Robert Herlth
Robert Paul Fritz Herlth (* 2. Mai 1893 in Wriezen, Brandenburg; † 6. Januar 1962 in München, Bayern) war einer der bedeutendsten deutschen Szenenbildner (Filmarchitekten) des 20. Jahrhunderts.
Leben
Robert Herlth absolvierte 1914 die Hochschule für Bildende Künste in Berlin im Fach Malerei. Danach wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. 1916 bis 1918 war er als Bühnenbildner am Heerestheater in Vilnius tätig. Nach dem Krieg setzte er diese Arbeit ab 1920 beim Film fort. Hermann Warm holte ihn zur Decla-Bioscop. Gemeinsam mit Walter Röhrig entwarf Herlth Kostüme und Dekorationen. Mit Warm schuf er die Ausstattung für Fritz Langs Der müde Tod (1921).
Herlth und Röhrig wurden von der Ufa engagiert und verbanden in ihren Raumgestaltungen expressionistische Elemente mit den Einrichtungen des Kammerspielfilms. Besondere Kreativität entfalten Herlth und Röhrig für die Filme Friedrich Wilhelm Murnaus, der selbst aktiv am Entwurfsprozess mit teilhat.
Die enge Zusammenarbeit mit Röhrig dauerte bis 1936. Gustav Ucicky ist der Regisseur, mit dem sie dabei am häufigsten zusammenarbeiten, auch auf die Kameramänner Carl Hoffmann und Fritz Arno Wagner trafen sie mehrfach. Zu ihren Schülern damals gehörte u. a. Anton Weber. Die einzige Regiearbeit Herlths entstand 1936; in Ko-Regie mit Röhrig drehte er den Märchenfilm Hans im Glück, in dem Rudolf Biebrach in einer seiner letzten Rollen zu sehen ist. 1937 ging Robert Herlth zu Tobis, ab 1939 ist er Ausstatter von Unterhaltungsfilmen der Terra Film.
Nach Kriegsende arbeitete Herlth als Bühnenbilder an mehreren Berliner Theatern. Seine erste Filmarbeit der Nachkriegszeit entstand in München für Zwischen gestern und morgen (1947). Für die Thomas-Mann-Verfilmung Buddenbrooks (1959) erhielt Robert Herlth den Bundesfilmpreis. Nach 1961 war er ausschließlich für das Fernsehen tätig. Sein Bruder Kurt Herlth, mit dem er mehrfach zusammenarbeitete, war ebenfalls Szenenbildner.
Robert Herlth wurde auf dem Waldfriedhof Grünwald bei München beigesetzt.
Filmografie
- 1921: Das Geheimnis von Bombay
- 1921: Die Toteninsel
- 1921: Der müde Tod
- 1921: Irrende Seelen
- 1922: Luise Millerin
- 1923: Der Schatz
- 1924: Der letzte Mann
- 1925: Zur Chronik von Grieshuus
- 1926: Tartüff
- 1926: Faust
- 1928: Vier Teufel
- 1928: Looping the Loop
- 1929: Manolescu
- 1930: Hokuspokus
- 1930: Das Flötenkonzert von Sans-souci
- 1930: Rosenmontag
- 1931: Im Geheimdienst
- 1931: Der kleine Seitensprung
- 1931: Der Kongreß tanzt
- 1931: Yorck
- 1932: Mensch ohne Namen
- 1933: Morgenrot
- 1933: Saison in Kairo
- 1933: Flüchtlinge
- 1933: Walzerkrieg
- 1934: Der ewige Traum
- 1934: Prinzessin Turandot
- 1935: Barcarole
- 1935: Das Mädchen Johanna
- 1935: Amphitryon – Aus den Wolken kommt das Glück
- 1936: Hans im Glück (auch Regie und Drehbuch)
- 1936: Savoy-Hotel 217
- 1937: Der Herrscher
- 1937: Der zerbrochene Krug
- 1938: Du und ich
- 1938: Der Spieler
- 1940: Kleider machen Leute
- 1941: Die schwedische Nachtigall
- 1942: Andreas Schlüter
- 1944: Melusine
- 1945: Der Fall Molander
- 1947: Zwischen gestern und morgen
- 1947: Film ohne Titel
- 1949: Verspieltes Leben
- 1950: Das doppelte Lottchen
- 1951: Dr. Holl
- 1951: Das weiße Abenteuer
- 1952: Alraune
- 1952: Herz der Welt
- 1952: Die Försterchristel
- 1952: Der große Zapfenstreich
- 1952: Hinter Klostermauern
- 1953: Das Dorf unterm Himmel
- 1953: Musik bei Nacht
- 1953: Die geschiedene Frau
- 1953: Der Kaplan von San Lorenzo
- 1954: Hochzeitsglocken
- 1954: Das fliegende Klassenzimmer
- 1954: Sauerbruch – Das war mein Leben
- 1954: Der letzte Sommer
- 1955: Frauen um Richard Wagner
- 1955: Geliebte Feindin
- 1955: Solang’ es hübsche Mädchen gibt
- 1955: Der letzte Mann
- 1956: Regine
- 1957: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull
- 1959: Das schöne Abenteuer
- 1959: Buddenbrooks
- 1959: Ein Tag, der nie zu Ende geht
- 1960: Eine Frau fürs ganze Leben
- 1960: Auf Engel schießt man nicht
- 1960: Gustav Adolfs Page
Literatur
- Robert Herlth. Filmarchitektur und Filmbild. In: Gebrauchsgraphik, Jg. 12 (1935), Heft 4, S. 12–17 (Digitalisat).
- Hans-Michael Bock: Robert Herlth – Filmarchitekt. In: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lieferung 1, 1984.
- Ron Schlesinger: Kühe, Käfer, hohe Tiere. Robert Herlths und Walter Röhrigs HANS IM GLÜCK (1936) zwischen experimentellem Märchenfilm und propagandistischem "Großlustspiel". In: Filmblatt, 16. Jg., Nr. 46/47, Winter 2011/12, ISSN 1433-2051, S. 85–94.
- Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 3: F – H. Barry Fitzgerald – Ernst Hofbauer. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 644.
- Zu Robert Herlth erschien außerdem 1965 das Buch Filmarchitektur Robert Herlth vom Deutschen Institut für Film und Fernsehen, München (dem Vorläufer der HFF München).