Richard Horn (Bildhauer)
Richard Horn (* 21. Januar 1898 in Berlin; † 6. Oktober 1989 in Halle (Saale)) war ein deutscher Bildhauer.
Leben
Von 1913 bis 1915 machte er eine Ausbildung zum Bildhauer im Atelier seines Vaters Paul Horn (1876–1959). In den Jahren 1915 bis 1916 studierte er an der bekannten Holzschnitzschule Bad Warmbrunn in Niederschlesien. Anschließend besuchte er 1916 die Bildhauerklasse an der Handwerkerschule Halle (spätere Kunstgewerbeschule Halle). In den letzten beiden Kriegsjahren des Ersten Weltkriegs leistete er seinen Kriegsdienst. Ab 1919 freischaffend in Halle und im selben Jahr Mitbegründer der Hallischen Künstlergruppe. Ab 1920 Mitwirkung in der Proletarischen Kulturvereinigung Halle-Kröllwitz. Horn schuf Holzschnitte unter dem Pseudonym Richard Borgk und Texte unter dem Pseudonym Paul Reinhold.[1]
In den Jahren 1923 bis 1925 schuf er in Halle politische Grafiken, Denkmale und Keramiken. In dieser Zeit heiratete er 1924 Anneliese Hörniß aus Halle. Von 1926 bis 1933 war er Vorsitzender der Bezirksgruppe Halle-Merseburg des Reichsverbands bildender Künstler Deutschlands. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde er wegen „demokratischer Gesinnung“ verfolgt. Während der Gesamtzeit des Zweiten Weltkriegs leistete er wieder Kriegsdienst.
Nach dem Krieg übernahm er ab 1945 gemeinsam mit Karl Völker die Neuorganisation der bildenden Künstler in Sachsen-Anhalt im Verband Bildender Künstler der DDR (VBK). Schon 1946 war Horn auf der Kunstausstellung der Provinz Sachsen in Halle mit zwei Arbeiten vertreten, darunter „Christus und die Sünderin“ (Keramik).[2]
Seit 1952 beschäftigte er sich mit der Restaurierung von Bauplastiken in Berlin. Von 1952 bis 1968 leitete Richard Horn die Restaurierung der vom Krieg zerstörten Barock-Skulpturen am Museum für Deutsche Geschichte.[3] Etliche Werke im öffentlichen Raum, besonders in Halle, seinem Lebensmittelpunkt, (unter anderem Denkmale für Wilhelm Roux, August Bebel und Johann Wolfgang von Goethe, Bauplastiken und mehrere Gedenkanlagen), zeugen heute von Horns erfolgreichem und anerkanntem Wirken.
Seine große Uhr an der Pestalozzischule in Halle (Saale) gilt als erste in Deutschland, die den Tagesablauf der Schüler in Form der Tätigkeiten zur jeweiligen Stunde als Plastiken darstellt.[4] Sein OdF-Denkmal (Opfer des Faschismus) in Wansleben war eines der ersten nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland. Der Waldtierbrunnen in Halle (Saale) zeigt die Tiere des angrenzenden Waldstücks Dölauer Heide. Zum Mahnmal für den Frieden wurde sein Denkmal zur Gründung der DDR in Haldensleben umgedeutet. Seine Figurengruppe Der Weg in den Tod in Schönebeck (Elbe) zählt aufgrund ihrer Monumentalität mittlerweile zu den Sehenswürdigkeiten der Elbestadt.
Seine Grabstätte befindet sich im Kolumbarium des Gertraudenfriedhofs in Halle.
Werke
Zu seinen Werken gehören u. a.:
- Lutherstadt Eisleben
- Tor der Mahnung für die Opfer des Ersten Weltkriegs, erbaut 1929–1932
- Haldensleben
- Mahnmal für den Frieden auf dem Markt, 1950
- Halle (Saale)
- Totentanzreliefs (mit Paul Horn) an den Säulen vor der Kapelle des Gertraudenfriedhofs, um 1914
- keramische Bauplastik (mehrere Dutzend Tierplastiken & Reliefe aus Keramik) der Anton-Russy-Straße & Robert-Mühlpforte-Straße, 1921
- Expressionistische Pietà des Ehrenmals für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges in der Kirche St. Franziskus und St. Elisabeth, 1922
- Waldtierbrunnen auf dem Hubertusplatz, 1932
- Gedenkfeld für die Opfer des Faschismus auf dem Gertraudenfriedhof, Obelisk und Einzelsteine von 1948/1949
- Stadtwappen am Ratshof (heute Rathaus), 1951
- Gedenktafel zu Ehren von Ernst Kromayer an der Bibliothek der Universitätshautklinik, um 1962
- Denkmal "Die endlose Straße" von 1980 im Kolumbarium des Gertraudenfriedhofs
- Löbejün
- Kriegerdenkmal für die Gefallenen von 1914–18, um 1924
- Schönebeck (Elbe)
- Der Weg in den Tod in der Nikolaistraße am Elbufer
- Mahnmal Die endlose Straße für die Opfer von Krieg und Gewalt im Kolumbarium auf demselben Friedhof, 25 Skulpturen von 1972/76
- Wansleben
- Denkmal für die Opfer des Faschismus in der Stedtener Straße, 1946
Weitere Kunstwerke von Horn im öffentlichen Raum finden sich in Eisleben, Roitzsch, Haldensleben, Hettstedt, Cottbus, Colpa-Zschornewitz, Korbetha. Zudem hat er die Kirchen in Trippigleben und Salzwedel (St. Georg) ausgemalt.
Auszeichnungen und Ehrungen
- 1977 Vaterländischer Verdienstorden in Gold
- 1982 Hans-Grundig-Medaille
In Halle gibt es heute die Richard-Horn-Straße.
Literatur
- Horn, Richard. In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin, 2010, S. 381
- Allmuth Schuttwolf: Hallesche Plastik im 20. Jahrhundert. (Dissertation), Halle (Saale) 1981.
- Denkmalverzeichnis. Sachsen-Anhalt, Band 4, Stadt Halle, Halle an der Saale 1996.
Weblinks
- Eisleben – Das Denkmal Tor der Mahnung im Stadtpark in der Lutherstadt Eisleben (mit Fotos)
- Kurze Geschichte des Bergbaudenkmals in Hettstedt (mit Foto)
- Werke Horns in Halle (Saale)
- Nachlass von Richard Horn in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
Einzelnachweise
- Sabine Meinel: Karl Völker. Leben und Werk. (Auszug aus der Dissertation), Halle (Saale) 2008 (PDF-Datei).
- https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/354333/28/0/
- Der Bildhauer Richard Horn wird heute 85 Jahre alt. In: Neues Deutschland, 21. Januar 1983, S. 4.
- Dieter Dolgner: Die Pestalozzischule. In: Dieter Dolgner (Hrsg.): Historische Schulgebäude der Stadt Halle/Saale.