Rennrodel-Europameisterschaften 1914
Die 1. Rennrodel-Europameisterschaften wurden am 1. und 2. Februar 1914 am Jeschken in Reichenberg ausgetragen.
Mit 88 Teilnehmern bei den Männern und 33 Doppelsitzern waren die ersten Europameisterschaften im Rennrodeln ein sportlicher Erfolg und eines der größten Sportereignisse des Jahres in Europa. Daneben war es ein finanzieller Erfolg. Die Zahl der verkauften Zuschauerkarten wurde von der Sportkorrespondenz Graz an beiden Wettkampftagen mit 30.000 angegeben. Das Prager Tagblatt schätzte die Besucheranzahl am ersten Wettkampftag auf 60.000, die Neue Freie Presse berichtete von „zehntausenden“ Zusehern.
Im offiziellen Programm der Europameisterschaften wurden die Titel bei den Männern und bei den Doppelsitzern vergeben. Neben den Europameisterschaften wurden auch die Meisterschaften der Sudetenländer im Frauen- und Männer-Zweisitzer ausgetragen. Dort und außer Konkurrenz bei den Europameisterschaften fuhren auch bekannte Persönlichkeiten, so der Prinz und die Prinzessin von Schaumburg-Lippe, der Prinz Lobkowitz und der Fürst Schwarzenberg, mit. Das Frauenrennen um die Meisterschaft der Sudetenländer gewann Anna Skoda aus Österreich. Heute wird Skoda dennoch vielfach als erste Europameisterin geführt.
Durchgeführt wurden die Wettkämpfe im Auftrag des 1913 gegründeten Mitteleuropäischen Schlittensportverbandes, dem Deutsch-Österreichischen Schlittensportvereine, der Deutsche Rodelbund, der Deutsche Bobsleighverband, der Internationale Schlittenklub Davos und der Schlitten- und Bobsleighklub Klosters und damit drei Nationen angehörten.
Männer
Platz | Sportler | Land | Ort | Zeit |
---|---|---|---|---|
1 | Rudolf Kauschka | Österreich | Reichenberg | 4:30, min |
2 | Jakob Platzer | Österreich | Sterzing | 4:39, min |
3 | Richard Simm | Österreich | Dessendorf | 4:41, min |
4 | Hans Gfäller | Deutsches Reich | Oberaudorf | 4:42, min |
5 | Josef Doleschal | Österreich | Mödling | 4:43,0 min |
6 | Max Ehinger | Österreich | Hohenelbe | 4:44, min |
7 | Franz Keim | Österreich | Sterzing | 4:47, min |
8 | Karl Markel | Österreich | Graz | 4:51, min |
9 | Ernst Hoffmann | Österreich | Nachod | 4:52, min |
10 | Josef Pilgersdorfer | Österreich | Vordernberg | 4:54, min |
11 | Erwin Pösselt | Österreich | Gablonz | 4:55, min |
12 | Kamill Hofer | Österreich | Hohenelbe | 4:56,0 min |
13 | Berthold Pösselt | Österreich | Josefstal | 4:56, min |
14 | Albert Müller | Österreich | Reichenberg | 4:57, min |
15 | Karl Hagen | Deutsches Reich | Oberaudorf | 4:57, min |
16 | August Soukup | Österreich | Gablonz | 4:57, min |
17 | Josef Altmann | Österreich | Reichenberg | 4:58, min |
18 | Ferdinand Langer | Österreich | Mödling | 4:58, min |
19 | Oskar Besemüller | Österreich | Reichenberg | 4:59, min |
20 | von Trebra-Lindenau | Neu-Rennersdorf | 4:59, min | |
weitere Platzierungen, soweit bekannt: | ||||
30 | Fritz Zsak | Österreich | Graz | |
38 | Franz Prodinger | Österreich | Leoben | |
45 | Otto Rabensteiner | Österreich | Leoben | |
52 | August Zirl | Österreich | Wien | |
58 | Franz Wakonigg | Österreich | Liezen |
Datum: 1. Februar 1914
Am Start waren 88 Rodler. Die EM wurde in zwei Rennen entschieden. Der Lokalmatador Rudolf Kauschka entschied die Konkurrenz mit neun Sekunden Vorsprung für sich. Es kam zu mehreren Stürzen, die jedoch alle glimpflich verliefen.
Doppel
Platz | Sportler | Land | Ort | Zeit |
---|---|---|---|---|
1 | Karl Löbel * Erwin Pösselt |
Österreich Österreich |
Gablonz Gablonz |
2:34, min |
2 | Hans Gfäller Rudolf Kauschka |
Deutsches Reich Österreich |
Oberaudorf Reichenberg |
2:35, min |
3 | Arthur Klamt Berthold Pösselt |
Österreich Österreich |
Josefstal Josefstal |
2:39,0 min |
4 | Josef Doleschal Josef Wustinger |
Österreich Österreich |
Mödling Mödling |
2:39, min |
5 | Franz Prodinger Franz Perz |
Österreich Österreich |
Leoben Leoben |
2:41, min |
6 | Ferdinand Langer Theodor Potyka |
Österreich Österreich |
Mödling Mödling |
2:41, min |
* Auch die Schreibweise Karl Löbl wird genannt.
Datum: 2. Februar 1914
Am Start waren 33 Doppel, die ersten sechs Platzierten sind noch bekannt. Das Rennen wurde anders als das Einzelrennen in einem Lauf ausgetragen. Geplant waren zwei, doch musste schon vor dem ersten Durchgang das Rennprogramm auf einen Durchgang reduziert werden, da das klare Wetter die Strecke zu weich werden ließ. Stürze gab es keine.
Literatur
- Harald Steyrer, Herbert Wurzer, Egon Theiner: 50 Jahre FIL * 50 Years FIL. 1957 – 2007, Band I S. 32–33; Band II S. 91
- Rodelmeisterschaft von Europa. In: Prager Tagblatt, 3. Februar 1914, S. 4 (online bei ANNO).
- Rodelmeisterschaft für Europa 1914. In: Neue Freie Presse, 3. Februar 1914, S. 11 (online bei ANNO).