Rochuskirche (Düsseldorf)
Die katholische Kirche St. Rochus befindet sich am Rochusmarkt 5 im Düsseldorfer Stadtteil Pempelfort. Sie stellt die Nachfolgerin der Ende des 19. Jahrhunderts abgerissenen Rochuskapelle dar. Die gleichnamige Pfarrei wurde 1890/1891 gegründet und am 1. Januar 2013 aufgelöst, indem sie sich ihrer historischen „Mutterpfarre“ Hl. Dreifaltigkeit anschloss.
Ursprungsbau
Die neuromanische Rochuskirche wurde in den Jahren von 1894 bis 1897 nach Plänen des Architekten Josef Kleesattel errichtet. Sie wurde 1897 geweiht und von der Gemeinde bezogen. Sie stand in der Folge von St. Aposteln in Köln, zeigte mehrere Türme und dreigeschossige Apsiden an Lang- und Querhaus.
Sie war eine dreischiffige Pfeiler-Säulenbasilika mit halbkreisförmig geschlossenem Chor, der mit einem Umgang geziert war. Die dreischiffigen Kreuzflügel hatten auch halbkreisförmige Abschlüsse. Über der Vierung erhob sich ein massiver, achteckiger Turm mit 47 Metern Höhe. Das Mittelschiff war reich durch Triforienumgänge und Fensterarkaden gegliedert. Dem Mittelschiff war der noch heute bestehende Hauptturm vorgestellt. Bemerkenswert an dem Turm waren das Portal und die Eingangshalle. Auf beiden Seiten des Hauptchors waren Osttürmchen angeschlossen. Die Orgelbühne erstreckte sich über dem oberen Turmgeschoss und dem ganzen ersten Mittelschiffsjoch. Sakristei und Nebenräume waren in den einspringenden Ecken zwischen Chor und Kreuzschiff. Die Außenflächen hatten eine Tuffsteinverblendung, die übrige Architektur bestand aus Sandstein. Die Arkadensäulen des Mittelschiffs bestanden aus belgischem Granit. Die Baukosten betrugen 800.000 Mark. Die Kirche hatte für 3400 Personen Platz.
Der Glasmaler Alexander Linnemann schuf Ende des 19. Jahrhunderts 13 Glasfenster für die Kirche. Skizzen und alte Fotos befinden sich im Linnemann-Archiv.[1]
- Ursprungsbau der Rochuskirche
- Aufnahme um 1900
- Grundriss
- Innenansicht zum Seitenschiff
- Innenansicht zur Empore
- Längenschnitt durch das Querschiff
- Querschnitt durch das Langschiff
Heutige Kirche
Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg blieb die Kirche zunächst als Ruine stehen. 1950 entschied die Gemeinde, die Ruine nicht wiederaufzubauen, auch wenn dies noch möglich gewesen wäre. 1953 wurde die Ruine mit Ausnahme des Glockenturmes gesprengt. Der alte Kirchturm blieb mit verkürztem Turmhelm und entferntem Hauptportal als Mahnmal stehen.
Die neue Kirche wurde vom Gemeindepfarrer (1947–1971) Peter-Heinrich Dohr entworfen und in der Statik berechnet, der Architekt Paul Schneider-Esleben übernahm die Ausführung.[2] Der Bau wurde im August 1954 fertiggestellt. Der Kirchenraum wurde durch einen modernen, eiförmigen Kuppelbau rund um den ehemaligen Hochaltar ersetzt.[3] Der Bau hat eine Fassade aus rautenförmigen Ziegeln und wird von einem durchlaufenden Wellenband belebt. Fassade und Dachaufbau sind durch ein schmales umlaufendes Lichtband getrennt. Über einem Dreipassgrundriss fügen sich die Paraboloidschalen in einer Stahlskelettkonstruktion zu einem zentralen Kuppelbau zusammen. Die Kuppel besteht aus drei Beton-Knickschalen, die 7 cm dick sind und sich gegeneinander stützen. Sie lasten am Knickpunkt auf zwölf dünnen Säulen. Die Abdeckung der Kuppel besteht aus Kupferblech, deren hellgrüne Patina bis zu einer Generalrenovierung in den 1990er Jahren das äußere Erscheinungsbild dominierte, die damals erneuerten Abdeckplatten sind oberflächenbehandelt, seither deckt die Kirche eine schwere kupferfarbene Haube. Der Raum zwischen Kirche und altem Turm dient nun als Vorplatz, einige Stilelemente markieren den Verlauf des ehemaligen Langhauses.
Ursprünglich sollte Schneider-Esleben auch die Innenausstattung des Neubaus übernehmen, Pfarrer Peter Dohr konnte jedoch den Bildhauer Ewald Mataré dafür gewinnen. Ab 1955 stattete Mataré, unterstützt von seinen Studenten, St. Rochus mit Grundstein, Taufbecken, Kanzel, Altar, Sedilien und mehreren sakralen Gegenständen aus.[4]
Seit 1988 steht die Rochuskirche unter Denkmalschutz. 1991 wurde sie von Kardinal Joachim Meisner geweiht.
Am Turm ist ein von Bert Gerresheim 1982 zum Deutschen Katholikentag erschaffenes Kruzifix (ohne Kreuz) angebracht. Es ist dem in Auschwitz ermordeten Franziskanerpater Maximilian Kolbe gewidmet.
Für Friedhelm Mennekes ist die Kirche der „radikalste Kirchenbau nach dem Zweiten Weltkrieg“.[5]
Orgel
Die Orgel wurde 1982 von dem Orgelbauer Walcker erbaut. Das Kegelladen-Instrument hat 23 Register auf zwei Manualen und Pedal. Die Spiel- und Registertrakturen sind elektrisch.[6]
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- Koppeln: II/I, I/P, II/P
Glocken
Im Jahr 1924 goss die renommierte Glockengießerei Otto aus Hemelingen/Bremen für die St.-Rochus-Kirche ein fünfstimmiges Bronzegeläute mit einem Gesamtgewicht von 14.247 kg. Die Schlagtonreihe lautete: gis0 – h0 – cis' – dis' – e'. Das Geläute wurde im Zweiten Weltkrieg beschlagnahmt und eingeschmolzen. Nach Glockenlieferungen der Fa. Otto in den Jahren 1955 und 1965 verfügt die Rochuskirche wieder über ein fünfstimmiges Bronzeglockengeläute mit der Schlagtonreihe: es' – ges' – as' – b' – ces''. Die Glocken haben folgende Durchmesser: 1314 mm, 1150 mm, 1018 mm, 913 mm, 861mm und wiegen: 1350 kg, 975 kg, 675 kg, 500 kg, 410 kg.[7][8]
Literatur
- Architekten- und Ingenieur-Verein zu Düsseldorf (Hrsg.): Düsseldorf und seine Bauten. L. Schwann, Düsseldorf 1904, S. 104–106.
- Paul Ernst Wentz: Architekturführer Düsseldorf. Ein Führer zu 95 ausgewählten Bauten. Droste, Düsseldorf 1975, ISBN 3-7700-0408-6, Objektnr. 15.
- Roland Kanz, Jürgen Wiener (Hrsg.): Architekturführer Düsseldorf. Dietrich Reimer, Berlin 2001, ISBN 3-496-01232-3, S. 46, Objektnr. 61 [Katholische Rochuskirche, Rochusmarkt 5, 1894/98, 1953/55, Josef Kleesattel, Paul Schneider-Esleben].
- Siegfried Gohr, Vanessa Sondermann: Ewald Mataré in Düsseldorf und Umgebung. Herausgegeben von der Akademie-Galerie – die neue Sammlung. Droste, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-7700-1355-5, S. 134–157.
- Manfred Becker-Huberti (Hrsg.): Düsseldorfer Kirchen. Die katholischen Kirchen im Stadtdekanat Düsseldorf. J.P. Bachem Verlag, Köln 2009, ISBN 978-3-7616-2219-3, S. 120–121.
Einzelnachweise
- Werksverzeichnis der Glasmalereiwerkstatt Linnemann 1902, 1904 und 1906.
- der monat, Oktober 2012, S. 21. Hrsg. Kath. Kirchengemeindeverband Derendorf-Pempelfort (SBKZ 094), Oktober 2012.
- Werner Roemer: Sankt Rochus. In: Katholische Kirche Derendorf Pempelfort. Abgerufen am 23. September 2021.
- V. Sondermann 2009, S. 136
- http://www.wz-newsline.de/lokales/duesseldorf/die-rettung-des-eierkopfes-nach-zwei-flaschen-rose-wein-1.2003730
- Nähere Informationen zur Orgel (Memento des Originals vom 24. Dezember 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Gerhard Reinhold: Otto-Glocken. Familien- und Firmengeschichte der Glockengießer Otto. Selbstverlag, Essen 2019, ISBN 978-3-00-063109-2, S. 588, hier insbes. 303, 304, 305, 553.
- Gerhard Reinhold: Kirchenglocken – christliches Weltkulturerbe, dargestellt am Beispiel der Glockengießer Otto, Hemelingen/Bremen. Nijmegen/NL 2019, S. 556, hier insbes. S 271, 272, 273, 514, urn:nbn:nl:ui:22-2066/204770 (Dissertation an der Radboud Universiteit Nijmegen).
Weblinks
- Rochuskirche Düsseldorf. In: Structurae
- Die Webseite für die Katholische Kirchengemeinde St. Rochus Düsseldorf
- Stadt Düsseldorf Stadtgeschichte
- Eintrag in der Denkmalliste der Landeshauptstadt Düsseldorf beim Institut für Denkmalschutz und Denkmalpflege