- Rodrigo González und sein Dokumentarfilm „El Viaje“ über die chilenische Musikszene auf www.visions.de, 12. August 2016