Polizeibataillon
Polizeibataillone waren paramilitärische Einheiten der Ordnungspolizei des nationalsozialistischen Deutschlands während des Zweiten Weltkriegs.
Aufstellung
Die Ordnungspolizei unter Kurt Daluege hatte im Jahr 1939 zur Unterstützung der Wehrmacht 21 Polizei-Bataillone mit je rund 500 Mann aufzustellen, die ihre ausgebildeten Mannschaften zur Bildung weiterer Bataillone abgaben und durch eingezogene Reservisten auffüllten. Besondere Polizei-Bataillone mit den Nummern 251–256 und 301–325 wurden ab Herbst 1939 aus Freiwilligen gebildet. Aus ihnen sollten die neuen Eliteverbände der Ordnungspolizei hervorgehen.
Ab dem Jahr 1939 sollten die Polizeibataillone die besetzten Gebiete sichern. Ab Januar 1941 galt, dass die Bezeichnung „Polizeibataillon“ nur die aus den Polizei-Ausbildungs-Bataillonen entstandenen Bataillone führen durften. Alle anderen Bataillone, die überwiegend aus Reserve-Polizisten bestanden, führten ab diesen Zeitpunkt die Bezeichnung „Reserve-Polizeibataillon“.
Neben den Polizeibataillonen gab es auch Polizei-Reitereinheiten. Aus den ursprünglich selbstständig operierenden Polizeibataillonen wurden dann durch Erlass des Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei Heinrich Himmler vom 9. Juli 1942 motorisierte Polizei-Regimenter gebildet. Jedes Regiment umfasste 3 bis 4 Bataillone sowie je eine Nachrichten-, Panzerspäh- und Panzerjäger-Kompanie.
Die Polizei-Schützen-Regimenter wurden gemäß Erlass des Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei vom 29. März 1943 aufgestellt. Zwischen Oktober 1943 und Oktober 1944 wurden aus Südtirolern zudem die vier zusätzlichen Polizeiregimenter „Bozen“, „Alpenvorland“, „Schlanders“ und „Brixen“ aufgestellt.
Ab 1943 wurde für die Polizeiregimenter die Bezeichnung SS-Polizeiregiment verwendet.
Geschichte
Beim Überfall auf Polen waren die Polizeibataillone bereits ab September 1939 im Einsatz und wurden anfangs für die Gefangennahme versprengter Soldaten, das Einsammeln des vom Gegner zurückgelassenen Kriegsgerätes und für die Bewachung von Kriegsgefangenenlagern eingesetzt. Im weiteren Verlauf des Krieges begingen Polizeieinheiten auch Kriegsverbrechen wie Verschleppungen und Massenmorde. Klemp kommt in seiner Studie zu dem Schluss, dass direkten Aktionen der ca. 50.000 Bataillonsangehörigen „mindestens eine halbe Million Menschen“ zum Opfer fielen. Er hatte Daten zu 125 Bataillonen ermittelt. Mindestens 75 davon standen im Verdacht, direkt oder indirekt an Massenverbrechen beteiligt gewesen zu sein. In der Bundesrepublik wurde ab 1954 gegen Angehörige verschiedener Bataillons ermittelt, es kam zu Verurteilungen und Schuldsprüchen.
In Kriegsverbrechen verwickelte Polizeibataillone
- Reserve-Polizei-Bataillon 3
- Reserve-Polizei-Bataillon 9
- Reserve-Polizei-Bataillon 11
- Reserve-Polizei-Bataillon 101
- Polizei-Bataillon 111
- Polizei-Bataillon 303
- Polizei-Bataillon 304
- Polizei-Bataillon 306
- Polizei-Bataillon 307
- Polizei-Bataillon 309
- Polizei-Bataillon 316
- Polizei-Bataillon 320
- Polizei-Bataillon 322
Literatur
- Stefan Kühl: Ganz normale Organisationen: Zur Soziologie des Holocaust. Suhrkamp, Berlin 2014 ISBN 978-3-518-29730-8
- Stefan Klemp: „Nicht ermittelt“. Polizeibataillone und die Nachkriegsjustiz. Ein Handbuch. Essen, 2. Aufl. 2011 ISBN 978-3-89861-381-1
- Wolfgang Curilla: Die deutsche Ordnungspolizei und der Holocaust im Baltikum und in Weißrußland 1941 - 1944. 2., durchges. Aufl. Paderborn 2005 ISBN 9783506717870
- Stephen Campbell: Police battalions of the Third Reich. Schiffer Military History, Atglen PA 2007