Richard Eybner
Richard Eybner (* 17. März 1896 in St. Pölten; † 20. Juni 1986 in Wien) war ein österreichischer Schauspieler und Operettensänger (Bariton).
Leben
Eybner war Sohn des Postmeisters und 18. Bürgermeisters von St. Pölten Otto Eybner (1856–1917) und Leopoldine Eybner, geborene Pittner, Schwester von Franz Pittner.[1] Er besuchte die Handelsakademie in Wien und wurde anschließend zum Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg eingezogen. 1915 bis 1920 befand er sich in Kriegsgefangenschaft, danach war er Bankbeamter und Fremdenführer. Etwa in dieser Zeit trat er auch dem internationalen Männerbund „Schlaraffia“ bei. Nebenbei versuchte er sich als Schauspieler und gab 1926 sein Debüt an der Turnvereinsbühne Korneuburg. Ab 1927 wirkte er als Kabarettist, der an den Wiener Kabaretts Femina, Colosseum und Simpl auftrat. Schließlich gastierte er bei Veranstaltungen in ganz Österreich, dazu in Deutschland, der Schweiz und der Tschechoslowakei.
Eybner trat nach eigenen Angaben am 30. Mai 1933 der NSDAP bei, beantragte aber tatsächlich erst am 12. März 1940 die Aufnahme in die Partei und wurde am 1. April 1940 aufgenommen (Mitgliedsnummer 9.017.259)[2]. Er bediente sich nach dem „Anschluss“ stets seiner besten Beziehungen zu nationalsozialistischen Kreisen und trat auch bei parteipolitischen Veranstaltungen auf, wie etwa der Ausstellung „Unser Heer“ im Mai 1944. Dieser Aspekt in Eybners Biographie wurde nach dem Krieg nicht thematisiert, obwohl Eybner nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Mai 1945 bis 1946 vom Burgtheater suspendiert wurde.[3] Zudem stand Eybner 1944 in der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.[4]
1929 entschied sich Eybner endgültig für den Schauspielerberuf und absolvierte bis 1930 das Max-Reinhardt-Seminar. Anschließend war er unter Reinhardts Regie am Schönbrunner Schlosstheater in Shakespeares Was ihr wollt zu sehen. Von 1931 bis 1972 gehörte er dann zum Ensemble des Wiener Burgtheaters. 1931 gab er auch sein Filmdebüt. In meist kleineren Rollen spielte er in einer großen Zahl von Filmen mit, ob als Professor in Hallo Dienstmann, als Diener in Die Deutschmeister oder als Postmeister von Ischl in Sissi. Abgesehen von seiner Tätigkeit am Burgtheater gastierte Eybner unter anderem am Deutschen Theater in Berlin (1930), an der Wiener Staatsoper (ab 1934), an der Volksoper (ab 1947) und am Theater an der Wien (ab 1948), dazu an den Bregenzer Festspielen und den Salzburger Festspielen. Besonders erfolgreich war er ab 1948 als „Frosch“ in der Operette Die Fledermaus oder als „Enterich“ in Der Bettelstudent.
Der Kammerschauspieler und spätere Professor Richard Eybner erhielt 1966 die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Silber. Seit 1971 engagierte er sich gegen Atomkraft in Österreich, war Ehrenmitglied im Rotary Club Krems-Wachau und 1975 bis 1980 Präsident des Klubs der Katzenfreunde Österreichs KKÖ. 1986 veröffentlichte er seine Memoiren unter dem Titel Ich möcht so leben können wie ich leb.
Zu seinen Ehren gibt es im Wiener Gemeindebezirk Döbling einen Richard-Eybner-Park (Silbergasse/Billrothstraße). Auf dem Döblinger Friedhof in Wien befindet sich Eybners ehrenhalber gewidmetes Grab (Gruppe 33, Reihe 2, Nummer 31).
Richard Eybner war Teilnehmer der von Walther Soyka und seiner Familie organisierten „Ersten Sternfahrt“ gegen den Bau des Atomkraftwerks Zwentendorf bei Tulln an der Donau. Eybner gehört damit zu den Begründern des europäischen Widerstands gegen die friedliche Nutzung der Atomenergie. In der Oberneulander Freimaurer-Loge „Zum Aufgehenden Licht“ und im „Internationalen Freimaurer-Museum Oberneuland“, geleitet von Wieland A. Körner und Achim Dissing (Oberneuland ist ein gutbürgerlicher Stadtteil von Bremen), wird Richard Eybners Lebensleistung im Atom-Widerstand gedacht.
Filmografie
- 1931: Die große Liebe
- 1933: Wenn du jung bist, gehört dir die Welt
- 1934: Frühjahrsparade
- 1934: Kleine Mutti
- 1934: Peter
- 1935: Es flüstert die Liebe
- 1935: Tanzmusik
- 1936: Fräulein Lilli
- 1936: Hannerl und ihre Liebhaber
- 1936: Lumpacivagabundus
- 1936: Der Postillon von Lonjumeau
- 1936: Unsterbliche Melodien
- 1937: Premiere
- 1938: Ihr Leibhusar
- 1938: 13 Stühle
- 1938: Die unruhigen Mädchen
- 1939: Grenzfeuer
- 1939: Ich bin Sebastian Ott
- 1940: Der liebe Augustin
- 1941: Dreimal Hochzeit
- 1941: Wir bitten zum Tanz
- 1942: Wen die Götter lieben
- 1943: Die kluge Marianne
- 1943: Reisebekanntschaft
- 1943: Der weiße Traum
- 1945: Wie ein Dieb in der Nacht
- 1947: Liebe nach Noten
- 1948: Ein Mann gehört ins Haus
- 1948: The Mozart Story
- 1949: Eroica
- 1949: Höllische Liebe
- 1949: Märchen vom Glück
- 1950: Der Seelenbräu
- 1950: Kind der Donau
- 1951: Der Fünfminutenvater
- 1951: Zwei in einem Auto
- 1951: Wien tanzt
- 1951: Valentins Sündenfall
- 1952: Hallo Dienstmann
- 1952: Saison in Salzburg
- 1953: Franz Schubert – Ein Leben in zwei Sätzen
- 1953: Pünktchen und Anton
- 1953: Seesterne
- 1954: Schicksal am Lenkrad
- 1955: Die Deutschmeister
- 1955: Drei Männer im Schnee
- 1955: Sissi
- 1955: Die Wirtin zur Goldenen Krone
- 1956: ...und wer küßt mich? / Ein Herz und eine Seele
- 1956: Wilhelm Tell
- 1956: Lumpazivagabundus
- 1956: Sissi – Die junge Kaiserin
- 1957: Eva küßt nur Direktoren
- 1957: Einen Jux will er sich machen
- 1957: Scherben bringen Glück / Sieben Jahre Pech
- 1957: Der schönste Tag meines Lebens
- 1958: Die Halbzarte
- 1960: Das große Wunschkonzert
- 1960: Gustav Adolfs Page
- 1962: Forever My Love
- 1963: Kaiser Joseph und die Bahnwärterstochter
- 1963: Liliom
- 1965: An der Donau, wenn der Wein blüht
Auszeichnungen und Ehrungen
- Kammerschauspieler
- Professor
- Richard-Eybner-Park in Wien-Döbling
- 1966: Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien
- 1969: Jakob Prandtauer-Preis für Wissenschaft und Kunst der Stadt St. Pölten
- 1985: Großes Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich[5]
Literatur
- Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen • Georg Müller Verlag GmbH, München • Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S. 227.
- Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Zweiter Band C – F. John Paddy Carstairs – Peter Fitz, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 594 f.
Weblinks
- Richard Eybner bei Operissimo auf der Basis des Großen Sängerlexikons
- Richard Eybner in der Internet Movie Database (englisch)
- Biografie mit Foto
- Eintrag zu Richard Eybner im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
Einzelnachweise
- Kommerzialrat Franz Pittner. In: Neue Freie Presse, 21. September 1929, S. 19 (online bei ANNO).
- Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/8210454
- Straßennamen Wiens seit 1860 als „Politische Erinnerungsorte“ (PDF; 4,2 MB), S. 253, Forschungsprojektendbericht, Wien, Juli 2013
- Eybner, Richard. In: Theodor Kellenter: Die Gottbegnadeten : Hitlers Liste unersetzbarer Künstler. Kiel: Arndt, 2020 ISBN 978-3-88741-290-6, S. 289
- Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,6 MB)