Rammelkam

Geschichte

Frühe Geschichte

Spuren e​iner 200 Jahre v. Chr. errichteten Doppel-Keltenschanzen s​ind 100 Meter westlich d​es Einödhofs Rammelkam erhalten. Man k​ann die Umrisse dieser beiden ca. 100 × 100 Meter großen Anlagen n​och auf d​en alten Katasterplänen erkennen.[1]

Im historischen Atlas von Vilsbiburg heißt es, dass Rammelkam, Geisenhausen und Velden Königsgüter von Kaiser Karl dem Großen gewesen sein sollen.[2] 926 wurde „Rammincheima“ (Heim des von Ramming, frühes bayr. Adelsgeschlecht) erstmals schriftlich erwähnt. Bischof Wolfram von Freising hatte damals von einem Edlen Cotascalh (Gottschalk) Besitz in Scheckenhofen und Hörgertshausen eingetauscht und dafür Rammelkam abgegeben.[3][2] Im Salbuch des Kastenamtes Landshut, in dem die Abgaben der dem Herzog gehörigen Güter gelistet sind, wird Remelheim erstmals 1278 genannt.[4] Aus dem Jahr 1338 stammt ein weiteres „Grundbuch“, in dem zwei gleich große Höfe verzeichnet sind.[5] Der zweite Hof lag westlich auf der anderen Seite des alten Weges von Grammelkam nach Preisenberg und diente in den letzten 160 Jahren als Austragshaus, bis es um 1920 abgerissen wurde.

16. Jahrhundert bis Gegenwart

Vom 12. bis zum 14. Jahrhundert war die Zeit der Namensgebung, ab jetzt taucht der Name Ramelkamer als Familienname in den Geschichtsquellen auf. 1590 wird z. B. ein Abkomme, Sigmund Rammelkamer, als Hofwirt zu Obergangkofen erwähnt. Am 2. Juli 1593 erhielt Gilg Rammelkamer mit fürstlichem Leibgedingsbrief das Leibrecht.[6] Während des Dreißigjährigen Krieges kam es zum mehrmaligen Wechsel der Bewirtschafter, aber der Hof wurde nicht, wie andere große Höfe (Siegerstetter) verlassen. 1638 konnten Georg und Agnes Strasser das Leibrecht auf dem Hof von Sebastian und Maria Hager kaufen und die Familie blieb dann fast 170 Jahre auf dem Hof. 1670 war in der Hofmark Obergangkofen ein Besitzwechsel vor sich gegangen, in dem der Landshuter Rentmeister Johann German Barbier, der auch die Hofmark Hofberg in Besitz hatte, die Hofmark Obergangkofen übernahm. Während die früheren Herren von Obergangkofen vergeblich versucht hatten, ihre Hofmark zu vergrößern, gelang dies Barbier schon 1674 auf Grund seiner Verdienste, die er sich u. a. als Gesandter des bayerischen Kurfürsten in Wien erworben hatte. Kurfürst Ferdinand Maria verkaufte ihm zusätzlich 34 Höfe um 4.000 Gulden. Unter ihnen befand sich neben Einzelhöfen in Walpersdorf, Preisenberg und Kumhausen auch Rammelkam.[7] Von nun an nannte sich der Rammelkamer „Obergangkofener Hofmarksuntertan“.

1743 wurde der Pfarrhof von Grammelkam von österreichischen Truppen geplündert. Von 1811 gibt es einen Bittbrief an den König wegen der nicht beglichenen Kriegslasten und Quartierkosten seit 1792.[8] Etwa von 1700 bis 1800 waren die Freiherren von Edlmar, kurfürstliche Beamte in Straubing, Amberg und Furth im Wald, Hofmarksherren von Obergangkofen und noch vor 1800 gingen die Hofmark und der Rammelkamer für die letzten 50 Jahre in den Besitz der Freiherren Walser von Syrenburg über. Mit der Aufhebung der Hofmarken im Jahr 1848 ging die Gemeindebildung Hand in Hand. Die große Obergangkofener Hofmark wurde in die zwei Gemeinden Obergangkofen und Niederkam geteilt. In letzterer lag Rammelkam. Mit der Gebietsreform wurden 1971 fünf Altgemeinden zur Gemeinde Kumhausen zusammengelegt.[9]

Bewirtschafter des Hofs

Vor 1600 sind nur unzusammenhängende Personen als Bewirtschafter des Hofes erhalten. Als die letzten sind 1560–1579 Hans Rammelkamer, 1582 Gilg Rammelkamer und 1589 Simon Rammelkamer genannt.

Das Jahr 1650 brachte d​en ersten familiengeschichtlich bedeutsamen Eintrag: Agnes d​es Georg Strassers z​u Rammelkam Wittib u​nd Wolf Strasser z​u Rammelkam übergaben i​n einem regelrechten Übergabebrief a​us der Zeit d​er Landgerichtsherrschaft i​hrem Sohn u​nd Bruder Georg Strasser d​as Leibrecht a​uf dem Hof z​u Rammelkam, w​ie der Vater e​s im Jahr 1638 v​on Seb. u​nd Maria Hager gekauft hatte.[10]

In der Mitte des 18. Jahrhunderts waren Angehörige der Strasserfamilie in der ganzen Umgebung ansässig. In den Grammelkamer Kirchenbüchern sind die Familiendaten der Strasser vollständig vorhanden.[11] Wie schon aus dem Bittbrief an den König (1811) zu ersehen war, gab es auch im 19. Jahrhundert große wirtschaftliche Probleme. In diesem Jahrhundert wurde der Hof fünfmal verkauft. 1806 tauschte Baltasar Strasser den Hof gegen das Anwesen des Kleingrasers Ulrich Oberhofer zu Mittergolding. Er war sein Stiefbruder.[11] Der Besitz war auf 7.500 Gulden geschätzt.[12][13]

Wegen Familienstreitigkeiten erwarb 1863 vorübergehend e​in Hermann Freiherr v​on Koniz d​en Besitz u​m 62.100 Gulden.[14] Schon 1864 kaufte d​ie Witwe d​es Verkäufers Theres Oberhofer, d​ie den weichenden Erben v​on Seepoint, Thomas Oberhofer geheiratet hatte, d​en Hof wieder u​m 54.000 Gulden zurück. Sie hatten a​ber 25.000 Gulden Hypothek für d​as Vatergut d​er 3 Kinder a​us erster Ehe z​u tragen.[15] 1877 tauschten s​ie dann Rammelkam m​it den Eigentümern d​es Hirschenwirtes (Ländtor) i​n Landshut, Franz u​nd Maria Attenkofer. Der Hof w​urde auf 90.857,14 Mark gewertet.[16] Die Attenkoferschen Eheleute übernahmen Hypotheken v​on 19.000 Gulden (= 32.571,43 Mark) u​nd 13.500 Gulden (= 23.142,85 Mark) Kaufschillingsrestforderungen d​er drei Kinder.

1878 tauschte Franz Attenkofer Rammelkam m​it seinem Bruder Michael g​egen das heimatliche Gastwirtsanwesen z​u Hohenegglkofen. Rammelkam w​urde auf 40.000 Gulden geschätzt, d​abei wurden 28.000 Gulden Schulden übernommen. Ein halbes Jahr später w​urde festgestellt, d​ass die v​om Kataster übernommene Gesamt-Fläche v​on 52,721 Hektar n​icht stimmte. Richtig w​ar 62,721 Ha (184,09 Tgw.). Es w​urde keine Nachzahlung vereinbart.[17]

Wirtschaftliche Entwicklung ab 1878

Trotz der Schuldenproblematik wurde 1892 die erste Dampfmaschine mit 4 PS mit Dresch-(Haken)Zylinder gekauft. 1898 erfolgte während der Militärzeit von Josef Attenkofer in einer finanziell schwierigen Phase eine vorzeitige Hofübergabe. Der neue Rammelkamer tauschte noch 1898 die Dampfmaschine gegen eine doppeltstarke mit 8 PS und einem Dreschwagen, um damit im Lohn zu dreschen. 1927 wurde während des Stadelbaues der erste Lanz-Bulldog gekauft. 1933 wurde mit dem Bau des Wagenschuppens mit Pferdestall die große Bauphase beendet. Josef Attenkofer war dann von 1925 bis 1945 Bürgermeister und die Gemeindekanzlei befand sich im Wohnhaus. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Schweizerwohnung als Gefangenenlager verwendet, die als Arbeitskräfte für die umliegenden Höfe dienten. 1945 gab es zwei amerikanische Granateinschläge im Haus. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebten vier Flüchtlingsfamilien mit im Haus.

Hofkirche St. Vitus

Hofkirche St. Vitus

An d​er Südwestseite d​es Hofes s​teht das Vituskirchlein, h​eute eine Nebenkirche d​er Pfarrei St. Petrus i​n Grammelkam. Der schlichte, a​m Turm unverputzte, a​m Langhaus verschlemmte Ziegelbau dürfte, w​ie die Pfarrkirche St. Peter i​n Grammelkam, i​m 12. o​der 13. Jahrhundert errichtet worden sein. 1315 meldet d​ie Matrikel d​es Bistums Freising n​icht eine bedeutungslose Hauskapelle, sondern e​ine „Filialkirche“. Der Bau z​eigt eindeutig Merkmale d​es spätromanischen Baustiles: charakteristische Rundbögen über d​em ehemaligen südlichen Portal, d​er heute d​urch einen westlichen ersetzt ist, u​nd am Turm.[18] Bis 1880 h​atte das Kirchenschiff n​ur zwei (romanische) Fensterschlitze (ohne Glas) a​n der Südseite; e​iner bei d​er Empore u​nd einer hinter d​em Altar s​ind noch erhalten.

Auf dem barocken, aus der Zeit um 1680 stammenden Hochaltar mit seinen zwei gewundenen Säulen steht die Figur des Kirchenpatrons, des Hl. Vitus. Der Altar wird von den Figuren zweier weiblicher Heiliger flankiert, darüber thronen Gott Vater und zwei Engel. Bemerkenswert sind auch die 7 Putten (Engelsköpfe). Das Chorgewölbe ist mit spätromanischen Fresken (14. Jh.) ausgestattet, die erst 1975 freigelegt worden sind. Dargestellt sind Christus Pantokrator und zwei Bischöfe. Die Kirche ist flach gedeckt, am Dachstuhl sind Abbundzeichen erhalten, und sie hat eine hölzerne Emporenbrüstung.[19] Die Glocke in Zuckerhutform soll im 13. Jahrhundert entstanden sein und ist damit die älteste, intakte Glocke des Ordinariates München/Freising. Sie hat einen Durchmesser von 40 cm, der Ton ca. cis.[20]

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Einzelnachweise

  1. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Bodendenkmal Rammelkam 7538/0194.
  2. Theodor Bitterauf: Die Traditionen des Hochstifts Freising. Bd. 2, Nr. 2.
  3. http://www.kumhausen.de/Rathaus/Geschichte/Chronik.aspx
  4. Erich Stahleder: Rammelkam – Geschichte eines Einödhofes und seiner Umgebung. S. 3–4.
  5. BayHStA, Kurbayern Hofkammer, Conservatorium Camerale 120, Salbuch von 1338.
  6. BayHSTA, Kurbayern Hofkammer Conservatorium Camerale 130, Sal- und Stiftbuch von 1618
  7. Erich Stahleder: Obergangkofen und Götzdorf – Geschichte von sechs Dörfern und ihren Kirchen im Landkreis Landshut. S. 30–32
  8. Rammelkam – Geschichte eines Einödhofes und seiner Umgebung. S. 13–14.
  9. Erich Stahleder: Die Gemeinde Kumhausen in Vergangenheit und Gegenwart, 1981, S. 16–17
  10. Zum Hof gehörten damals an Vieh und Fahrnis: „4 Ross, samt den dazugehörigen Geschirren, 4 Kühe, 3 Jungrinder, 2 Wägen, 2 Pflüge, 2 eiserne Eggen. Die kleine Sölde beim Hof wird als Austragshäusl bestimmt, in das der Besitzer jährlich 2 Metzen Waitz, 12 Metzen Korn, 2 Metzen Gersten, 1 Metzen Hafer, den fünften Teil vom Obst, 1 Gans, 2 Pifang weiße und 1 Pifang Kleinrüben und drei Eimergehacktes Kraut zu reichen hat. Der Nutzen von der Kuh, die sich die Austragsbäuerin hält, fällt, wenn Sie krank ist, den Besitzern zu, dafür liefert dieser täglich 1 Maß Milch und quatemberlich 3 Pfd. Schmalz.“
  11. Archiv des Erzbistums München und Freising, Pfarrei: Grammelkam, Band 16, Seite: fol. 204–206, Jahrgang: Familienbuch
  12. Oberhofer berichtet: „Ich gehöre in die Gerichtsbarkeit Obergangkofen, zahle jährlich dahin als Scharwerksgeld 8 Gulden. Bin leibrechtsweise grundbar zu obiger Hofmark. Ich gebe den ganzen Zehent, wo von 1/3 der Herr Pfarrer von Grammelkam ziehet. Dann diene ich noch 2 Klafter Scheider in den königlichen Holzgarten.“
  13. Staatsarchiv Landshut, Hofmark Obergangkofen, BrPr Nr. 528.
  14. Staatsarchiv Landshut 10/37-10 (Grundsteuer-)Kataster, Umschreibheft Niederkam Jg. 1859
  15. Staatsarchiv München, Außenstelle Eichstätt, Not. Landshut II Raumeier, Nr. 1864/1039
  16. Staatsarchiv München, Außenstelle Eichstätt, Not. Landshut II, Nr. 1877/1433
  17. Staatsarchiv München, Außenstelle Eichstätt, Not. Landshut II, Nr. 1878/431
  18. https://www.erzbistum-muenchen.de/Pfarrei/PV-Achdorf-Kumhausen/cont/68041
  19. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege: "die Kunstdenkmäler von Bayern", S. 195 f.
  20. Verhandlungen des Historischen Vereins Niederbayern; Band 118/119, 1992/93, Seite 17: Glocken der Kirchen im niederbayrischen Anteil des Erzbistums München/Freising (Georg Brenninger)

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