Puy de Dôme
Der 1465 Meter hohe Vulkan Puy de Dôme liegt im gleichnamigen Département Puy-de-Dôme und gehört zum Massif central in der Auvergne im Zentrum Frankreichs. Er ist der höchste Berg der Chaîne des Puys, der Kette der Puys[1]. Südwestlich der Chaîne des Puys liegt die Gruppe der ebenfalls ruhenden Vulkane der Monts Dore.
Puy de Dôme | ||
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Der Vulkan Puy de Dôme | ||
Höhe | 1465 m | |
Lage | Frankreich | |
Gebirge | Zentralmassiv | |
Koordinaten | 45° 46′ 22″ N, 2° 57′ 52″ O | |
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Typ | Lavadom | |
Gestein | Trachyt | |
Alter des Gesteins | 11.000 Jahre |
Er befindet sich etwa fünfzehn Kilometer von Clermont-Ferrand entfernt, das er um rund tausend Meter überragt. Seit 1956 befindet sich auf dem Puy de Dôme eine Sendeanlage für UKW und Fernsehen.
Geologie
Der Puy de Dôme besteht aus zwei Lavadomen aus Trachyt, die sich vor 11.000 bis 10.000 Jahren nacheinander über alte Schlackenkegel herausgeschoben haben. An den Flanken finden sich Brekzien und Ablagerungen von Glutwolken (Ignimbrit) vom Kollaps des ersten Doms. Weite Teile sind auch von Tephra des benachbarten Kilian-Kraters überdeckt, der vor 8550 Jahren kollabiert war.
Da der Vulkan zu den monogenetischen Vulkanen zählt, die also in der Regel nur einen Ausbruch oder eine Ausbruchsphase hatten, ist ein erneuter Ausbruch unwahrscheinlich. Für das Vulkanfeld der Chaîne des Puys als Ganzes kann man dies aber nicht annehmen, da es hier immer wieder Ruhephasen von mehreren 10.000 Jahren gegeben hatte.[2]
Geschichte
Der Gipfel hat schon in der Antike zur Errichtung von Tempeln und Gotteshäusern inspiriert. Einem keltischen Heiligtum des Dumiatis, daher vermutlich der Name podium Dumiatis, folgte in römischer Zeit ein Merkurtempel; im Mittelalter befand sich auf dem Gipfel eine Wallfahrtskapelle. Spuren der Heiligtümer wurden durch Ausgrabungen freigelegt.
Am 19. September 1648 machte der Physiker Blaise Pascal zusammen mit seinem Schwager Florin Périer das berühmt gewordene Experiment „vide dans le vide“ auf dem Puy de Dôme, das die aristotelische Hypothese des Horror vacui widerlegte, wonach unsichtbare Dämpfe das Vakuum ausfüllen. Pascal wies nach, dass der Luftdruck auf dem Gewicht der Luft über dem Standort beruht, indem er mit einem Quecksilberbarometer den Druckunterschied zwischen Clermont-Ferrand und dem Gipfel des Puy de Dôme maß und so annähernd das spezifische Gewicht berechnen konnte.[3]
Erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts, als man begann, sich mit der Natur wissenschaftlich auseinanderzusetzen, entdeckte man den vulkanischen Ursprung dieser Berge. Bis dahin hatte man geglaubt, es handle sich um riesenhafte Festungsbauten der Römer.
Als 1790, während der Französischen Revolution, die Départements geschaffen wurden, gab der Vulkan diesem Teil der Auvergne seinen Namen. Ursprünglich wollten die Menschen ihr Département Monts Dore nennen, also nach dem Ort, an dem sich mit dem 1885 Meter hohen Puy de Sancy der höchste Punkt des Départements befindet. Einige Bürger unter der Führung von Gaultier de Biauzat, einem Abgeordneten aus Clermont-Ferrand, waren aber der Meinung, dass dieser Name, der auch als „goldene Berge“ verstanden werden kann, die Hauptstadt Paris dazu bringen könnte, zu hohe Steuern zu verlangen. Die Auvergnaten entschieden sich daher für den Départementnamen Puy-de-Dôme.
Tourismus
Auf den Puy de Dôme führen Wanderwege und eine Straße. Auf dieser verkehrte bis 2009 in der Hauptreisezeit ein kostenpflichtiger Pendelbus, ansonsten war sie freigegeben. Die Straße ist aktuell für jegliche private Nutzung gesperrt (Stand 2021). Begründet wird dies mit ihrer Schmalheit; sie fungiert im Falle eines Unglückes auch als Fluchtroute. Bis 1925 konnte man von Clermont-Ferrand auch mit einer Schmalspurbahn mit Fellschem Antrieb auf den Berg gelangen. Seit Juni 2012 ist auf der Trasse der Straße eine Zahnradbahn in Betrieb, die in 12 Minuten von der Talstation auf den Berg fährt. In der Hauptreisezeit verkehrt sie im Halbstundentakt. Die Bergstation befindet sich in einer Höhe von 1406 Metern.
Vom Observatorium mit kleinem Museum auf dem Gipfel hat man manchmal einen faszinierenden Blick über ein Wolkenmeer, was mit der hier häufig auftretenden Inversionswetterlage zusammenhängt. Bei klarer Sicht kann man auf eine Entfernung von ungefähr 30 Kilometer rund 100 inaktive Vulkane überblicken. Um das Gipfelplateau führt ein großzügig angelegter Wanderweg mit Hinweistafeln. Ausgangspunkt ist die Bergstation der Zahnradbahn.
Das Gebiet gehört zum Regionalen Naturpark Volcans d’Auvergne.
Zahnradbahn
Von 1907 bis Herbst 1925 verkehrte eine 14,7 Kilometer lange Bahn mit zentraler Schiene nach dem System Fell/Hanscotte von der Place Lamartine in Clermont-Ferrand auf 390 Metern zur 1414 Meter hoch gelegenen Bergstation auf dem Puy de Dôme. Auf der Trasse wurde in der Folge eine Straße gebaut.
Am 26. Mai 2012 wurde eine neue Zahnradbahn unter dem Namen Panoramique des Dômes eröffnet. Der Bau der Zahnradbahn auf den Puy de Dôme begann im Jahr 2010. Als erster Schritt wurden die Wartungshallen (Centre de Maintenance), eine Talstation (Maison de Site) und eine Bergstation (Gare de Sommet) errichtet. 2011 erfolgte der Bau der eigentlichen Zahnradbahnstrecke.[4] Anschließend begann der Testbetrieb, der sämtliche Klimabedingungen durchlaufen musste, bevor die technische Zulassung erteilt wurde. Die Zahnradbahn ist eine von derzeit fünf (Stand 2018) bestehenden Zahnradbahnen in Frankreich, neben der Métro Lyon, der Tramway du Mont-Blanc, der Chemin de fer du Montenvers und dem Chemin de Fer de la Rhune.
Die 5,3 Kilometer lange Strecke verläuft zum größten Teil auf der bergseitigen Spur der existierenden Straße, wobei die talseitige Spur als Notfalls- und Rettungsspur erhalten bleibt. Ungefähr 300 Meter vor dem Gipfel kreuzt die Straße die Zahnradbahntrasse, so dass die Zahnradbahn am Gipfel unterhalb des Straßenniveaus in den Gare de Sommet einfährt. Die Zahnstangeneinfahrt befindet sich depotseitig der Talstation, so dass im Regelbetrieb die Triebfahrzeuge den Zahnradabschnitt nicht verlassen.
Die Spurweite der Strecke beträgt 1000 Millimeter. Es werden Y-Schwellen eingesetzt, die Zahnstange ist vom Typ Strub TN 70. Diese relativ neu entwickelte Zahnstange wird genauso wie die Schienen lückenlos verschweißt. Der kleinste Radius beträgt 70 Meter, die größte Neigung 155 Promille. Die Planung und Ausführung der Oberbauarbeiten wurde von den Schweizer Firmen Sersa und Laurent Membrez ausgeführt.[5] Die Bahn ist elektrifiziert mit 1500 Volt Gleichstrom.
Die vier Triebfahrzeuge wurden bei Stadler in Bussnang in der Schweiz bestellt. Die Fahrzeuge sind sowohl im Zahnstangenbereich sowie im Depotbereich im Adhäsionsbereich selbstfahrend.
Radsport-Anstieg
Die Straße von Clermont-Ferrand zum Puy de Dôme stellt einen der berühmtesten Anstiege der Tour de France dar und überwindet auf 14 Kilometern einen Höhenunterschied von über 1000 Meter, bei einer durchschnittlichen Steigung von 7,5 Prozent.
In den 1950er bis 1980er Jahren fanden hier insgesamt 13 Bergankünfte der Tour de France statt. Als erster Sieger triumphierte Fausto Coppi 1952. Das Duell zwischen Jacques Anquetil und Raymond Poulidor am Puy de Dôme bei der Tour 1964 gilt als ein legendärer Moment der Tour-Geschichte. 1975 wurde Eddy Merckx kurz vor dem Ziel von einem Zuschauer geschlagen.[6][7]
Nach 1988 wurde der Puy de Dôme vor allem aus logistischen und ökologischen Erwägungen nicht mehr befahren.
Für Hobbyradfahrer gibt es nur im Rahmen von speziellen Veranstaltungen die Möglichkeit, die Straße auf den Puy de Dôme zu befahren.
Tour de France-Etappensieger am Puy de Dôme
- Tour 1952: Fausto Coppi
- Tour 1959: Federico Bahamontes (Einzelzeitfahren)
- Tour 1964: Julio Jiménez
- Tour 1967: Felice Gimondi
- Tour 1969: Pierre Matignon
- Tour 1971: Luis Ocaña Pernía
- Tour 1973: Luis Ocaña Pernía
- Tour 1975: Lucien Van Impe
- Tour 1976: Joop Zoetemelk
- Tour 1978: Joop Zoetemelk
- Tour 1983: Ángel Arroyo (Einzelzeitfahren)
- Tour 1986: Erich Mächler
- Tour 1988: Johnny Weltz
Weblinks
- Chaîne des Puys im Global Volcanism Program der Smithsonian Institution (englisch)
- Parc des Volcans d'Auvergne (franz.)
- wandertipp.de: Wanderung zum Puy de Dôme
- explorerviews.de Tipps zum Wandern und Wissenswerte zu den Vulkanen
Literatur
- Johannes Baier (2020): Die Chaîne des Puys in der Auvergne. - Fossilien 37(2): 46-56.
Einzelnachweise
- Johannes Baier: Das Vulkanfeld Chaîne des Puys. In: Aufschluss 72 (6), S. 310–321, 2021.
- Hans Pichler und Thomas Pichler: Vulkangebiete der Erde. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2007, ISBN 978-3-8274-1475-5, Seite 49
- Blaise Pascal: Récit de la grande expérience de l’équilibre des liqueurs, projectée par le sieur B. P. [Blaise Pascal] pour l’accomplissement du traicté qu’il a promis dans son abbrégé touchant le vuide, et faite par le sieur F. P. [Florent Perier] en une des plus hautes montagnes d’Auvergne, Verlag C. Savreux, Paris 1648
- Planète Puy de Dôme: Le futur train à crémaillère le Panoramique des Dômes (franz.)
- bahnonline.ch: Sersa Group baut Zahnradbahn auf den Puy de Dôme
- Die Königsetappen der Tour de France: Puy de Dôme. In: arte. 28. Juni 2013, archiviert vom Original am 7. Juli 2013; abgerufen am 28. Juni 2013.
- Le dico du tour: Le Puy-de-Dôme dans le Tour de France (franz.)