Plath (Unternehmen)
Die PLATH GmbH ist ein international tätiges mittelständisches deutsches Unternehmen mit Sitz in Hamburg, das sich auf den Bereich der militärischen Funküberwachung und der Funkortung spezialisiert hat.
PLATH GmbH | |
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 26. März 1954 |
Sitz | Hamburg, Deutschland |
Leitung | Nico Scharfe (CEO) Hinrich Brüggmann (CEO) |
Mitarbeiterzahl | 180 |
Umsatz | 45 Mio. EUR (Gj. 2016) |
Branche | Fernmeldeaufklärungssysteme, Funküberwachung und Funkortung für maritime Verkehrssicherung, Massendatenanalyse und -visualisierung |
Website | plath.de |
Überblick
Zu diesem Bereich zählt die Kommunikationsaufklärung für taktische (COMMS ESM) und strategische Anwendungen (COMINT) einerseits, sowie Applikationen für die maritime Verkehrslenkung und zur Unterstützung von Suche und Rettung (Search and Rescue) andererseits. Im Verbund mit verschiedenen Tochterunternehmen deckt die PLATH GmbH mit ihren Produkten und Systemen die gesamte Prozesskette der Kommunikationsaufklärung von der Sensorik bis hin zur Analyse und Auswertung von Massendaten ab. Die PLATH GmbH beschäftigt etwa 180 Mitarbeiter und erzielte im Geschäftsjahr 2016 einen Umsatz von 45 Millionen Euro. Im Jahr 2009 wurde die PLATH GmbH sowohl vom Handelsblatt auf den Platz 49[1] unter den hundert kommenden Weltmarktführer gesetzt, als auch von den VDI Nachrichten als „Hidden Champion“ bewertet.
Geschichte
Im Jahr 1837 gründete David Filby, ein Instrumentenmacher aus Husum, in Hamburg ein Handelshaus für nautische Instrumente und Karten, das im Jahr 1862 von dem Hamburger Carl Christian Plath übernommen wurde. Im selben Jahr verkaufte Plath an Johann Christian Dennert (1829–1920) eine Werkstatt für geodätische und mathematische Instrumente, mit der die Firmengründung der Dennert & Pape Aristo – Werke begann. Es folgten weitere Umfirmierungen und Beteiligungen, wie etwa an Cassens & Bennecke, die ab 1909 unter dem Namen Cassens & Plath in Bremerhaven Navigationsgeräte vertrieben, oder Weems und Plath in Annapolis, USA, bis dann 1937 die C. Plath KG gegründet wurde. 1950 richtete die C. Plath KG in ihrem sogenannten Kompasshaus,[2] das über Jahrzehnte zum Bild des Hamburger Hafens gehörte, eine Abteilung zur Entwicklung von Geräten zur Funknavigation ein. Die Leitung dieser Abteilung übernahm Maximilian Wächtler, der als Pionier auf dem Gebiet der Funkortung und Funk- bzw. Fernmeldeaufklärung gilt (er erhielt die Rudolf-Diesel-Medaille) und mehr als 60 Patente auf diesem Gebiet hielt.[3]
Aus dieser Abteilung wurde schließlich, unter Einbeziehung von Teilen der 1911 in Kiel gegründeten Signalgesellschaft, die C. Plath GmbH bzw. die heutige PLATH GmbH gegründet. Unter dem Dach der PLATH-Gruppe vereinigt sich heute PLATH mit ihren Töchtern innoSysTec GmbH, PROCITEC GmbH, PLATH EFT GmbH, die PLATH AG mit Sitz in Bern (Schweiz), sowie der CYPP GmbH. Der Mehrheitseigner ist heute das Familienunternehmen Handelsgesellschaft Scharfe mbH & Co. KG.
Die C. Plath KG hingegen ging in die LITEF GmbH über, die heute Northrop Grumman LITEF GmbH heißt. Aufgrund dieser Entstehungsgeschichte und den vielen Namensgleichheiten wird die PLATH GmbH häufig fälschlich als Nachfolger C. Plath KG betrachtet und mit Kompassen und anderen Navigationsgeräten in Verbindung gebracht. Unter den Geschäftsführern der C. Plath GmbH befand sich auch Herr Pfaff, der das Unternehmen von 1989 bis 1997 leitete. Pfaff hat zusammen mit Oberst a. D. Grabau einige der grundlegenden literarischen Werke der Funkaufklärung verfasst.[4] Diese werden noch heute bei der Ausbildung der EloKa-Truppe der deutschen Bundeswehr genutzt und gehören zum Standardwerk eines Aufklärers.
Produktsparten
Bekannt wurde die PLATH GmbH vor allem durch die Herstellung von Sichtfunkpeilern für die Navigation und die Ortung von Schiffen im Seenotfall. Diese Geräte waren für die Seeschifffahrt, in Zeiten in denen es noch kein GPS gab, zur Positionsbestimmung von größter Wichtigkeit.[5] Hier dominierte die PLATH GmbH in den 1950er und 1960er Jahren zusammen mit dem Firmen Telefunken/DEBEG, die ihrerseits Komponenten von PLATH verwendeten, die Peiltechnik.[6] Diese Dominanz im Markt ging sogar so weit, dass im Standardhandbuch für nautische Offiziere[7] die Funkpeilung am Doppelkanalsichtfunkpeiler SFP7000 erklärt wurde.
- Kommunikationsaufklärungssysteme
- Peil- und Ortungssysteme
- Auswertesysteme
Produkte
- Antennen
- Funkempfänger
- Funkpeiler
- Peildatenverdichter
- Signalanalysesoftware
- Auswertesoftware für Massendaten
- Steuersoftware
Technische Meilensteine
Unter weiteren technischen Innovationen, mit denen die PLATH GmbH aufwarten konnte, sind z. B. nennenswert: Maximumprinzip des Sichtfunkpeilers[6] sowie Patente für den ersten Doppelkanalsichtfunkpeiler, Verfahren zur Peilung und Ortung von Sendern bei Frequenzsprung-Funkverbindungen (Frequency Hopping) oder in neuester Zeit Verfahren zur Täuschung der Satellitennavigation (GPS-Spoofing).[8] Seit ihrer Firmengründung 1954 wurden mehr als 200 Patente angemeldet.
- 1953 Entwicklung des ersten serienreifen Doppelkanalsichtfunkpeilers der Welt mit behördlicher Zulassung
- 1958 modularer Sichtfunkpeiler mit Plug-In Modulen für verschiedene Frequenzbereiche und Funktionen
- 1960 Entwicklung des ersten fernbedienbaren Sichtfunkpeilers
- 1971 Auslieferung des ersten automatischen Peilsystems
- 1975 Funkpeiler zur Peilung von Signale unterhalb der Rauschschwelle
- 1976 Inbetriebnahme des ersten automatischen Funkaufklärungssystems
- 1982 Realisierung des Punktwolkenortungsverfahren in Echtzeit
- 1988 fernbedienbares Kurzwellenpeilsystem für die Bundeswehr
- 1988 weltweit erster Breitbandfunkpeiler
- 1988 automatisches Peilsystem für VTS-Anlagen
- 1989 Prototyp des ersten Breitbandpeilempfängers nach dem Watson-Watt-Verfahren
- 1996 Patent zum GPS-Spoofing
- 1997 Einführung des Peildatenverdichters
- 1999 Gründung PROCITEC und Einstieg in die Signalanalyse
- 2003 vollständig automatisches Fernmeldeaufklärungssystem für das Kurzwellenband (HF)
- 2009 breitbandiger 7-Kanal-Interferometerpeiler für V/UHF
- 2012 erstes sensorunabhängiges ICM-System
- 2013 erste Produktlinie für volle HF-Abdeckung
- 2014 erste sensorunabhängige automatische Datenfusion
- 2015 erste vollautomatische digitale Peildatenauswertung
Bildergalerie
- Sextant (um 1890)
- Schiffskompass
- Aviator ATK 3 mit Rechenkreis (1930er-Jahre)
- Adcock-Antenne
Siehe auch
Einzelnachweise
- 100 Wachstums-Champions im Mittelstand. (Memento vom 26. August 2010 im Internet Archive) auf vdi-nachrichten.com, abgerufen am 30. April 2010.
- Foto des Kompasshauses auf einestages.spiegel.de
- Bernd Horstmann (Hrsg.): Funkpeilen gestern, heute, morgen. Maximilian Wächtler 80 Jahre, 2. Aufl., Hamburg 1981.
- Rudolf Grabau, Klaus Pfaff (Hrsg.): Funkpeiltechnik. Franckh’sche Verlagshandlung, Stuttgart 1989.
- Funknavigation: Peilen. auf seefunknetz.de
- Joachim Beckh: Blitz und Anker. Band 2: Informationstechnik, Geschichte & Hintergründe. Norderstedt 2005.
- Müller, Krauß: Handbuch für die Schiffsführung. Band 1, Teil C – Navigation. 8. Auflage, Berlin 1986.
- Datenbank des Deutschen Patent- und Markenamtes auf depatisnet.dpma.de