Pute
Die Pute, auch Haustruthuhn (Meleagris gallopavo Linnaeus f. domestica), ist die domestizierte Form des Truthuhns und bildet mit diesem eine Art. Männliche Tiere werden Puter, Truthahn oder Welschhahn, weibliche Tiere Pute, Puthenne, Dinde oder Truthenne genannt. In der Schweiz bezeichnet man die Tiere auch als Truter und Trute.
Domestikation
Truthühner wurden bereits von den Azteken im heutigen Mexiko gehalten und waren sehr bedeutsam, da in der Neuen Welt vor dem Kontakt mit den Europäern nur wenige Tierarten existierten, die sich für die Fleischtierhaltung eigneten. Truthühner kamen dann möglicherweise schon 1497 mit Christoph Columbus nach Europa. Verbreiteter ist jedoch die Theorie, dass sie erst später mit spanischen Seefahrern zwischen 1520 und 1540 nach Europa gelangten. Als erster Conquistador kam wohl Hernán Cortés 1519 mit den Azteken in Berührung und besiegte sie bis 1521. Danach soll Cortés tatsächlich Truthühner nach Europa gebracht haben – man vergleiche Truthuhn#Kulturelle Bedeutung.
Name
Die deutschen Namen Pute und Truthuhn erinnern an die Lockrufe der Tiere, besonders der Hähne (trut-trut oder put-put). Ein anderer regional etablierter Name ist Kollerhahn, er wurde von den kollernden Drohlauten des Hahnes abgeleitet.[1]
Türkisches Huhn ist eine heute in Deutschland nur noch sehr selten verwendete Bezeichnung. Es wird oft angenommen, dass das Truthuhn über die Türkei nach Deutschland kam. Das Wort türkisch wurde aber nach den Türkenkriegen 1547 auch allgemein in der Bedeutung „fremd“ oder „unbekannt“ verwendet. Auch die Briten benannten die Tiere nach der Türkei (engl. Turkey); heute heißt das Truthuhn sowohl in England als auch in Nordamerika turkey. Der englische Name turkey „türkischer Hahn“ bezeichnete im Englischen ursprünglich das Perlhuhn, weil dieses tatsächlich aus Numidien über die Türkei nach Europa kam, und wurde dann nach der Entdeckung der Neuen Welt irrtümlich auch auf Truthühner übertragen – so belegt seit 1555.
Merkmale des Rassegeflügels
In Deutschland spricht man bei den Puten nicht von verschiedenen Rassen, sondern im Wesentlichen von verschiedenen Farbschlägen der Deutschen Pute. Diese werden in drei Gewichtsklassen eingeteilt, da sich Puten fast ausschließlich in Größe und Farbe unterscheiden:
- Schwere Puten: Althahn bis 15 kg, Junghahn 9–12 kg, Hennen 6–7 kg.
- Mittelschwere Puten: Althahn bis 12 kg, Junghahn 8–10 kg, Althenne 6–7 kg, Junghenne 5–6 kg.
- Leichte Landputen: Althahn 7–8 kg, Junghahn 6–7 kg, Hennen 4–5 kg.
Zu den kräftigen und schweren Farbschlägen gehören die bronzefarbigen, weißen und Schwarzflügel-Puten. Zu den Farbschlägen der mittleren Gewichtsklasse zählen die Bourbon-, Schwarz- und Rotflügelputen. Den leichten Farbschlägen des Landputentypes werden die Cröllwitzer Puten (USA: Royal Palm), die Narragansett-Puten sowie die blauen, kupfernen, roten und gelben Puten zugerechnet.[2][3]
Putenmast und Hybridzucht
Puten werden vor allem wegen ihres Fleisches gehalten. Putenfleisch ist fett- und kalorienarm; der Eiweißgehalt des Fleischs liegt, ähnlich wie bei Rind- und Schweinefleisch, zwischen 17 und 25 Prozent; Putenfleisch enthält neben einem hohen Gehalt an B-Vitaminen und Eisen auch Kupfer, Kalium und Zink. Putenfleisch kann unter Umständen Medikamentenrückstände enthalten.[4]
Für die Geflügelproduktion werden spezielle Hybridputen (auch Putenhybride genannt) – ähnlich wie Hybridhühner – mit der Methode der Hybridzucht gezüchtet. Diese werden aus reinerbigen Inzuchtlinien gekreuzt und eignen sich nicht zur Weiterzucht. Hybridputen setzen sehr effizient Futter in Fleisch um und werden so schnell schlachtreif. Das Brustfleisch hat einen Anteil von ca. 30 % am Gesamtgewicht der Tiere.[5]
In Deutschland wird hauptsächlich die Hybridpute B.U.T. Big 6 eingesetzt (Marktanteil von 95 bis 97 % im Jahr 2006). Derzeit gibt es nur drei Zuchtunternehmen weltweit, die Hybridputen auf dem Markt anbieten und den genetischen Pool der Putenwirtschaft kontrollieren.[6]
Da Hybridputen auf ein schnelles Wachstum und einen großen Brustmuskel gezüchtet werden, ergeben sich körperliche Probleme für die Tiere.[7] Zum Teil wird die Putenmast – auch in Bio-Betrieben – von Tierschützern wegen nicht artgerechter Haltung der Puten kritisiert.[8]
Erkrankungen
Puten können von mehreren Infektionskrankheiten betroffen sein. In Geflügelzuchtbetrieben kommt dem sogenannten Putenschnupfen Bedeutung zu, es handelt sich um eine bakterielle Infektion, verursacht durch Bordetella avium. Sie kann auch bei anderen Geflügelarten auftreten und wird dann als aviäre Bordetellose bezeichnet. Betroffen sind vor allem Putenküken, die Symptome reichen von Rhinitis („Schnupfen“) bis zur Bronchien- und Lungenentzündung. Die Infektion ist hochansteckend.[9] Putenschnupfen ist in den USA ein wirtschaftliches Problem in der Putenmast. Die Infektion mit Bordetella avium wird oft noch durch Sekundärinfektionen mit anderen Bakterien oder Viren verschlimmert. Die erkrankten Vögel nehmen nicht ausreichend an Gewicht zu, auch Todesfälle kommen vor.[10] Anhand der Symptome kann die aviäre Bordetellose nicht von der Putenrhinotracheitis (verursacht durch ein Pneumovirus) unterschieden werden.[9]
Weblinks
Einzelnachweise
- Warum heißt die Pute Pute? (Nicht mehr online verfügbar.) In: Geflügel Zeitung online. HK-Verlag, 30. September 2010, archiviert vom Original am 16. Juni 2013; abgerufen am 5. September 2012., zuletzt aufgerufen 14. Nov. 2021
- Manfred Golze: Attraktiv und wirtschaftlich: Die leichten Farbenschläge der Puten. In: Geflügelzeitung. Nr. 1, 4. Januar 2012, S. 14–16 (online [abgerufen am 5. September 2012]). online (Memento vom 14. Oktober 2013 im Internet Archive), .pdf, zuletzt aufgerufen 14. Nov. 2021
- Puten. (Nicht mehr online verfügbar.) Sonderverein Deutscher Puten und Perlhuhnzüchter e. V., archiviert vom Original am 19. Juni 2013; abgerufen am 6. September 2012., zuletzt aufgerufen 14. Nov. 2021
- Huhn und Pute – ein Einkaufsführer, Verbraucherzentrale Sachsen
- ÖKO-TEST, Januar 2012
- Shana Maria Bergmann: Vergleichende Untersuchung von Mastputenhybriden (B.U.T. Big 6) und einer Robustrasse (Kelly Bronze) bezüglich Verhalten, Gesundheit und Leistung in Freilandhaltung. Dissertation, Ludwig-Maximilians-Universität München, 2006.
- W. Branscheid, G. Hahn, M. Wicke: Qualität von Putenfleisch – Probleme und Gegenmaßnahmen. Universität Göttingen, Forschungs- und Studienzentrum für Veredelungswirtschaft Vechta. 2004. Aufgerufen (.pdf) 14. Nov. 2021
- Der Spiegel: Öko-Geflügelwirtschaft: Das Leiden der Bio-Puten 3. September 2013
- Hans-Joachim Selbitz, Uwe Truyen, Peter Valentin-Weigand: Tiermedizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. 8. Auflage. Enke Verlag, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8304-1080-5, S. 169–172.
- N. M. Beach, S. Thompson u. a.: Bordetella avium antibiotic resistance, novel enrichment culture, and antigenic characterization. In: Veterinary microbiology. Band 160, Nr. 1–2, November 2012, S. 189–196, ISSN 1873-2542. doi:10.1016/j.vetmic.2012.05.026. PMID 22721730. PMC 3469198 (freier Volltext).