Purpur-Kurzschnabelkolibri
Der Purpur-Kurzschnabelkolibri (Ramphomicron microrhynchum), manchmal auch Kleinschnabelkolibri oder auch nur Kurzschnabelkolibri genannt, ist eine Vogelart aus der Familie der Kolibris (Trochilidae). Die Art hat ein großes Verbreitungsgebiet, das die südamerikanischen Länder Bolivien, Peru, Ecuador, Kolumbien und Venezuela umfasst. Der Bestand wird von der IUCN als nicht gefährdet (Least Concern) eingeschätzt.
Purpur-Kurzschnabelkolibri | ||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Purpur-Kurzschnabelkolibri gemalt von John Gould & Henry Constantine Richter | ||||||||||
Systematik | ||||||||||
| ||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
Ramphomicron microrhynchum | ||||||||||
(Boissonneau, 1840) |
Merkmale
Der Purpur-Kurzschnabelkolibri erreicht eine Körperlänge von etwa 8 Zentimetern. Er hat den kürzesten Schnabel aller Kolibris, der nur bis zu 5 Millimeter lang wird. Das Männchen hat eine glänzende purpurne Oberseite. Hinter den Augen findet sich ein kleiner weißer Fleck. Die Kehle funkelt goldgrün, während der Rest der Unterseite grün schimmert. Der lange gegabelte Schwanz ist schwarz. Das Weibchen ist farblich etwas blasser. Die Oberseite ist metallischgrün und hat ebenfalls den postokularen weißen Flecken. Manchmal hat es weiße Streifen im hinteren Bereich der Oberseite. Die Unterseite ist weiß mit reichlich grüne runde Sprenkeln. Dabei hat es einen relativ langen schwarzen Schwanz, an dem die äußeren Steuerfedern weiß gepunktet sind. Der Schwanz ist nicht so stark gegabelt wie beim Männchen.
Verbreitung und Lebensraum
Die Art kommt an den Rändern typischer Nebelwälder und in den oberen Bereichen von feuchten Krummholzzonen mit niedrigen, knorrig wachsenden Bäumen sowie in buschigem Hochland in Höhen zwischen 2500 und 3600 Metern vor.
Verhalten
Der Vogel hält sich während der Mittagshitze überwiegend im Kronenbereich der Bäume auf. Dann sitzt er meist im äußeren Geäst der Bäume beziehungsweise in deren Baumkronen. Seinen Nektar sammelt er zusammen mit Artgenossen an den blühenden Bäumen. Bei der Nektarsuche schwirrt er meist vor den Blüten und hält sich selten fest. Neben dem Nektar ernährt er sich von Insekten. Dabei durchforstet er das Laub und pickt sich die Insekten heraus. Sein pendelnder Flug gleicht dem der Bienen. Vor den Augen eines Weibchens zeigt das Männchen ein ausgeprägtes Balzverhalten.
Unterarten
Bisher sind vier Unterarten bekannt, die sich vor allem durch ihre Färbung unterscheiden.[1]
- Ramphomicron microrhynchum microrhynchum (Boissonneau, 1840)[2] – Kommt in den Anden von Kolumbien über Ecuador bis in den Nordwesten Perus vor. Nominatform
- Ramphomicron microrhynchum andicolum Simon, 1921[3] – Simon vergab ursprünglich den Namen R. m. andicola. In den venezolanischen Anden des Bundesstaates Mérida präsent. Beim Männchen Schwanz im Gegensatz zur Nominatform schwarzviolett. Brust und Bauch sind schimmernd grasgrün. Die Unterschwanzdecken sind zimtfarben bis gelbbraun mit kleinen blauvioletten Punkten. Das Weibchen ist bronzefarben an den oberen Schwanzdecken. Die Unterseite ist eher gelbbraun denn weiß mit ebenfalls grünen Flecken. Die Unterschwanzdecken sind hell rotbraun.
- Ramphomicron microrhynchum albiventre Carriker, 1935[4] – Verbreitet in den Anden Zentralperus in den Regionen Huánuco, Cuzco and Apurímac. Oberseite ähnlich der Nominatform. Unterscheidet sich nur auf der Unterseite. Der Farbton der Kehle weniger goldorange, eher gelbgrün. Unterseite klareres grün und weniger goldbronzen. Das Gelbraun am Bürzel und den unteren Schwanzdecken wird durch ein schmutziges Weiß ersetzt. Auf den Unterschwanzdecken sind die zentralen Steuerfedern dunkelviolett.[4]
- Ramphomicron microrhynchum bolivianum Schuchmann, 1984[5] – Trifft man in Bolivien in der Cordillera de Cocapata in der Nordwestecke des Departamento Cochabamba. Diese Unterart hat als einzige eine metallisch violette Oberseite. Die Unterseite mit der gelbgrünen Kehle ist ähnlich wie R. m. albiventre. Das Grün am Bauch ist dunkler als bei der Nominatform und R. m. andicolum. Der stark gegabelte Schwanz ist dunkelblau.
Etymologie und Forschungsgeschichte
Auguste Boissonneau beschrieb den Kolibri unter dem Namen Ornismya microrhyncha.[2] Der Artikel stammte laut der Originalbeschreibung aus dem Dezember des Jahres 1839, wurde aber voraussichtlich erst im Jahr 1840 publiziert.[6] Erst später wurde die Art der Gattung Ramphomicron zugeordnet.[7] Dieses Wort leitet sich aus den griechischen Worten »rhámphos ράμφος« für »Schnabel« und »mikron μικρὸν« für »klein« ab.[8] Der Artname hat den gleichen etymologischen Ursprung wie der Gattungsname, nur dass hier die Worte (mikron + rhámphos) anders rum zusammengesetzt wurden.[9] »Andicolum« ist ein lateinisches Wortgebilde aus »Andinum« für »Anden« und »-cola, colere« für »Bewohner, bewohnen«.[10] »Albiventre« setzt sich aus den lateinischen Worten »albus« für »weiß« und »ventris« für »Bauch« zusammen.[11] Schließlich steht »bolivianum« für das Land Bolivien, da Karl-Ludwig Schuchmann das Verbreitungsgebiet dieser isolierte Population nur Bolivien zuordnete, obwohl er nicht ausschloss, dass sie eventuell auch ganz im Süden Perus vorkommen könnte.[5]
Literatur
- Steven L. Hilty, William L. Brown: A Guide to the Birds of Colombia. Princeton University Press, 1986, ISBN 978-0691083728, S. 292.
- Thomas Schulenberg, Douglas F. Stotz, Daniel F. Lane: Birds of Peru, Princeton University Press, 2007, S. 246, ISBN 978-0-691-04915-1
- Robert S. Ridgely, Paul J. Greenfield: Birds of Ecuador Field Guide, Vol. 1, Cornell University Press, 2001, S. 379, ISBN 978-0-8014-8720-0
- Robert S. Ridgely, Paul J. Greenfield: Birds of Ecuador Field Guide, Vol. 2, Cornell University Press, 2001, S. 255f, ISBN 978-0-8014-8721-7
- Rodolphe Meyer de Schauensee, William H. Phelps, Guy Tudor: A Guide to the Birds of Venezuela. Princeton University Press, 1992, S. 153 ISBN 978-0691082059
- James A. Jobling: Helm Dictionary of Scientific Bird Names. Christopher Helm, London 2010, ISBN 978-1-4081-2501-4.
- Auguste Boissonneau: Nouvelles espèces d'Oiseaux-Mouches de Santa-Fé de Bogota. In: Revue Zoologique par La Société Cuvierienne. Band 2, 1839, S. 354–356 (online [abgerufen am 23. Mai 2014]).
- Melbourne Armstrong Carriker, Jr: Descriptions of New Birds from Bolivia, with Notes on Other Little-Known Species. In: Proceedings of the Academy of Natural Sciences of Philadelphia. Band 87, 1935, S. 313–341 (online [abgerufen am 23. Mai 2014]).
- Eugène Simon: Histoire naturelle des Trochilid (Synopsis et catalogue). Encyclopédie Robert, L. Mulo, Libraire-Éditeur, Paris 1921 (online [abgerufen am 23. Mai 2014]).
- Karl-Ludwig Schuchmann: Two hummingbird species, one a new subspecies, new to Bolivia. In: Bulletin of the British Ornithologists' Club. Band 104, 1984, S. 5–7 (online [abgerufen am 23. Mai 2014]).
- Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte: Conspectus generum avium. Band 1. E. J. Brill, Leiden 1850 (online [abgerufen am 23. Mai 2014]).
- John Todd Zimmer: Studies of Peruvian birds. No. 62, The hummingbird genera Patagona, Sappho, Polyonymus, Ramphomicron, Metallura, Chalcostigma, Taphrolesbia, and Aglaiocercus. In: American Museum novitates. Nr. 1595, 1952, S. 1–30 (online [PDF; abgerufen am 23. Mai 2014]). (engl.; PDF; 2,452 MB)
Weblinks
- Ramphomicron microrhynchum in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2012.1. Eingestellt von: BirdLife International, 2012. Abgerufen am 23. Mai 2014.
- Factsheet auf BirdLife International
- Videos, Fotos und Tonaufnahmen zu Purple-backed Thornbill (Ramphomicron microrhynchum) in der Internet Bird Collection
- Purpur-Kurzschnabelkolibri (Ramphomicron microrhynchum) bei Avibase; abgerufen am 23. Mai 2014.
- Ramphomicron microrhynchum im Integrated Taxonomic Information System (ITIS). Abgerufen am 23. Mai 2014.
- xeno-canto: Tonaufnahmen – Purple-backed Thornbill (Ramphomicron microrhynchum)
- Purple Backed Thornbill (Ramphomicron microrhynchum) in der Encyclopedia of Life. Abgerufen am 5. November 2019 (englisch).
Einzelnachweise
- IOC World Bird List Hummingbirds
- Auguste Boissonneau, S. 354
- Eugène Simon, S. 199 & 379
- Melbourne Armstrong Carriker, Jr, S. 349
- Karl-Ludwig Schuchmann, S. 7
- John Todd Zimmer, S. 6
- Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte, S. 79
- James A. Jobling, S. 331
- James A. Jobling, S. 254
- James A. Jobling S. 47
- James A. Jobling, S. 39