Richard Evelyn Byrd
Richard Evelyn Byrd (* 25. Oktober 1888 in Winchester, Virginia; † 11. März 1957 in Boston) war ein US-amerikanischer Polarforscher und Konteradmiral.
Flug zum Nordpol
Byrd behauptete, am 9. Mai 1926 gemeinsam mit Floyd Bennett als erster mit dem Flugzeug, einer dreimotorigen Fokker, den Nordpol über den Luftweg erreicht zu haben, wobei er von Ny-Ålesund an der Kings Bai auf Spitzbergen startete. Er wäre damit seinem Landsmann Lincoln Ellsworth und dem norwegischen Polarforscher Roald Amundsen um drei Tage zuvorgekommen, die den Nordpol an Bord des Luftschiffs Norge unter Luftschiffkapitän Umberto Nobile ansteuerten. Bereits kurz nach ihrer Rückkehr wurde jedoch vor allem durch den Journalisten Odd Arneson bezweifelt, dass sie tatsächlich am Nordpol waren, die Zeit sei dafür zu knapp gewesen. Auch eine technische Untersuchung des Flugzeugs, durchgeführt durch Bernt Balchen, ließ Zweifel an der Richtigkeit der Behauptung aufkommen, da Byrd infolge eines Navigationsfehlers den Nordpol niemals erreicht haben konnte.
Floyd Bennett hat später sogar erklärt: „Byrd and I never got the North Pole“ (Wir haben den Nordpol nie erreicht). Sie hätten einige Zeit nach dem Start Ölverlust bei den Motoren bemerkt. Sie seien deshalb nach Spitzbergen zurückgeflogen. Nach einer Weile habe das Lecken aufgehört. Sie seien dann 14 Stunden in der Nähe von Spitzbergen hin- und her geflogen und erst dann nach Kings Bai zurückgekehrt, wo Amundsen noch mit den Vorbereitungen für seinen eigenen Flug beschäftigt war.[1]
1927 überquerte Byrd mit zwei weiteren Besatzungsmitgliedern im Nonstopflug den Atlantik von Amerika nach Europa in 48 Stunden, wobei er sein Ziel Paris nicht erreichte und mit seiner Fokker F.VII „America“ wegen schlechten Wetters bzw. Benzinknappheit am 1. Juli 1927 nahe der Küste der Normandie bei Bayeux im Wasser notlandete.[2]
Die Antarktis
Auf seiner 1. Antarktisexpedition (1928–1930) gelang ihm am 28./29. November 1929 mit einer auf dem Namen Floyd Bennett getauften Ford AT-5 Trimotor der erste Überflug und die Umrundung des Südpols, gemeinsam mit Bernt Balchen, Harold June und Ashley McKinley. Finanziert wurde die Reise unter anderen von John D. Rockefeller, Edsel Ford, der American Geographical Society, der National Geographic Society sowie der New York Times. Der Journalist Russell Owen der New York Times meldete als erster den Erfolg des Polfluges direkt aus der Antarktis.
Byrd leitete drei weitere Expeditionen (1933–1935, United States Antarctic Service Expedition (1939–1941), und Operation Highjump (1946–1947)) nach Antarktika, auf denen die Erforschung und Aufnahme fast der gesamten Küste und großer Inlandteile gelang. Byrd entdeckte dabei das – wie der Marie Byrd Seamount – nach seiner Ehefrau benannte Marie-Byrd-Land, die Thurston-Insel, die Ford Ranges und das Rockefeller-Plateau.
Seine letzte Expedition, die Operation Highjump (1946–1947), war die bis dahin größte in der Geschichte der Antarktis und zugleich ein Manöver der US Navy mit 4.000 Mann und 13 Kriegs- und Zivilschiffen, das der Erforschung und Kartographierung von Teilen der Antarktis zu militärischen Zwecken dienen sollte, jedoch vorzeitig unter Verlust mehrerer mitgeführter Flugzeuge abgebrochen wurde.
Unmittelbar vor seinem Tod leitete Byrd noch die Vorbereitungen der USA für das bevorstehende Internationale Geophysikalische Jahr. Byrd wurde auf dem Nationalfriedhof Arlington beigesetzt.[3]
Sonstiges
1930 wurde er zum Mitglied der American Philosophical Society gewählt.[4] Ein Mondkrater und ein Marskrater sind nach Richard E. Byrd benannt.[5] Das Byrd-Firnfeld in der Antarktis trägt ebenfalls seinen Namen. Auch zwei Schiffe der United States Navy wurden nach ihm benannt:
- die USS Richard E. Byrd (DDG-23), ein Lenkwaffenzerstörer der Charles-F.-Adams-Klasse, der mittlerweile außer Dienst gestellt worden ist
- ein Frachter, die USNS Richard E. Byrd (T-AKE-4).
Die erste Expedition wurde in einem Dokumentarfilm vorgestellt (Mit Byrd zum Südpol, 1930).
Im Jahre 1932 war Byrd Schirmherr der Olympischen Winterspiele von Lake Placid.
Byrd wurde am 19. März 1921 in der Freimaurerloge Federal Lodge No. 1 in Washington, D.C. in den Freimaurerbund aufgenommen. Auf seiner 2. Antarktisexpedition (1933–1935) gründete er mit 60 Teilnehmern, alle bereits Mitglieder des Freimaurerbundes, 1935 die Loge Antarctic No. 777.[6]
Der Aviator-Nunatak in der Antarktis wurde den an der Expedition beteiligten Flugzeugführern gewidmet.
Außerdem ist Byrd mit der Indianerin Pocahontas verwandt.
Literatur
- Eugene Rodgers: Beyond the Barrier: The Story of Byrd’s first Expedition to Antarctica. United States Naval Institute, Annapolis 1990, ISBN 0-87021-022-X.
- Gerhard Prause: Niemand hat Kolumbus ausgelacht – Populäre Irrtümer der Geschichte richtiggestellt. 2. Auflage. Düsseldorf 1998.
Werke von Byrd
- Allein! – Auf einsamer Wacht im Südeis. 3. Auflage. Leipzig 1940
- Aufbruch ins Eis, 1938
- Mit Flugzeug, Schlitten und Schlepper. 1. Auflage. Leipzig 1936
- To the Pole: The Diary and Notebook of Richard E. Byrd, 1925–1927. Edited by Raimund E. Goerler. 1998; The Ohio State University Press (englisch)
- Flieger über dem sechsten Erdteil. Ed. Erdmann, Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-86539-871-0.
Weblinks
- Literatur von und über Richard Evelyn Byrd im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Arlington National Cemetery Website (englisch)
- Flug ins Nichts. einestages; Bericht über Byrds Antarktisflüge
- Zeitungsartikel über Richard Evelyn Byrd in der Pressemappe 20. Jahrhundert der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft
Einzelnachweise
- War der erste Flug zum Nordpol ein Betrug? In: Die Zeit, Nr. 38/1971.
- Allerlei. Oberst Byrds Ozeanflug. In: Badener Zeitung, 6. Juli 1927, S. 5, links Mitte
- Nation mourns Admiral Byrd, Filmsequenz über die Beisetzung Byrds auf dem Nationalfriedhof in Arlington auf der Website der British Pathé; abgerufen am 13. März 2012.
- Member History: Richard E. Byrd. American Philosophical Society, abgerufen am 27. Mai 2018.
- MARS,BYRD (Memento vom 10. Mai 2010 im Internet Archive) Mars Gazetteer, nssdcftp.gsfc.nasa.gov; abgerufen 1. Mai 2010
- Jürgen Holtorf: Die Logen der Freimaurer. Nikol, Hamburg 2000, ISBN 3-930656-58-2, S. 141.