Rochlitzer Berg
Der Rochlitzer Berg, früher auch als Rochlitzer Collm[1] bezeichnet, liegt bei Rochlitz an der Zwickauer Mulde in Sachsen. Er ist 348,9 m ü. NHN[2][3], nach anderen Angaben 348 m ü. HN[4] bzw. 353 m ü. NN[5] hoch und vulkanischen Ursprungs.
Rochlitzer Berg | ||
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Blick von Schloss Rochlitz zum Rochlitzer Berg | ||
Höhe | 353 m | |
Lage | Freistaat Sachsen | |
Gebirge | Mittelsächsisches Hügelland | |
Koordinaten | 51° 1′ 36″ N, 12° 46′ 14″ O | |
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Gestein | Rhyolith-Tuff | |
Besonderheiten | Friedrich-August-Turm |
Geologie
In späteren Explosivausbrüchen eines Vulkans entstand aus den Ascheablagerungen der warmrote Rochlitzer Porphyr. Die Bezeichnung „Porphyr“ ist historisch überliefert, allgemein gängig, aber petrographisch unzutreffend. Die Farbe des Gesteins ist rötlich bis rotviolett, gelegentlich rotbraun bis beige. Seine Struktur wirkt körnig und ist von unzähligen porenartigen Hohlräumen (Makroporen) gekennzeichnet. Es handelt sich um ein Tuffgestein mit rhyolitischen Gesteinsfragmenten.[6]
Dieses Tuffgestein ist schon seit fast tausend Jahren in der gesamten Region oft verwendet worden, u. a. durch Baumeister wie Arnold von Westfalen oder Hieronymus Lotter; dieser ließ damit das Leipziger Alte Rathaus und die Augustusburg errichten. In jüngster Vergangenheit wurde es bei der Verblendung der Stadthalle Chemnitz und des Bauernkriegspanoramas bei Bad Frankenhausen verwendet.
Nachdem vorher bis zu zehn Einzelbetriebe tätig waren, sind seit 1879 die „Vereinigten Porphyrbrüche auf dem Rochlitzer Berge“ für einen wirtschaftlichen Abbau des Gesteins zuständig, seit 1991 im letzten Steinbruch auch mit Sprengungen. Aus Gründen des Natur- und Landschaftsschutzes ist die Abbaumenge begrenzt.
Der Porphyrtuff des Rochlitzer Berges wurde im Mai 2006 von der Akademie der Geowissenschaften zu Hannover als eines der 77 bedeutendsten Nationalen Geotope Deutschlands prädikatisiert. Im Jahr 2012 erreichte der „Rochlitzer Porphyr“ den 4. Platz bei einer von der Heinz-Sielmann-Stiftung initiierten Abstimmung zum schönsten Naturwunder Deutschlands.[7]
Touristische Erschließung
Von einem Aussichtspunkt an der Südseite kann man weit über das Land bis nach Chemnitz und bei gutem Wetter auch bis zum Fichtelberg schauen.
Auf und um den Rochlitzer Berg wurde ein Porphyrlehrpfad eingerichtet, welcher die Geschichte des Steinabbaues demonstriert und dokumentiert.[8] Der Weg wurde als Rundweg angelegt und bietet auch Einblicke in die ehemaligen, bis zu fünfzig Meter tiefen Steinbrüche. Auch ein Abstecher (ca. 3 km) zum Schloss Rochlitz lohnt sich.
Der im Jahre 1815 vom Steinbruchbesitzer Seidel und weiteren Sponsoren errichtete Gedenkstein „Königshöhe“ erinnert an die Rückkehr von König Friedrich August I. von Sachsen aus preußischer Gefangenschaft nach der Völkerschlacht.
Auf dem Berg befindet sich auch der 1860 errichtete „Friedrich-August-Turm“, von dem man eine sehr gute Aussicht hat. Der Entwurf des Turmes stammt von dem bekannten Freiberger Zeichenlehrer Eduard Heuchler und ist dem 1854 tödlich verunglückten sächsischen König Friedrich August II. gewidmet.[5] Als Station Nr. 17 Rochlitz war der Turm in den 1860er-Jahren eine Station 1. Ordnung der königlich-sächsischen Triangulation. Aus diesem Grund wurde auf der Aussichtsplattform eine Vermessungssäule errichtet, die bis in die Gegenwart erhalten ist. Neben dem Turm wurde 2002 die Gaststätte „Türmerhaus“ neu erbaut. Diese ist für Besucher über einen kurzen Aufstieg vom Parkplatz aus zu erreichen.
Veranstaltungen
Jährlich findet in einem der Steinbrüche die Veranstaltung „Performance zum Stein“ statt.[9] Darbietende sind die Mittelsächsische Philharmonie und andere Klangkörper mit klassischen Melodien und experimentellen Stücken.
Der VfA (Verein für Ausdauersport) Rochlitzer Berg e.V. organisiert jährlich den Neujahrsberglauf, sonntags zum Frühlingsanfang den Frühjahrsberglauf über 3,5 und 10,5 km sowie sonntags zum Herbstanfang den Rochlitzer Berglauf über 3,5, 10,5 und 21 km.[10]
Weblinks
- Rochlitzer Berg. Beschreibung des Geotops beim Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie
Literatur
- Clemens Pfau: Der Rochlitzer Berg. in: Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz, 10(1921)1/2, Dresden 1921, S. 1–9 (Digitalisat)
- William Clemens Pfau: Geschichte des Steinbetriebes auf dem Rochlitzer Berge. Mitteilungen des Vereins für Rochlitzer Geschichte Bd. 2, Verlag Bode, Rochlitz 1898 (Digitalisat)
- Rudolf Zimmermann: Der Einfluss der Gesteinsindustrie auf das Naturleben des Rochlitzer Berges. in: Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz, 10(1921)1/2, Dresden 1921, S. 9–20 (Digitalisat)
Einzelnachweise
- von sorbisch chołm - „Hügel, Kuppe“, vgl. auch den Collmberg bei Oschatz
- Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
- Geoportal Sachsenatlas
- TK 1207-43 (AV). (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 22. Februar 2016; abgerufen am 25. Mai 2012.
- Bergrestaurant Türmerhaus: Historie. Abgerufen am 26. Oktober 2015.
- Heiner Siedel: Sächsische „Porphyrtuffe“ aus dem Rotliegend als Baugesteine: Vorkommen und Abbau, Anwendung, Eigenschaften und Verwitterung. Institut für Steinkonservierung e.V., Bericht Nr. 22, S. 48 2006
- Heinz-Sielmann-Stiftung: Naturwunder 2012. 13. September 2012, abgerufen am 2. November 2012.
- Große Kreisstadt Rochlitz (Hrsg.): Auf den Spuren des Rochlitzer Porphyrs – Lehrpfad 2008 (Abgerufen am 26. Oktober 2015).
- Vereinigte Porphyrbrüche auf dem Rochlitzer Berge GmbH: Performance zum Stein. Abgerufen am 28. Oktober 2015.
- Sportverein VfA Rochlitzer Berg e. V.: Rochlitzer Berglauf. Abgerufen am 28. Oktober 2015.