Polnische Kriege
Polnische Kriege ist eine von Napoleon I. verwendete Bezeichnung für den von ihm begonnenen Russlandfeldzug und den zurückliegenden Vierten Koalitionskrieg von 1806/07.
Diese Bezeichnung führte er 1812 ein, um einerseits an den gegen Preußen erfolgreichen Vierten Koalitionskrieg anzuknüpfen, andererseits um den erneuten Krieg gegen Russland als Verteidigungmaßnahme darzustellen. Außerdem wurde der Krieg als Weg der territorialen Wiederherstellung des in den polnischen Teilungen von Österreich, Preußen und Russland zerschlagenen Doppelstaates Polen-Litauen gerechtfertigt.
Zwar war eines der wesentlichen Ergebnisse des Ersten Polnischen Krieges die teilweise Wiedererrichtung Polens als Herzogtum Warschau auf Kosten Preußens, Ursache des zweiten Krieges war aber der russisch-französische Streit um die Durchsetzung der Kontinentalsperre im Ostseeraum.
Napoleon wandte sich am 22. Juni 1812 in Litauen an seine Armee:
„Soldaten, der zweite polnische Krieg hat begonnen! Der erste endete in Friedland und Tilsit (1807) […] Der zweite polnische Krieg wird so ruhmvoll für die französischen Waffen sein, wie der erste es war […]“
Der Krieg begann zunächst mit einem französischen Vorstoß der Grande Armée nach Russland, er endete jedoch für Frankreich in einem Debakel. Für Polen brachte er nicht die erhoffte dauerhafte Erweiterung durch die 1812 eroberten litauischen Gebiete, sondern vielmehr Besatzung, Scheinselbständigkeit und letztlich russische Annexion von 1831 bis zum Ersten Weltkrieg.
Siehe auch
Literatur
- Franz Herre: Napoleon – Eine Biographie. München 2006, S. 241 f.
- Jewgeni Wiktorowitsch Tarle: Napoleon. Berlin (Ost) 1961.
- Vincent Cronin: Napoleon, Stratege und Staatsmann. Heyne, München 1983, ISBN 3-453-09047-0, S. 403, 405.